„Vorwürfe sind haltlos“ Russischer Diplomat bestreitet Drohnenabschuss auf Polen
10.09.2025, 14:31 Uhr
In der vergangenen Nacht dringen fast 20 russische Drohnen in den polnischen Luftraum ein. Der Kreml selbst weist die Vorwürfe zurück – und verweist auf angeblich fehlende Beweise für den Ursprung der Luftobjekte.
Polen hat in der Nacht insgesamt 19 Verletzungen seines Luftraums festgestellt. Ministerpräsident Donald Tusk sagte, das EU- und Nato-Land habe daraufhin mehrere Drohnen abgeschossen. „Derzeit liegt uns die Bestätigung vor, dass drei Drohnen abgeschossen wurden“, sagte Tusk vor dem Parlament in Warschau. „Uns liegen keine Informationen vor, die darauf hindeuten, dass durch das russische Vorgehen jemand verletzt oder getötet wurde“, fügte er hinzu.
Nach Angaben des Innenministeriums wurden aber ein Haus und ein Auto beschädigt. Die Ministeriumssprecherin Karolina Galecka sagte, bei der Suche nach Drohnen und Drohnentrümmern seien „sieben Drohnen“ und die Trümmer eines bisher unbekannten Geschosses gefunden worden.
Belarus will nach eigenen Angaben Polen und Litauen in der Nacht über Drohnen informiert haben, die auf deren Hoheitsgebiete zuflogen. Während des nächtlichen „Austauschs von Drohnenschlägen zwischen Russland und der Ukraine“ habe Belarus Flugapparate, die vom Kurs abgekommen seien, verfolgt und teilweise zerstört, sagte der belarussische Generalstabschef Pawel Murawejko in einer bei Telegram verbreiteten Erklärung. Das habe Polen bei der Abwehr geholfen. Die Rede war dabei von „verirrten Drohnen“, ohne ihre Herkunft zu nennen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zufolge sind die Waffensysteme anscheinend von Belarus aus auf den Weg gebracht worden. „Diese Drohnen sind ganz offenkundig gezielt auf diesen Kurs gebracht worden. Um in die Ukraine zu fliegen, hätten sie diesen Weg nicht fliegen müssen“, sagte Pistorius. „Sie waren offenkundig, so die Ansagen aus Polen, auch entsprechend munitioniert. Es hätte also auch jederzeit etwas passieren können.“
Kreml-Botschaft weist Vorwürfe zurück
Ein erster russischer Diplomat wies den Vorwurf einer Luftraumverletzung Polens durch Drohnen seines Landes inzwischen zurück. „Wir halten die Vorwürfe für haltlos. Es wurden keine Beweise vorgelegt, dass diese Drohnen russischen Ursprungs sind“, sagte Andrej Ordasch, der Geschäftsträger der Botschaft Russlands in Warschau, der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge.
„Wir wissen eines: Diese Drohnen flogen aus Richtung der Ukraine“, schob er wenig später nach seinem Termin im polnischen Außenministerium nach. Ordasch hatte zuvor mitgeteilt, er sei dort einbestellt worden. Der Diplomat verwies darauf, dass sich ein ähnlicher Vorwurf in der Vergangenheit am Ende als falsch herausgestellt habe.
Der Vorfall, auf den sich Ordasch mit seiner Aussage über einen früher fälschlich erhobenen Vorwurf bezieht, liegt knapp drei Jahre zurück. Ende 2022 kamen in Polen nahe der Grenze zur Ukraine zwei Menschen durch den Einschlag einer Rakete ums Leben. Russland hatte zu der Zeit einen großen Luftangriff auf den Westen der Ukraine gestartet. Soweit bisher bekannt, war das in Polen abgestürzte Flugobjekt damals eine verirrte ukrainische Flugabwehrrakete.
Russland sei absolut nicht an einer Eskalation der Beziehungen zu Polen interessiert, sagte Ordasch weiter. Leider werde dies aufgrund der „russenfeindlichen Stimmung“ von der polnischen Regierung ignoriert, fügte er hinzu. Das russische Präsidialamt lehnte eine Stellungnahme zu dem Einflug von Drohnen in den polnischen Luftraum bislang ab. Das Verteidigungsministerium sei zuständig. Doch auch dieses äußerte sich bisher nicht.
