Bei Angriffen auf Kiew ist nach Angaben der EU-Kommission ihre Vertretung beschädigt worden. Präsidentin von der Leyen telefoniert mit Trump und Selenskyj. Der ukrainische Präsident findet ernste Worte. Mehr im Liveticker.
Noch ist kein Frieden in der Ukraine in Sicht, aber die diplomatischen Bemühungen laufen weiter. Die russische Armee bombardiert unterdessen Kiew und andere Gebiete der Ukraine.
Alle Ereignisse zum Ukraine-Krieg im Liveticker:
22:21 Uhr – „Putins Angriff trifft die ganze Welt“, sagt Selenskyj
Nach einem schweren russischen Luftangriff mit mehr als 20 Toten in Kiew spricht Selenskyj Moskau jeglichen Friedenswillen ab: „Dieser Schlag zeigt ganz klar, dass sich die Ziele Russlands nicht geändert haben“.
„Russland greift derzeit alle Menschen auf der Welt an, die sich nach Frieden sehnen. Dies ist ein Schlag gegen die Ukraine. Dies ist ein Schlag gegen Europa“, sagte der ukrainische Staatschef. „Dies ist auch ein Schlag Russlands gegen Präsident Trump und andere globale Akteure.“
20:03 Uhr – Merz rechnet nicht mehr mit Treffen von Putin und Selenskyj
Friedrich Merz geht nicht mehr von einem baldigen Treffen zwischen Putin und Selenskyj aus. Bei einem Treffen mit Emmanuel Macron in dessen Sommerresidenz sagte der Kanzler: „Wir müssen uns mit diesem Thema heute erneut beschäftigen und dies vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es offensichtlich nicht zu einem Treffen zwischen Präsident Selenskyj und Präsident Putin kommen wird.“
16:03 Uhr – Ungarn belegt Kiewer Drohnentruppenchef mit Einreiseverbot
Ungarn belegt den Chef der ukrainischen Drohnentruppen, Robert Browdi, mit einem dreijährigen Einreise- und Aufenthaltsverbot. „Der jüngste schwere Luftangriff auf die Erdölpipeline ‚Druschba‘ war ein Angriff auf die Souveränität Ungarns“, teilte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto in einer Erklärung mit, die die staatliche ungarische Nachrichtenagentur MTI veröffentlichte.
Die ukrainische Armee hatte vor anderthalb Wochen eigenen Angaben zufolge die Ölpumpstation Nikolskoje im zentralrussischen Gebiet Tambow mit Drohnen angegriffen. Es kam zu einer erheblichen Beschädigung der Anlage. Ungarn und die Slowakei erhalten russisches Erdöl durch die betroffene Pipeline. Ungarischen Angaben zufolge traf erst am Donnerstag wieder russisches Erdöl über die „Druschba“-Pipeline in Ungarn ein.
„Die Ukraine ist sich im Klaren darüber, dass die Pipeline ‚Druschba‘ für die Energieversorgungssicherheit Ungarns unabdingbar ist“, erklärte Szijjarto weiter. Der jüngste Angriff sei so schwer gewesen, dass Ungarn wegen der langen Dauer der Reparaturarbeiten beinahe auf seine strategischen Reserven hätte zurückgreifen müssen.
Die Einreisesperre für den ukrainischen Drohnentruppenchef Browdi gelte für den gesamten Schengen-Raum, fügte Szijjarto hinzu. Der Schengen-Raum umfasst die meisten EU-Länder und europäische Nicht-EU-Länder wie die Schweiz. In dem Gebiet ist im Prinzip grenzkontrollfreies Reisen möglich.
15:51 Uhr – Tote in Kiew: Von der Leyen spricht mit Selenskyj und Trump
Nach dem Raketeneinschlag nahe der EU-Vertretung in Kiew hat die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem ukrainischen Präsidenten Selenskyj und danach mit US-Präsident Trump gesprochen. „Wir müssen einen gerechten und dauerhaften Frieden für die Ukraine mit soliden und glaubwürdigen Sicherheitsgarantien sichern, die das Land in ein stählernes Stachelschwein verwandeln werden“, teilte von der Leyen im Anschluss auf der Plattform X mit.
Europa werde seinen Teil dazu beitragen, schrieb die Kommissionspräsidentin. Sie forderte außerdem, dass Kremlchef Wladimir Putin an den Verhandlungstisch komme.
In der EU wird darüber beraten, wie Russland nach einer möglichen Waffenruhe davon abgehalten werden könnte, die Ukraine erneut anzugreifen. Die sogenannte Stachelschwein-Strategie („Porcupine Strategy“) würde bedeuten, der Ukraine Waffensysteme zu liefern, mit denen sie im Fall einer erneuten russischen Aggression deutlich stärker zurückschlagen könnte als bislang.
