Stand: 22.12.2025 18:02 Uhr
Ein Streit zwischen dem AfD-Verteidigungsexperten und Wehrpflicht-Befürworter Lucassen und Gegner Höcke sorgt für Wirbel. Die Fraktionspitze forderte Lucassen auf, sich zu erklären. Die Stellungnahme liegt dem ARD-Hauptstadtstudio vor.
Wie stehen wir zum Staat? Diese Frage wird in der AfD laut gestellt. In einer Partei, die sich darauf vorbereitet, im kommenden Jahr vielleicht Regierungsverantwortung zu übernehmen. Doch was wäre wenn? Wird die Partei scheitern? Genauso könne es kommen, fürchtet Rüdiger Lucassen, der verteidigungspolitische Sprecher seiner Fraktion.
Der hatte Anfang Dezember im Bundestag auf offener Bühne Björn Höcke kritisiert – den mächtigen Landeschef aus Thüringen. Lucassen, das wurde deutlich, hatte sich sehr über eine Rede von Höcke im Landtag geärgert. Denn der – so Lucassen – habe den Eindruck hinterlassen, dass die AfD Deutschland aufgegeben hat.
Fraktionsvorstand fordert Erklärung – von Lucassen
Höcke hatte im Landtag gefragt: „Was soll der junge Mann mit einer Bundeswehr verteidigen, die keinen Patriotismus und keine Tradition mehr kennt?“ Höcke zählt auf: „Dragqueen-Auftritte in Kindergärten“, die „mit Betonmauern gesicherten Lichterfeste, die früher mal Weihnachtsmärkte hießen, die Massenzuwanderung, die ihn fremd im eigenen Land macht, den Schuldstolz?“ Bevor wieder ein einziger junger Mann in Uniform gesteckt werde, „müsse der Staat wieder ein Staat der Deutschen werden“, bilanziert Höcke.
Lucassen fragt im Bundestag zurück: Was „hätten wohl die Männer und Frauen der Befreiungskriege dazu gesagt? Sie wären diesem Befund niemals gefolgt“. Mit diesen Worten hat Lucassen einige in seiner Partei gegen sich aufgebracht – vor allem die, die zum Umfeld von Höcke zählen. Sie beantragten, die Fraktion solle intern über diesen Angriff aus den eigenen Reihen diskutieren. Das wurde mit großer Mehrheit abgelehnt – auch auf Drängen von Parteichefin Alice Weidel. Doch der Fraktionsvorstand forderte Lucassen auf, sich zu erklären.
Lucassen warnt seine Partei
Diese Stellungnahme liegt dem ARD-Hauptstadtstudio vor, und Lucassen bleibt bei seiner Haltung. Die Aussage, dass die Bundeswehr keinen Patriotismus und keine Tradition mehr kenne, berühre ihn als ehemaliger Soldat und Offizier zutiefst. Er könne das nicht unwidersprochen hinnehmen. Lucassen schreibt: „Wenn wir als Partei und Bundestagsfraktion diesem Duktus folgen, verlieren wir nicht nur die Soldaten und Angehörigen der Bundeswehr, sondern auch die potentiellen Wähler, die Staatsverantwortung von uns erhoffen.“
Er warnt seine Partei. Ab dem Moment der Regierungsübernahme durch die AfD seien „wir für diesen Staat verantwortlich. Spätestens dann haben wir die Aufgabe, ihn zu führen, zu pflegen und zu beschützen“. Wer das nicht akzeptiert, werde in wenigen Wochen scheitern. Dann werde es einen Absturz der AfD ins Bodenlose geben. Die Verunglimpfung des Staates und seiner Institutionen sollte nicht Parteilinie sein.
Ob die Rede von Lucassen für ihn Konsequenzen haben wird, hat die Partei noch nicht entschieden.