Nato beteiligte sich am Drohnenabwehr-Einsatz
Russland hatte in der Nacht schwere Angriffe auf die Ukraine geflogen, unter anderem auf die westukrainische Stadt Lwiw, die etwa 80 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt ist. Nach Angaben der polnischen Streitkräfte drangen auch Drohnen in den polnischen Luftraum ein. An dem Einsatz zum Abschuss der Drohnen beteiligten sich auch niederländische Nato-Flugzeuge. Polen beantragte bei dem Militärbündnis zudem Konsultationen zum Bedrohungsfall nach Artikel 4 des Nordatlantikvertrags.
Die Nato verurteilte das „rücksichtslose Verhalten“ Moskaus. Bei einer Sitzung des Nordatlantikrats am Vormittag hätten die Verbündeten ihre „Solidarität mit Polen“ bekundet, sagte Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Unabhängig davon, ob es sich um eine absichtliche Verletzung des Luftraums handele oder nicht, sei Russlands Verhalten „absolut rücksichtslos“ und „absolut gefährlich“, stellte Rutte fest.
Rutte sagte, die vollständige Untersuchung der Vorfälle sei noch nicht abgeschlossen. Es handele sich jedoch nicht um einen „Einzelfall“. Die Mitgliedstaaten seien entschlossen, „jeden Zentimeter“ des Nato-Gebiets zu verteidigen, bekräftigte der Nato-Generalsekretär. Er sei „wirklich beeindruckt“ von der „sehr erfolgreichen Reaktion“ der Nato. Die vergangene Nacht habe gezeigt, dass die Nato ihr Gebiet und ihren Luftraum verteidigen könne, sagte Rutte.
Es sei das erste Mal gewesen, dass Nato-Flugzeuge „potenzielle Bedrohungen im Luftraum eines Verbündeten angegriffen haben“, erklärte ein Nato-Sprecher in einer Stellungnahme. Während der Luftraumverletzung seien auch deutsche Patriot-Luftabwehrsysteme in Polen in Alarmbereitschaft gesetzt und ein italienisches Frühwarnflugzeug gestartet worden, hieß es weiter.
„Vorwürfe sind haltlos“ Russischer Diplomat bestreitet Drohnenabschuss auf Polen
10.09.2025, 14:31 Uhr
In der vergangenen Nacht dringen fast 20 russische Drohnen in den polnischen Luftraum ein. Der Kreml selbst weist die Vorwürfe zurück – und verweist auf angeblich fehlende Beweise für den Ursprung der Luftobjekte.
Polen hat in der Nacht insgesamt 19 Verletzungen seines Luftraums festgestellt. Ministerpräsident Donald Tusk sagte, das EU- und Nato-Land habe daraufhin mehrere Drohnen abgeschossen. „Derzeit liegt uns die Bestätigung vor, dass drei Drohnen abgeschossen wurden“, sagte Tusk vor dem Parlament in Warschau. „Uns liegen keine Informationen vor, die darauf hindeuten, dass durch das russische Vorgehen jemand verletzt oder getötet wurde“, fügte er hinzu.
Nach Angaben des Innenministeriums wurden aber ein Haus und ein Auto beschädigt. Die Ministeriumssprecherin Karolina Galecka sagte, bei der Suche nach Drohnen und Drohnentrümmern seien „sieben Drohnen“ und die Trümmer eines bisher unbekannten Geschosses gefunden worden.
Belarus will nach eigenen Angaben Polen und Litauen in der Nacht über Drohnen informiert haben, die auf deren Hoheitsgebiete zuflogen. Während des nächtlichen „Austauschs von Drohnenschlägen zwischen Russland und der Ukraine“ habe Belarus Flugapparate, die vom Kurs abgekommen seien, verfolgt und teilweise zerstört, sagte der belarussische Generalstabschef Pawel Murawejko in einer bei Telegram verbreiteten Erklärung. Das habe Polen bei der Abwehr geholfen. Die Rede war dabei von „verirrten Drohnen“, ohne ihre Herkunft zu nennen.