15:00 Uhr – Merz verurteilt neue russische Luftangriffe auf Ukraine
Bundeskanzler Merz (CDU) verurteilt die schweren russischen Luftangriffe auf die Ukraine „auf das Schärfste“. „Russland hat in der Nacht wieder sein wahres Gesicht gezeigt“, schrieb Merz am Donnerstag im Internetdienst X zu den Attacken vor allem gegen die ukrainische Zivilbevölkerung. „Dass nun auch die EU-Vertretung ins Fadenkreuz geraten ist, zeugt von der wachsenden Skrupellosigkeit des russischen Regimes“, fügte er hinzu.
14:13 Uhr – Britisches Kulturinstitut in Kiew bei Luftangriff beschädigt – Starmer spricht von „sinnlosen russischen Angriffen“
Bei den nächtlichen russischen Luftangriffen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew ist auch das Gebäude des britischen Kulturinstituts British Council zu Schaden gekommen. Als Reaktion bestellte die Regierung in London den russischen Botschafter ein, wie Außenminister David Lammy auf der Plattform X bekanntgab.
Das Gebäude sei „stark beschädigt“ und müsse deshalb vorerst geschlossen werden, teilte das Institut in einem Facebook-Beitrag mit. Die Zusammenarbeit mit den ukrainischen Partnern im Bildungs- und Kulturbereich werde jedoch fortgesetzt.
Der britische Premierminister Keir Starmer schrieb auf der Plattform X: „Meine Gedanken sind bei allen, die von den sinnlosen russischen Angriffen auf Kiew betroffen sind, durch die das Gebäude des British Council beschädigt wurde.“ Der russische Präsident Wladimir Putin töte Kinder und Zivilisten und sabotiere damit die Hoffnung auf einen Frieden.
12:53 Uhr – Moskau: Ukrainisches Kriegsschiff durch Seedrohne versenkt
Das russische Militär hat nach eigenen Angaben ein ukrainisches Aufklärungsschiff mit einer Seedrohne im Donaudelta versenkt. Getroffen worden sei das Schiff „Simferopol“, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Es wäre der erste Einsatz einer Seedrohne durch Russland – die Ukraine hat mit ähnlichen Waffen bereits mehrfach Erfolg gehabt. Später bestätigte der Sprecher der ukrainischen Marine, Dmytro Pletentschuk, zumindest den Treffer am Schiff.
Es habe einen Toten und mehrere Verletzte durch den Angriff gegeben, sagte er. Der Großteil der Mannschaft sei aber in Sicherheit. „Die Suche nach mehreren Matrosen wird fortgesetzt“, sagte er. Die Folgen der Attacke würden derzeit beseitigt, sagte er.
Bei der „Simferopol“ handelt es sich offen zugänglichen Informationen nach um ein in der Erprobungsphase befindliches mittelgroßes Aufklärungsschiff. Die ukrainische Marine wurde nach der russischen Annexion der Krim und zu Beginn der seit dreieinhalb Jahren laufenden Invasion weitgehend zerstört.
12:47 Uhr – Kreml: Trotz Angriffen an Gesprächen mit Ukraine interessiert
Der Kreml zeigt sich trotz der schweren russischen Angriffe auf Kiew weiter an Friedensgesprächen mit der Ukraine interessiert. Russland wolle seine Ziele weiterhin auf diplomatischem Wege erreichen, sagt Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Die russischen Streitkräfte griffen parallel dazu aber militärische und militärnahe Infrastruktur in der Ukraine an.
12:37 Uhr – EU bestellt russischen Gesandten in Brüssel ein
Die Europäische Union bestellt den russischen Gesandten in Brüssel ein, nachdem das Gebäude der EU-Vertretung in Kiew bei einem nächtlichen Angriff beschädigt wurde. Das teilte die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas mit. „Keine diplomatische Vertretung sollte jemals ein Ziel sein“, schreibt sie auf der Plattform X.
12:09 Uhr – Von der Leyen „empört“ über russischen Angriff in Kiew – EU-Büros beschädigt
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat „empört“ auf die jüngsten russischen Angriffe auf Kiew reagiert, bei dem auch Büros der EU-Vertretung beschädigt wurden. Der Angriff zeige, „dass Russland vor nichts haltmacht, um die Ukraine zu terrorisieren“, sagte von der Leyen. Russland töte „blindlings Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder“ und nehme „sogar die Europäische Union ins Visier“.
Von der Leyen erläuterte, innerhalb von 20 Sekunden seien zwei Raketen in einem Radius von 50 Metern um die Delegationsbüros eingeschlagen. Niemand vom Delegationspersonal sei verletzt worden, sagte sie. Die Kommissionspräsidentin kündigte an, in den kommenden Tagen die sieben EU-Länder besuchen zu wollen, die direkt an Russland oder Belarus grenzen, um „die uneingeschränkte Solidarität der EU mit ihnen“ zu bekunden. Nach Angaben der Kommission wird von der Leyen am Freitag nach Riga reisen, die Reise soll am Montag in Rumänien enden.
12:01 Uhr – Macron wirft Russland „Barbarei“ vor
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron verurteilt den massiven russischen Angriff auf die ukrainische Hauptstadt Kiew als barbarisch. „629 Raketen und Drohnen in einer einzigen Nacht über der Ukraine: Das ist Russlands Vorstellung von Frieden. Terror und Barbarei“, schrieb Macron auf der Online-Plattform X.
