Acht Tore in nur einer Halbzeit Drama in der Nachspielzeit – BVB verspielt Sieg in Turin
Stand: 17.09.2025 00:53 Uhr
Borussia Dortmund hat zum Auftakt der Champions League bei Juventus Turin vier Tore erzielt, aber nicht gewonnen. Insgesamt fielen acht Treffer, alle in der zweiten Hälfte – über das Ende des Spiels werden sie beim BVB noch sprechen.
Den ersten Treffer des Abends erzielte Karim Adeyemi, der im Vorfeld der Partie immer wieder als Unterschiedsspieler bezeichnet worden war, dem aber vor allem im ersten Spielabschnitt so gut wie nichts gelang (52.). Weil Juve nun aufgewacht war, gelang Kenan Yildiz der Ausgleichstreffer (64.). Doch Felix Nmecha schlenzte den Ball nur eine Minute später rechts oben ins Tor. Dusan Vlahovic glich sofort wieder aus (67.), Yan Couto erzielte in dieser torreichen Phase wiederum die Führung für die Deutschen (75.).
Ein verwandelter Handelfmeter von Ramy Bensebaini brachte den Dortmundern vermeintlich den Sieg (86.), nachdem die Situation Minuten lang vom VAR untersucht worden war – und die Dortmunder Spieler einen handfesten Streit darüber austrugen, wer nun den Strafstoß ausführen dürfe. In der Nachspielzeit erzielte Vlahovic seinen zweiten Treffer (90.+4) – und legte danach noch Lloyd Kelly den viel umjubelten Treffer zum 4:4- Ausgleich auf (90.+6).
Kovac: „Tut weh“ – Kobel: „Erwachsener spielen“
Entsprechend enttäuscht waren die Dortmunder Protagonisten anschließend. Trainer Niko Kovac sagte bei Amazon Prime: „Was nicht gut war, sind die letzten vier Minuten. Das ist das, was weh tut.“ Noch deutlicher wurde Torhüter Gregor Kobel: „Da musst du erwachsener spielen“, schimpfte der Torwart, „da müssen wir mehr Fouls machen, Zeit von der Uhr nehmen, abgeklärter sein. Auch mal dreckig spielen – das gehört zum Fußball dazu. Das ist etwas, was man dazulernen muss.“
Dortmund zuerst aktiver – aber Turin gefährlicher
Trotz optischer Überlegenheit zu Spielbeginn konnte der BVB kein einziges Mal in den Strafraum vordringen oder gar aufs Tor schießen. Das Team von Niko Kovac vesuchte, die Italiener aus ihrer Hälfte zu locken – aber die „Alte Dame“ ließ sich nicht so einfach locken.
Die Gastgeber waren zu Beginn eher passiv, hatten dennoch früh einen Abschluss – und der war sofort extrem gefährlich: Andrea Cambiaso trieb den Ball über links nach vorne und setzte Khephren Thuram halblinks in Szene. Der lief drei Schritte, wurde nicht angegriffen und zog freistehend ab. Bensebaini warf sich in den Schuss und fälschte den Ball leicht ab, Gregor Kobel sprang im richtigen Moment ab und kratzte den sich gefährlich aufs Tor senkenden Ball in letzter Sekunde aus dem linken Kreuzeck (4.).
Juve nimmt Fahrt auf
Ab der 20. Spielminute wurde Juventus aktiver. Und prompt entstand die nächste halbwegs gelungene Aktion der Italiener. Der frühere Leipziger Lois Openda flankte bei einem schnellen Vorstoß von der linken Seite in Richtung Kenan Yildiz, aber Bensebaini klärte den Ball souverän zur Ecke (21.). Kurz danach zog Openda von rechts aus spitzem Winkel ab, traf aber nur das Außennetz (22.).
Während von Dortmunds Offensive überhaupt nichts Zählbares verbucht werden konnte – Serhou Guirassy und Maxi Beier hingen komplett in der Luft, Karim Adeyemi agierte hinter der Sturmspitze sehr glücklos – stand BVB-Keeper Kobel mehrfach im Mittelpunkt, strahlte dabei aber viel Stabilität und Sicherheit aus. Nach einer Ecke stand Jonathan David plötzlich direkt vor dem Tormann der Gäste, doch das Team um den Unparteiischen François Letexier entschied zurecht auf Abseits (34.). Wenig später war es erneut David, der von links aus spitzem Winkel aufs Tor der Schwarzgelben schoss, aber wieder war der Schweizer Torhüter zur Stelle.
