Studie Früh Blutzucker senken schützt das Herz
Stand: 13.12.2025 00:38 Uhr
Nicht nur Cholesterin und Blutdruck sind wichtig: Eine neue Studie zeigt, dass auch die Behandlung von Diabetes-Vorstufen wichtig für die Herzgesundheit ist. Aber gesundes Essen und Bewegung helfen nicht bei allen gleich gut.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland und anderen Industrieländern. Lange Zeit standen dabei vor allem Blutdruck und Cholesterinwerte im Fokus der Prävention. Doch eine neue internationale Studie, veröffentlicht im Fachjournal Lancet Diabetology, rückt nun den Blutzuckerwert in den Vordergrund.
Insbesondere Menschen mit Prädiabetes, einer Vorstufe von Diabetes, können durch gezielte Maßnahmen nicht nur ihre Zuckerwerte verbessern, sondern auch ihr Herz schützen.
Bei jedem Fünften Hinweise auf Prädiabetes
In Deutschland hat etwa jeder fünfte Erwachsene erhöhte Blutzuckerwerte, die auf Prädiabetes hinweisen. Diese Werte erhöhen nicht nur das Risiko, an Diabetes zu erkranken, sondern auch die Gefahr von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Doch die gute Nachricht ist: Mit einer gesünderen Lebensweise, etwa durch eine ausgewogene Ernährung und regelmäßige Bewegung, können Betroffene ihre Zuckerwerte zum Teil wieder normalisieren.
Eine groß angelegte Studie unter der Leitung von Andreas Birkenfeld, Leiter der Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen, hat nun gezeigt, dass sich diese Veränderungen langfristig auszahlen. „Wenn man die Menschen für nur ein Jahr wieder zum normalen Blutzucker zurückführt, dann hat man zwanzig bis dreißig Jahre später deutlich weniger Herzinfarkte, weniger Herztod und weniger Herzschwäche“, erklärt Birkenfeld. Ein so deutlicher Effekt war selbst für die Studienautoren überraschend.
Langfristige Vorteile durch gesunde Blutzuckerwerte
Die Studie, die Daten von knapp 3.000 Menschen mit Prädiabetes aus den USA und China ausgewertet hat, zeigt eindrucksvoll, wie entscheidend der Blutzucker für die Herzgesundheit ist. Bei denjenigen, die ihre Zuckerwerte über ein Jahr hinweg normalisieren konnten, sank das Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben, um die Hälfte.
Die Ergebnisse belegen auch, dass ein langfristig gesunder Lebensstil die positiven Effekte weiter verstärkt. „Wenn man es nach drei, fünf oder zehn Jahren immer noch schafft, den Blutzucker im Normalbereich zu halten, dann ist das Risiko natürlich noch geringer“, so Birkenfeld.
Individuelle Ansätze für mehr Erfolg
Doch nicht jeder schafft es, den Lebensstil nachhaltig zu ändern. In der Studie gelang dies nur etwa jedem zehnten Teilnehmer. Diabetologe Birkenfeld betont daher die Notwendigkeit, individuelle Ansätze zu entwickeln: „Es gibt Menschen, die besser auf eine Low-Carb-Diät ansprechen, andere profitieren mehr von einer fettarmen Ernährung oder von gezieltem Sport.“ Für diejenigen, bei denen Lebensstiländerungen nicht ausreichen, könnten in Zukunft auch medikamentöse Therapien eine Option sein.
Auch der Kardiologe Nikolaus Marx von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie und Mitautor der Studie sieht weiteren Forschungsbedarf. „Noch ist unklar, warum ein gesünderer Lebensstil bei manchen Menschen sofort wirkt und bei anderen nicht“, erklärt er. Die neuen Erkenntnisse eröffnen jedoch vielversprechende Perspektiven für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Ein gesunder Lebensstil lohnt sich
Die Ergebnisse unterstreichen, wie wichtig es ist, Blutzuckerwerte genauso ernst zu nehmen wie Blutdruck und Cholesterin. Neben der Reduktion von Bauch- und Leberfett trägt auch die Verringerung von Entzündungen im Körper zu den positiven Effekten bei.
Der Kardiologe Marx sieht in den Studienergebnissen auch den Vorteil, dass er und andere Ärztinnen und Ärzte nun überzeugender zu einem gesunden Lebensstil raten können.








