Nach Polizeieinsatz in Rio der Janeiro Lula verspricht Strategie gegen Drogengangs
Stand: 30.10.2025 09:20 Uhr
Mehr als 120 Menschen starben bei dem Polizeieinsatz gegen Drogenbanden in Rio. Brasiliens Präsident kündigte nun eine neue Strategie gegen Drogenhandel und Gewalt an. Rios Gouverneur hingegen wählte Worte, die an Trump erinnern.
Nach dem Polizeieinsatz in Rio de Janeiro mit mehr als 120 Toten hat der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva eine neue Strategie gegen die mächtigen Drogengangs des südamerikanischen Landes angekündigt.
Auf der Nachrichtenplattform X schrieb Lula: „Wir können nicht hinnehmen, dass das organisierte Verbrechen weiterhin Familien zerstört, Einwohner unterdrückt, Drogen verkauft und Gewalt in den Städten sät.“ Man brauche „koordinierte Maßnahmen, die das Rückgrat des Drogenhandels treffen, ohne Polizisten, Kinder und unschuldige Familien zu gefährden“.
Lula schickte seinen Justizminister Ricardo Lewandowski in die Millionenmetropole, um über koordinierte Maßnahmen gegen das organisierte Verbrechen zu beraten. „Wir werden im Rahmen unserer Möglichkeiten kooperieren, um so schnell wie möglich aus dieser Sicherheitskrise herauszukommen“, sagte Lewandowski laut einem Bericht des Nachrichtenportals G1.
Blutigste Polizeieinsatz in der Geschichte Brasiliens
Am Dienstag waren bei einer Operation gegen das Verbrechersyndikat Comando Vermelho (Rotes Kommando) in der Stadt Rio de Janeiro nach Angaben der Regierung des gleichnamigen Bundesstaats mindestens 121 Menschen ums Leben gekommen – darunter vier Polizisten. Die unabhängige Ombudsstelle hatte zuvor von 132 Toten gesprochen.
Angesichts der zahlreichen Opfer forderten Menschenrechtsorganisationen eine Untersuchung der Operation. UN-Generalsekretär António Guterres reagiert „sehr besorgt“ und forderte eine „unverzügliche Untersuchung“ des Polizeieinsatzes, teilte dessen Sprecher Stéphane Dujarric in New York mit.
Favela-Bewohner werfen der Polizei vor, übermäßige Gewalt angewendet zu haben.
Gouverneur: „Krieg gegen Narco-Terrorismus“
Dutzende Favela-Bewohner versammelten sich am Mittwoch vor dem Sitz der Landesregierung in Rio, riefen „Mörder“ und schwenkten brasilianische Flaggen, die mit roter Farbe beschmiert waren. Sie warfen der Polizei vor, übermäßige Gewalt angewendet zu haben, und forderten den Rücktritt des Gouverneurs des Bundesstaats Rio, Cláudio Castro.
Der hatte den Einsatz trotz der vielen Opfer als Erfolg bezeichnet. Rio befinde sich „im Krieg gegen den Narco-Terrorismus“ – ein Ausdruck, der an die Rhetorik der US-Regierung unter Präsident Donald Trump erinnert. Es seien zahlreiche Verdächtige festgenommen, Waffen und Drogen beschlagnahmt worden. „Die einzigen Opfer waren die Polizisten“, sagte Castro in Hinblick auf die vier getöteten Einsatzkräfte.
Berichte über Verstümmelungen
Wenige Stunden zuvor hatten Familien und Anwohner Dutzende Leichen in einem der betroffenen Armenviertel zur Schau gestellt, um das Ausmaß der tödlichen Razzia zu verdeutlichen.
Rios Polizeisekretär Felipe Curi erklärte, dass Leichen weiterer Verdächtiger in einem Waldgebiet gefunden wurden, wo sie nach seinen Angaben in Tarnkleidung gegen Sicherheitskräfte gekämpft hatten. Anwohner hätten Kleidung und Ausrüstung von den Leichen entfernt, was nun als mögliche Beweismanipulation untersucht werde.
Nachdem Berichte über Verstümmelungen und Messerstiche veröffentlicht worden waren, forderten das Oberste Gericht Brasiliens, Staatsanwälte und Abgeordnete Gouverneur Castro auf, detaillierte Informationen über den Einsatz vorzulegen. Richter Alexandre de Moraes ordnete für Montag eine Anhörung mit Castro sowie den Leitern der Militär- und Zivilpolizei in Rio an.
Mit Informationen von Anne Herrberg und Xenia Böttcher, ARD-Studio Rio de Janeiro