BVB-Trainer Kovac stellt in der Pause um
Marcel Sabitzer auf der Sechserposition konnte bis zu diesem Zeitpunkt keine Akzente setzen, auch Yan Couto unterliefen auf der rechten Seite viele Fehler im Spielaufbau. Doch als Maxi Beier plötzlich in einen langen Ball auf der rechten Seite spritzte und den Ball an Keeper Michele de Gregorio vorbei an den rechten Pfosten drückte, keimte Hoffnung auf bei den deutschen Fans (51.).
Dortmunds Adeyemi probiert es einfach mal
Angetrieben von einem nun variabler agierenden Karim Adeyemi wirbelten die Dortmunder. Und nur eine Minute später war es dann soweit: Die insgesamt deutlich beweglicheren Angreifer der Borussen machten das Spiel schnell, Guirassy ließ den Ball abtropfen auf Adeyemi. Der fasste sich gegen sieben Juve-Verteidiger ein Herz und zog mit links flach ab. Der Schuss war extrem platziert und schlug unten rechts ein.
Mit dem Treffer war die Partie plötzlich voll in Fahrt. Turins Kenan Yildiz versuchte es ebenfalls aus der Distanz, der gebürtige Regensburger zog aus halblinker Position ab und drehte den Ball rechts in den Winkel des Dortmunder Tores.
Spektakel in der Champions League: Drei Tore in nur vier Minuten
Der Charakter der Partie hatte sich um 180 Grad gedreht – plötzlich zeigten beiden Mannschaften enormen Tordrang. Und schon konnten die Dortmunder wieder jubeln: Ausgehend von Couto rechts spielte Adeyemi den Ball auf Nmecha, der sofort seine freie Schussbahn erkannte und den Ball aus etwa 20 Metern rechts hoch ins Tor schlenzte.
Aber die Freude über die erneute Führung währte nur extrem kurz: Denn der frisch eingewechselte Vlahovic lief halbrechts in einen Steckpass von Yildiz und schob den Ball vorbei am chancenlosen Kobel ins lange Eck.
Plötzlich arbeitet die Dortmunder Tormaschine
Doch erneut schlug Borussia Dortmund zu: Ausgehend von Julian Brandt stürmte Couto halbrechts mit dem Ball am Fuß Richtung Turiner Tor. Juves Abwehr war erstaunlich passiv und ließ den Brasilianer unbehelligt. Couto schoss aus etwa 13 Metern auf Tor und platzierte den Ball unten rechts neben den Pfosten.
BVB-Spieler streiten, wer Elfmeter schießen darf
Damit nicht genug: Turins Kelly bremste am Boden liegend einen Schuss der Dortmunder aufs Juve-Tor. Letexier zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, im Hintergrund aber arbeitete das VAR-Team beflissen. Als die Entscheidung „Elfmeter“ nach mehreren Minuten bestätigt wurde, entbrannte unter den Dortmunder Spielern eine heftige Diskussion darüber, wer von den Spielern den Strafstoß ausführen darf. Guirassy übergab am Ende den Ball Bensebaini, der diese Aufgabe bravourös erfüllte. Dortmund sah wie der sichere Sieger aus.
Aber dann kam der große Auftritt von Vlahovic – und Dortmunds Abwehrleistung fiel dramatisch ab. Vlahovics Anschlusstor gab Juventus die Hoffnung zurück. Kurz danach flankte er auf Kelly, der Julian Ryerson entwischte und zum 4:4-Endstand einnickte – ein dramatischer Auftakt in die Champions League-Saison des BVB war zu Ende.
Dortmund am nächsten Spieltag gegen Bilbao
Für die Dortmunder geht es jetzt in der Bundesliga am Sonntag (19.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg weiter, in der Champions League muss der BVB dann am 1. Oktober daheim gegen Bilbao ran (21 Uhr). Juventus spielt in der Serie A am Samstag (18 Uhr) bei Hellas Verona, der nächste Gegner in der Königsklasse ist am 1. Oktober (21 Uhr) auswärts der FC Villarreal.