Paraden und Kundgebungen Syrien feiert das „Jahr der Befreiung“
Stand: 08.12.2025 15:11 Uhr
Ein Jahr nach dem Sturz von Machthaber Assad feiern in ganz Syrien Menschen mit Kundgebungen, Musik und Paraden. Übergangspräsident al-Scharaa rief die Syrer dazu auf, das Land mit vereinten Kräften wiederaufzubauen.
Sie haben in den Morgenstunden begonnen und sollen bis in den Abend andauern: Feierlichkeiten, Militärparaden und Kundgebungen, laut staatlichen Medien in ganz Syrien. Ein Jahr nach dem Sturz des Assad-Regimes feiern dort Hunderttausende Menschen das „erste Jahr der Befreiung“.
In der Hauptstadt Damaskus kamen am zentralen Platz den Berichten zufolge Zehntausende Menschen mit Fahnen, Musik und Sprechchören zusammen, nachdem sie in den Moscheen der Altstadt Festtagsgebete abgehalten hatten. Demnach nahm auch Übergangspräsident Ahmed al-Scharaa am Morgengebet in der berühmten Umajjaden-Moschee teil. Anschließend verfolgte er in Uniform eine Militärparade, die den Höhepunkt der zentralen Veranstaltung darstellen sollte.
Übergangspräsident al-Scharaa nahm in Damaskus eine Militärparade ab.
„Eine Zukunft, die den Opfern gerecht wird“
In einer Rede rief al-Scharaa seine Landsleute auf, das Land mit vereinten Kräften wiederaufzubauen. Alle sollten ihre Anstrengungen bündeln, „um ein starkes Syrien aufzubauen, seine Stabilität zu sichern, seine Souveränität zu wahren und eine Zukunft zu gestalten, die den Opfern seines Volkes gerecht wird“, sagte er.
Die von al-Scharaa angeführte islamistische HTS-Miliz und mit ihr verbündete Gruppen hatten am 8. Dezember 2024 Damaskus erobert. Machthaber Assad, dessen Familie Syrien mehr als 50 Jahre lang beherrschte und und in einen fast 14 Jahre dauernden Bürgerkrieg gestürzt hatte, floh daraufhin nach Russland.
Wiederaufbau geht nur schleppend voran
Übergangspräsident al-Scharaa bemüht sich seit seinem Amtsantritt im Januar um ein moderateres Image und internationale Anerkennung. Bisher hat er zwar die Aufhebung einer Reihe wichtiger Sanktionen erreicht. Er steht aber auch vor großen Herausforderungen: Der Wiederaufbau der im Bürgerkrieg stark zerstörten Städte und Dörfer kommt nur schwer voran und die Sicherheitslage im tief gespaltenen Land ist weiter fragil. Immer wieder sieht er sich auch dem Vorwurf ausgesetzt, Minderheiten wie die Alawiten oder Drusen nicht ausreichend zu schützen.
Darauf ging auch die Europäische Union anlässlich des Jahrestages ein. Die EU ermutigte die Übergangsregierung zur Zusammenarbeit – und mahnte gleichzeitig den Aufbau eines geeinten und demokratischen Syriens an. Nur so könne die internationale Gemeinschaft den Übergangsprozess unterstützen, erklärten die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas und die Kommissarinnen für den Mittelmeerraum und humanitäre Hilfe, Dubravka Suica und Hadja Lahbib, in Brüssel.
Der Fall Assads am 8. Dezember 2024 habe dem syrischen Volk die „historische Chance“ zu einem politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel gegeben. Das Land müsse nun die Selbstverpflichtungen und Kernpunkte der Verfassungserklärung umsetzen, hieß es unter Verweis auf das Dokument, das Übergangspräsident al-Scharaa im März unterzeichnet hatte.