Verteidigungsminister Boris Pistorius zufolge sind die Waffensysteme anscheinend von Belarus aus auf den Weg gebracht worden. „Diese Drohnen sind ganz offenkundig gezielt auf diesen Kurs gebracht worden. Um in die Ukraine zu fliegen, hätten sie diesen Weg nicht fliegen müssen“, sagte Pistorius. „Sie waren offenkundig, so die Ansagen aus Polen, auch entsprechend munitioniert. Es hätte also auch jederzeit etwas passieren können.“
Kreml-Botschaft weist Vorwürfe zurück
Ein erster russischer Diplomat wies den Vorwurf einer Luftraumverletzung Polens durch Drohnen seines Landes inzwischen zurück. „Wir halten die Vorwürfe für haltlos. Es wurden keine Beweise vorgelegt, dass diese Drohnen russischen Ursprungs sind“, sagte Andrej Ordasch, der Geschäftsträger der Botschaft Russlands in Warschau, der staatlichen Nachrichtenagentur Ria Nowosti zufolge.
„Wir wissen eines: Diese Drohnen flogen aus Richtung der Ukraine“, schob er wenig später nach seinem Termin im polnischen Außenministerium nach. Ordasch hatte zuvor mitgeteilt, er sei dort einbestellt worden. Der Diplomat verwies darauf, dass sich ein ähnlicher Vorwurf in der Vergangenheit am Ende als falsch herausgestellt habe.
Der Vorfall, auf den sich Ordasch mit seiner Aussage über einen früher fälschlich erhobenen Vorwurf bezieht, liegt knapp drei Jahre zurück. Ende 2022 kamen in Polen nahe der Grenze zur Ukraine zwei Menschen durch den Einschlag einer Rakete ums Leben. Russland hatte zu der Zeit einen großen Luftangriff auf den Westen der Ukraine gestartet. Soweit bisher bekannt, war das in Polen abgestürzte Flugobjekt damals eine verirrte ukrainische Flugabwehrrakete.
Russland sei absolut nicht an einer Eskalation der Beziehungen zu Polen interessiert, sagte Ordasch weiter. Leider werde dies aufgrund der „russenfeindlichen Stimmung“ von der polnischen Regierung ignoriert, fügte er hinzu. Das russische Präsidialamt lehnte eine Stellungnahme zu dem Einflug von Drohnen in den polnischen Luftraum bislang ab. Das Verteidigungsministerium sei zuständig. Doch auch dieses äußerte sich bisher nicht.
Nato beteiligte sich am Drohnenabwehr-Einsatz
Russland hatte in der Nacht schwere Angriffe auf die Ukraine geflogen, unter anderem auf die westukrainische Stadt Lwiw, die etwa 80 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt ist. Nach Angaben der polnischen Streitkräfte drangen auch Drohnen in den polnischen Luftraum ein. An dem Einsatz zum Abschuss der Drohnen beteiligten sich auch niederländische Nato-Flugzeuge. Polen beantragte bei dem Militärbündnis zudem Konsultationen zum Bedrohungsfall nach Artikel 4 des Nordatlantikvertrags.
Die Nato verurteilte das „rücksichtslose Verhalten“ Moskaus. Bei einer Sitzung des Nordatlantikrats am Vormittag hätten die Verbündeten ihre „Solidarität mit Polen“ bekundet, sagte Nato-Generalsekretär Mark Rutte. Unabhängig davon, ob es sich um eine absichtliche Verletzung des Luftraums handele oder nicht, sei Russlands Verhalten „absolut rücksichtslos“ und „absolut gefährlich“, stellte Rutte fest.
Rutte sagte, die vollständige Untersuchung der Vorfälle sei noch nicht abgeschlossen. Es handele sich jedoch nicht um einen „Einzelfall“. Die Mitgliedstaaten seien entschlossen, „jeden Zentimeter“ des Nato-Gebiets zu verteidigen, bekräftigte der Nato-Generalsekretär. Er sei „wirklich beeindruckt“ von der „sehr erfolgreichen Reaktion“ der Nato. Die vergangene Nacht habe gezeigt, dass die Nato ihr Gebiet und ihren Luftraum verteidigen könne, sagte Rutte.
Es sei das erste Mal gewesen, dass Nato-Flugzeuge „potenzielle Bedrohungen im Luftraum eines Verbündeten angegriffen haben“, erklärte ein Nato-Sprecher in einer Stellungnahme. Während der Luftraumverletzung seien auch deutsche Patriot-Luftabwehrsysteme in Polen in Alarmbereitschaft gesetzt und ein italienisches Frühwarnflugzeug gestartet worden, hieß es weiter.