Verteidigungsausschuss Wie soll die Zukunft des Wehrdienstes aussehen?
Stand: 10.11.2025 09:22 Uhr
Die Ausgestaltung des Wehrdienstes sorgt seit Monaten für Zündstoff in der Regierungskoalition. Obwohl inzwischen ein Gesetz eingebracht wurde, bleiben Details strittig. Jetzt sollen Einschätzungen von Experten das Verfahren vorantreiben.
Im Verteidigungsausschuss des Bundestages werden heute Experten zur künftigen Ausgestaltung des Wehrdienstes angehört. In der Debatte über ein neues Modell hatte es zuletzt immer wieder Meinungsverschiedenheiten gegeben – auch innerhalb der Bundesregierung. Nun soll der Blick von Experten das Gesetzgebungsverfahren voranbringen.
Eingeladen sind unter anderem der Generalinspekteur der Bundeswehr, Carsten Breuer, der Chef des Bundeswehrverbands, André Wüstner, der Historiker Sönke Neitzel und der Generalsekretär der Bundesschülerkonferenz, Quentin Gärtner. Die Sitzung ist öffentlich und wird per Livestream auf der Bundestagsseite übertragen.
Streit über Gesetzentwurf
Ein Gesetz für ein neues Wehrdienst-Modell war vom Kabinett beschlossen und Mitte Oktober in den Bundestag eingebracht worden. Zuvor hatte es über die Ausgestaltung lange Streit gegeben. Auch der inzwischen verabschiedete Entwurf stößt nicht bei allen Koalitionsmitgliedern auf Gegenliebe und wird sich im parlamentarischen Verfahren wahrscheinlich noch ändern.
Das Gesetz sieht zunächst eine Freiwilligkeit vor, die Bundeswehr soll attraktiver gestaltet werden. Doch vor allem die Frage, was passiert, wenn so nicht genügend Wehrdienstleistende zusammenkommen, hatte in der Vergangenheit für Streit gesorgt. Die Union forderte jährliche Zielzahlen für die Bundeswehr – und zweifelte daran, dass die Freiwilligkeit ausreicht. SPD-Verteidigungsminister Boris Pistorius stellte sich dagegen.
Um die Vereinbarungen mit der NATO zu erfüllen, soll die Truppenstärke der Bundeswehr von derzeit 182.000 auf 260.000 aktive Soldatinnen und Soldaten steigen. Außerdem sollen 200.000 Reservekräfte bereitstehen.
Losverfahren und flächendeckende Musterung umstritten
Fachpolitiker von Union und SPD hatten in der Debatte über das Gesetz vorgeschlagen, junge Männer per Losverfahren zur Musterung und, wenn nötig, später auch per Zufallsauswahl für einen Pflichtdienst heranzuziehen, wenn die Freiwilligenzahlen zu gering bleiben. In den Fokus der Debatte rückte außerdem eine flächendeckende Musterung für alle jungen Männer. Beide Vorschläge sind umstritten, die Expertenmeinungen gehen auseinander.
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, CDU-Politiker Thomas Röwekamp, zeigte sich nach viel schwarz-rotem Krach nun aber zuversichtlich: Er gehe von einer Einigung in dieser Woche aus, sagte er heute im gemeinsamen Morgenmagazin ARD und ZDF. „Ich gehe davon aus, dass es gelingt“, so der Verteidigungsexperte. „Wir haben schon viele Gemeinsamkeiten miteinander definiert. Jetzt geht’s noch um Detailfragen.“ Verteidigungsminister Pistorius hatte sich am Freitag ebenfalls optimistisch gezeigt, dass sich die Koalitionsfraktionen in dieser Woche einigen.
Das Wehrdienstgesetz soll zum 1. Januar in Kraft treten, der Bundestag hat sich bereits in erster Lesung damit befasst. Nach der heutigen Expertenanhörung kommen am Donnerstag die Spitzen der schwarz-roten Koalition zum Koalitionsausschuss zusammen.









