Kritik im Verteidigungsausschuss Pistorius‘ Ärger mit dem Digitalfunk
Stand: 05.11.2025 20:20 Uhr
Für 20 Milliarden Euro soll die Bundeswehr mit digitalen Funkgeräten ausgestattet werden. Bislang funktioniert aber so gut wie gar nichts. Im Verteidigungsausschuss gab es deswegen heftige Kritik – vor allem an Minister Pistorius.
Ob Abgeordnete der Oppositions- oder der Regierungsfraktionen – der Grundtenor nach dem Verteidigungsausschuss war ähnlich pessimistisch: Die milliardenschwere Digitalisierung der Bundeswehr könnte scheitern. „Das gesamte Projekt ist aus meiner Sicht sehr, sehr gefährlich im Moment und gefährdet in seinem weiteren Fortschritt“, sagt der Ausschussvorsitzende Thomas Röwekamp (CDU).
Seit Jahren versucht die Bundeswehr, Soldaten, Fahrzeuge und Waffensysteme digital miteinander zu vernetzen. Ohne Erfolg. Die Umrüstung von 16.000 Fahrzeugen auf Digitalfunk hat noch gar nicht richtig begonnen. Jeder Fahrzeugtyp hat andere technische Voraussetzungen.
„Stehen noch ganz am Anfang“
Bislang hätten acht Fahrzeugtypen die sogenannte Genehmigung zur Nutzung – GeNu – durch das zuständige Bundeswehr-Beschaffungsamt erhalten, sagt der Grünen-Verteidigungspolitiker Niklas Wagener. Da in einer ganzen Brigade 150 verschiedene Fahrzeugtypen integriert werden müssten, zeige das, „dass wir noch ganz am Anfang stehen“. Bis Ende des Jahres will man 22 schaffen.
Allein für die technische Umrüstung eines einzigen „Leopard 2“-Panzers brauchen zwei Techniker 400 Stunden. Danach ist das Digitalfunkgerät zwar eingebaut, es funktioniert aber trotzdem nicht unbedingt, denn es gibt auch Softwareprobleme. Die sollen bis März 2026 gelöst werden.
Digitale Nachrichten brauchen bis zu zehn Minuten
Wagener berichtet, wie ihm Soldaten in Bad Frankenhausen die Probleme geschildert hätten: Wenn sie miteinander funken, habe es eine Überlagerung von drei Sekunden gegeben. Und wenn sie über das System digitale Nachrichten versendet hätten, seien 10 bis 20 Minuten vergangen, bis diese beim jeweils anderen ankommen. „Das ist nicht zu akzeptieren“, so Wagener.
Auch der Wehrbeauftragte des Bundestags, Henning Otte von der CDU, ist besorgt. Für ihn ist ein funktionierender Digitalfunk gerade wegen der Bedrohung aus Russland eine Frage der Sicherheit. Denn die alte analoge Technik mache es einem potenziellen Feind leichter, Soldaten zu orten. Eine Verzögerung der Einrüstung bedeute also auch einen Schutzverlust für die Soldaten.
Pistorius will externe Unterstützung einkaufen
Verantwortlich für die Probleme bei dem 20-Milliarden-Euro-Projekt ist aus Sicht vieler Abgeordneter auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Der AfD-Abgeordnete Rüdiger Lucassen kritisiert dessen Informationspolitik: Der Minister habe in seinem eigenen Haus feststellen müssen, dass er „viel zu spät“, vor über einem Jahr, von den Problemen unterrichtet worden sei. Pistorius müsse aber „ständig unterrichtet sein und er muss vor allen Dingen ständig das Parlament, also uns im Verteidigungsausschuss, unterrichten“, sagt Lucassen.
Verteidigungsminister Pistorius war zunächst einmal im Haushaltsausschuss, der weitere 156 Millionen Euro genehmigen soll. Das Verteidigungsministerium will damit externe Unterstützung einkaufen, um die Digitalprobleme in den Griff zu bekommen.









