Klimawandel Lag früher mehr Schnee?
Stand: 20.12.2025 11:16 Uhr
Schlittenfahren und Schneeballschlacht: So sah der Winter laut Erzählungen vor vielen Jahren aus. Aber lag damals tatsächlich mehr Schnee als heute – oder sind das nur romantisierte Erinnerungen?
Von Katharina Wilhelm, HR
Wie mit Puderzucker bestäubte Bäume, gefrorene Seen – davon ist in den meisten Teilen Deutschlands nichts zu sehen. Der Schnee lässt auf sich warten. Viele haben den Eindruck: Früher war nicht nur mehr Lametta, sondern auch mehr Schnee, oder?
Tim Staeger, Meteorologe im Wetterkompetenzzentrum der ARD stimmt diesem Eindruck zu: „Tatsächlich sind die Winter schneeärmer geworden. Wenn man deutschlandweit schaut, dann haben wir vom statistischen Mittel in den 40er bis 80er-Jahren etwa so 45 Schneetage pro Winter gezählt, und das sind jetzt aktuell nur noch so um die 20.“
Trend geht zu weniger Schnee
Vor allem auf dem flacheren Land gab es in den vergangenen Jahren weniger Schnee. Der letzte wirklich schneereiche Winter sei der von 2009/2010 gewesen. „Da gab es zum Beispiel an Weihnachten bundesweit eine geschlossene Schneedecke. Das ist ohnehin ein seltenes Ereignis.“
Auch das NDR Datenteam bestätigt den Trend zu schneeärmeren Wintern. Der Norden sieht ohnehin noch einmal weniger von der weißen Pracht als der Süden Deutschlands. Das war schon vor dem Einfluss der Erderwärmung so.
Und die Erinnerung an besonders schöne, weiße Winter seien tatsächlich oft romantisch verklärt meint Staeger. Auch früher habe es schließlich matschige und regnerische Winter gegeben.
Aber der Klimawandel verringert unsere Chancen auf selbstgebaute Schneemänner und Schneeballschlachten tatsächlich. Dafür sorge eine Erderwärmung von 1,5 Grad im Mittel – und Deutschlands Winter seien noch wärmer geworden, so Meteorologe Staeger: „Im Verhältnis zum vorindustriellen Niveau ist es so viel wärmer geworden, in den deutschen Wintern um 2,5 Grad. Also der Trend ist hier sogar noch ausgeprägter.“
Weniger Schnee führt zu Problemen
Weniger Schnee und insgesamt milde Wintermonate haben Folgen für die Natur. Tiere, die sich an niedrigere Temperaturen angepasst haben oder gar Winterschlaf halten, geraten unter Stress. Das betrifft beispielsweise Igel: Wachen diese zu früh aus dem Winterschlaf auf, werden ihre Energiereserven angezapft. Der Igel geht geschwächt ins Frühjahr. Auch bei Pflanzen können milde Temperaturen dazu führen, dass Blüten verfrüht austreiben. Wenn der Frost dann nochmal zurückkommt, kann dies die Pflanzen stark schädigen.
Schwankungen gehören dazu
Die Winter werden milder und wärmer – zum Klimawandel gehört aber auch dass es Schwankungen geben wird, also auch mal kalte und schneereichere Winter. In diesem Jahr gab es in einigen Regionen schon im Oktober Schnee. Dies sei ganz normal, sagt Staeger mit Blick auf die Statistik: „Es kann durchaus auch schon Ende November mal winterlich werden. Das heißt aber nicht, dass der Winter prinzipiell dann auch kalt wird. Da kann sich noch viel drehen.“
Für diesen Winter gibt es Wahrscheinlichkeitstrends, noch keine Vorhersagen. Und die deuten auf einen insgesamt eher milden Winter hin.
Chance auf weiße Weihnachten?
Eine konkrete Aussage, ob es weiße Weihnachten geben könnte, dafür ist es einfach noch zu früh. Es gab Jahre, da habe eine Wetterkapriole am 23. Dezember dafür gesorgt, dass es nicht klar war, ob es am Folgetag schneien würde, erinnert sich ARD-Wetterexperte Staeger. Wer jetzt schon eine definitive Aussage darüber treffe, lehne sich zu weit aus dem Fenster. Trotzdem scheint es so, als würde nur wenig darauf hindeuten.
Vielleicht ein Trost: Weiße Weihnachten waren statistisch gesehen schon immer eine Seltenheit. „Die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten in den Niederungen liegt so bei fünf Prozent maximal. Wer wirklich 100 Prozent möchte, muss eigentlich schon fast in die Alpen fahren.“








