Kapitän der Kölner Haie Moritz Müller – die „Seele des deutschen Eishockeys“
Stand: 10.09.2025 14:10 Uhr
Moritz Müller könnte in diesem Jahr zum DEL-Rekordspieler aufsteigen und mit 39 Jahren nochmal Olympia erleben. Es wäre die Krönung einer großen Karriere.
Es gab ein Jahr, da wurden die Fußballer von Werder Bremen tatsächlich Doublesieger und das legendäre Duo Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski debütierte bei der Fußball-EM für das DFB-Team. Manche werden es schon erraten haben: Wir reden über die Saison 2003/2004. Noch vor Poldi und Schweini debütierte am 18. Dezember 2003 allerdings einer, über den es heißt: „Er ist das Herz und die Seele des deutschen Eishockeys.“
Die Rede ist nicht von NHL-Superstar Leon Draisaitl, von dem übrigens dieses hoch adelnde Zitat stammt, sondern von Moritz Müller. Nun, im Jahr 2025 und 1131 DEL-Spiele später, geht der Kapitän der Kölner Haie und der DEB-Auswahl in seine 23. Profisaison bei ein und demselben Klub.
„Das Kribbeln ist bei mir nie weggegangen. Wenn man so darüber nachdenkt, fühlt sich das nicht an wie 23 Jahre. Es ging viel schneller vorbei“, erzählte Müller im Sportschau-Interview.
Müller könnte DEL-Rekordspieler werden
Längst hat er Legendenstatus in der Domstadt erreicht – er liegt auf Platz zwei der DEL-Rekordspieler. Vor ihm liegt mit 1197 Spielen mit Mirko Lüdemann nur eine andere KEC-Vereinslegende. Der 38-jährige Müller könnte seinen Kameraden in dieser Spielzeit abfangen.
66 Spiele müsste er dafür absolvieren. Dafür müsste der KEC eine ähnliche Saison wie letztes Jahr spielen. Sollte Köln wieder bis ins DEL-Finale kommen und inklusive der Pre-Playoffs alle möglichen Spiele bestreiten müssen, kämen 76 Partien dazu – sofern Müller keine Partie verpasst.
Entscheidung gegen Karriereende im Sommer
Noch im Sommer war unklar, ob der Kapitän diese Chance überhaupt bekommt: Da verschwendete Müller schon einige Gedanken an ein mögliches Karriereende. „Ich hatte mir Bedenkzeit erbeten, wir haben das zuhause besprochen. Die Saison hat mir viel Spaß gemacht. Dennoch war das eine Teamentscheidung mit der Familie“, sagte der KEC-Kapitän. Der Rekord habe keine Rolle gespielt. „Ich lasse den Lüde sehr gerne“, so Müller.
Die Entscheidung für das Weitermachen hören die KEC-Fans trotzdem sicherlich gerne. Apropos Spaß: Den hatten die Zuschauer in der Domstadt in der vergangenen Saison relativ häufig. Köln wurde Vizemeister, verlor einzig im DEL-Finale die Serie relativ klar gegen die Eisbären Berlin. Die Mannschaft aus der Hauptstadt wird auch dieses Jahr wieder als Topfavorit gehandelt, acht von 14 Trainern setzten bei einer Umfrage auf die Eisbären als Meister.
Haie wieder Mitfavorit auf den Titel
Dahinter gibt es eine Reihe von Klubs, wie München oder Köln, die den vermeintlich übermächtigen Berlinern ein Schnippchen schlagen wollen. Niklas Sundblad, Trainer des Aufsteigers Dresden, sieht sogar die Haie als Favorit: „Ich sehe sie vorne, weil sie eine sehr starke Verteidigung haben.“ Zu dieser Defensivreihe gehört eben auch Müller.
Der Verteidiger lebt und liebt seine Sportart. In der Eishockey verrückten Stadt Köln, die zweimal hintereinander einen europäischen Zuschauerrekord aufstellte, ragt Müller heraus, mit Leidenschaft und Einsatz. „Eishockey ist eine ganz tolle Sportart, nicht nur live, sondern auch zum Zuschauen. Ich kann jedem nur empfehlen, das einmal auszuprobieren“, macht er Werbung für „seine“ Sportart.
Müller: „Mit 39 zu Olympia wäre große Leistung“
Müller gilt aber nicht nur als Legende bei den Haien, mit denen er dreimal Vizemeister wurde. Er ist deutschlandweit einer der bekanntesten Vertreter seiner Sportart, führt die Auswahl des Deutschen Eishockeybundes ebenfalls als Kapitän auf das Eis. 2018 holte er mit dem DEB Silber bei Olympia, 2023 die gleiche Medaille bei der WM. Im gleichen Jahr wurde er in NRW zum Sportler des Jahres gewählt.
Wenn Müller über seine Saisonziele spricht, dann hört man noch Ehrgeiz heraus, natürlich über die Kölner Haie und eine gute Saison. Aber eben auch für das große Ziel Olympia mit dem DEB-Team: „Wenn ich mit 39 nochmal zu Olympia fahre, wäre das schon eine große Leistung.“ Der Kapitän glaubt im Februar 2026 an ein schweres Turnier: „Das erste Mal sind wirklich alle NHL-Stars am Start. Das war bei den letzten Turnieren nicht immer der Fall. Man muss sagen, wenn Nationen wie Kanada, die USA oder Schweden ihre Topleute holen, dann sind sie das Maß der Dinge.“
Draisaitl und Müller adeln sich gegenseitig
Doch Müller sieht Deutschland nicht chancenlos. Einige NHL-Stars seien inzwischen auch Deutsche, er verweist dabei auf NHL-Topscorer Draisaitl oder Nico Sturm, der den Stanley Cup zum zweiten Mal gewann. Der Kölner Müller freut sich vor allem auf das Zusammenspiel mit dem für ihn aktuell besten Passspieler weltweit, Leon Draisaitl. „So oft passiert das nicht, er spielt drüben und ich hier“, sagt Müller.
Er adelte seinen Freund Draisaitl als bodenständigen Typen, der sich um seine Freunde kümmere und dennoch als für ihn „größten deutschen Sportler derzeit“. Fast peinlich bemerkte er dazu: „Leons Wertschätzung hier in Deutschland ist wirklich zu gering. Ich bin in Köln fast bekannter als er, das beschämt mich, wenn man weiß, was er für ein Eishockey spielt.“ Doch es zeigt ebenso das Standing des Moritz Müller – als Seele und Herz der Kölner Haie und des deutschen Eishockeys.
Unsere Quellen:
- Sportschau-Interview mit Moritz Müller
- Webseite der DEL
- Ergebnis-/Spielplanseite der DEL bei sportschau.de
- Webseite der Kölner Haie