Urlaub statt Geschenke Wofür die Deutschen ihr Geld am liebsten ausgeben
Stand: 21.12.2025 14:53 Uhr
Während das Weihnachtsgeschäft noch sehr schleppend läuft, knallen in der Tourismusbranche die Korken: Die Deutschen buchen früh und zahlen viel.
Die Buchungen für 2026 sind bei vielen bereits abgeschlossen. Besonders Familien müssen genau planen, denn Reisen ist teuer geworden. Gleichzeitig möchte die Politik mit einer Senkung der Ticketsteuer für Flugreisen ab Juli 2026 für etwas Entlastung sorgen.
Im „Reisestübchen“ in Nidderau erlebt Reisebüroinhaberin Manuela Euler derzeit eine außergewöhnlich hohe Nachfrage. So früh wie in diesem Jahr sei der Sommerurlaub noch nie gebucht worden. „Wir haben unsere üblichen Buchungszahlen zwei Monate früher erreicht als sonst“, berichtet Euler.
Früh buchen zahlt sich aus
Die ersten Anfragen seien schon im Sommer gekommen – für Reisen im kommenden Jahr. Der Grund: Wegen der stark steigenden Preise wollen die Kunden Planungs- und vor allem Preissicherheit.
Mit einem durchschnittlichen Budget von rund 5.000 Euro kommen viele Familien ins Reisebüro. Nicht selten zerplatzten jedoch Urlaubsträume, da Preisvorstellungen und Realität oft nicht zusammen passen. Wer jedoch früh buche, könne nach wie vor sparen: Buchungen für die Herbstferien im kommenden Jahr lägen teils 500 bis 1.000 Euro unter den Preisen für kurzfristig gebuchte Reisen in diesem Jahr, so Euler.
Urlaubsplanungen für 2027 laufen bereits
Auch Familie Bassermann plant weit im Voraus. Ihr Traum: eine Schiffsreise in die Karibik mit der Aida. Für 14 Tage inklusive Flüge müssen sie mit rund 15.000 Euro für vier Personen rechnen. „Das muss man früh buchen – sonst sind die Plätze weg“, sagt Sandra Bassermann. „Wenn man genaue Vorstellungen hat, ist frühes Planen auf jeden Fall besser“, ergänzt ihr Mann. Die Tatsache, dass Kreuzfahrten für 2025 bereits weitgehend ausgebucht sind, bestätigen ihre Annahmen.
Laut einer aktuellen Reiseanalyse hatten bereits im September 43 Prozent der Deutschen konkrete Urlaubspläne für das kommende Jahr oder bereits gebucht. Tourismusexpertin Bente Grimm ordnet ein: „Nach Lebensmitteln und Freizeit haben Urlaubsreisen die höchste Konsumpriorität. Die Menschen geben ihr Geld bewusst und gerne dafür aus – vor allem für längere Reisen.“
2024 verreisten rund 56 Millionen Deutsche – mehr als jemals zuvor. Dabei wurde eine Rekordsumme von 90 Milliarden Euro ausgegeben. Erste Prognosen zeigen: Die Zahlen werden weiter steigen.
Reisen als Statussymbol in den sozialen Medien
Auch in sozialer Hinsicht spielt Reisen eine Rolle. Es gehöre einfach dazu, verreisen zu können – und auch darüber zu sprechen, so Grimm. Nicht nur das „Ob“, sondern auch das „Wohin“ ist wichtig. „Nicht in den Urlaub zu fahren, würden viele nur ungern sagen.“
Und in den sozialen Medien machen sich Bilder aus der Ferne besonders gut. Die Nachfrage nach Fernzielen wächst – trotz deutlich gestiegener Flugpreise. Zum ersten Mal sind mehr Deutsche mit dem Flugzeug als mit dem Auto in den Urlaub gereist.
Daniel de Carvalho von Condor erklärt, warum Deutschland ein besonders teurer Standort ist: „Einmal abheben kostet uns in Frankfurt fast 5.000 Euro.“ Die Standortkosten in Nachbarländern wie Österreich mit 3.785 Euro oder der Schweiz mit 2.861 Euro sind deutlich niedriger. Besonders günstig im europäischen Vergleich ist es in Madrid mit 660 Euro oder Istanbul mit 522 Euro. Deutschland sei für Airlines ein klarer Wettbewerbsnachteil, weshalb viele ihren Standort ins Ausland verlagert haben, so de Caralho.
Ab 2026 Entlastung durch gesenkte Ticketsteuer
Das soll jetzt besser werden. Die schwarz-rote Koalition hat beschlossen, die Luftverkehrssteuer ab 1. Juli 2026 zu senken. Ein Schritt, der in der Branche für Erleichterung sorge – auch wenn er nur begrenzt helfe, so de Carvalho. „Die Standortkosten haben sich in fünf Jahren fast verdoppelt.“ Für Passagiere bleibt die Steueränderung kaum spürbar: Je nach Strecke sinkt der Preis pro Ticket um drei bis 13 Euro.
Beträge, die in den aktuellen Flugpreisen wohl verpuffen. Ob Flugzeug, Bahn oder Schiff: Reisen bleibt teuer. Gleichzeitig wächst die Nachfrage wie nie zuvor. Frühzeitiges Planen wird immer wichtiger, die Zeit der Last-Minute-Schnäppchen ist vorbei.