Das russische Verteidigungsministerium erklärte hingegen, militärisch-industrielle Einrichtungen und Militärflugplätze seien attackiert worden. Dabei seien Hyperschallraketen vom Typ „Kinschal“, Drohnen und luftgestützte Präzisionsraketen eingesetzt worden. Alle vorgesehenen Ziele seien getroffen worden. Russland bestreitet regelmäßig, Zivilisten anzugreifen und betont, die Angriffe seien ausschließlich auf militärische oder militärnahe Ziele gerichtet. Die Behauptungen sind vielfach widerlegt worden.
10:55 Uhr – Mindestens 14 Tote nach russischen Luftangriffen auf Kiew
Die ukrainische Hauptstadt Kiew und andere Regionen wurden in der Nach erneut massiv mit russischen Luftangriffen überzogen. In Kiew sind nach ukrainischen Angaben mindestens 14 Menschen getötet worden. Zudem seien 38 Menschen verletzt worden, teilten die Behörden mit. Zuvor war zunächst von drei, dann schrittweise von einer höheren Zahl von Toten die Rede gewesen.
Unter den Toten sei auch ein Kind, schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X. Ukrainische Behörden sprachen später sogar von drei toten Kindern. Selenskyj sprach den Angehörigen sein Beileid aus. Es könne noch Menschen unter den Trümmern eines getroffenen Wohnhauses geben, teilte der Präsident weiter mit.
Selenskyj schrieb, er erwarte eine Reaktion von China und Ungarn. „Der Tod von Kindern sollte definitiv weitaus größere Emotionen hervorrufen als alles andere. Wir erwarten eine Reaktion von allen Menschen auf der Welt, die sich für Frieden ausgesprochen haben, nun aber häufiger schweigen, anstatt eine prinzipielle Haltung einzunehmen.“ Er forderte außerdem neue, harte Sanktionen gegen Russland.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurde ein Großteil der russischen Flugkörper abgefangen: 563 von 598 Drohnen und 26 von 31 Raketen hätten unschädlich gemacht werden können. Explosionen wurden auch aus den Städten Sumy im Norden sowie Dnipro und Saporischschja im Süden gemeldet. Mit dem Vordringen der Drohnen weitete sich der Luftalarm von Osten nach Westen aus, wie die staatliche ukrainische Warn-App anzeigte. Demnach schickten die Angreifer mehrere Wellen von Kampfdrohnen los und feuerten auch Überschallraketen sowie mindestens einen Marschflugkörper ab. Mehrere Kampfjets der russischen Luftwaffe seien im Einsatz. Gleichzeitig gab es in Russland im Gebiet Lipezk zeitweise Luftalarm wegen anfliegender ukrainischer Drohnen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Tass berichtete.
10:22 Uhr – Ukrainischer Netzbetreiber: Energieanlagen in mehreren Regionen beschädigt
Der staatliche Stromnetzbetreiber in der Ukraine hat mitgeteilt, dass der russische Angriff in mehreren Regionen Energieanlagen beschädigt und lokale Stromausfälle verursacht habe. Der Angriff auf kritische Infrastruktur in der zentralukrainischen Region Winnyzja habe die Stromversorgung von 60.000 Verbrauchern unterbrochen, erklärte die Regionalbehörde.
09:40 Uhr – „Moskaus wahre Antwort auf Friedensbemühungen“ – Auch EU-Vertretung durch Luftangriff beschädigt
Bei dem massiven nächtlichen russischen Luftangriff auf die Ukraine ist auch das Gebäude der EU-Vertretung in Kiew beschädigt worden. „Meine Gedanken sind bei den ukrainischen Opfern und auch bei den Mitarbeitern der EU-Vertretung, deren Gebäude bei diesem vorsätzlichen russischen Angriff beschädigt wurde“, schrieb EU-Ratspräsident António Costa am Donnerstag im Onlinedienst X. Er fügte seinem Post ein Bild von dem beschädigten Gebäude bei.
Die Botschafterin der EU in der Ukraine, Katarina Mathernova, teilte auf X ebenfalls Bilder der beschädigten Büros. Darauf sind unter anderem geborstene Fensterscheiben sowie eingestürzte Deckenpaneele und verbogene Metallstreben zu sehen. „Die Delegation der EU wurde durch die Schockwelle schwer beschädigt“, schrieb Mathernova. „Dies ist Moskaus wahre Antwort auf Friedensbemühungen“, fügte sie hinzu.
07:35 Uhr – Ex-Außenminister Kuleba: Putin will Selenskyj-Treffen „mit allen Mitteln“ verhindern
Der ehemalige ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba hat Hoffnungen auf ein baldiges Ende des Krieges in der Ukraine nach den Gipfeltreffen in Alaska und Washington gedämpft. „Alle tun so, als kämen wir dem Frieden näher. Aber alle erkennen, dass dies nicht der Fall ist. Der Krieg wird weitergehen“, sagte er dem „Spiegel“. Laut Kuleba, der bis September 2024 das Auswärtige Amt der Ukraine leitete, vermeidet Putin ein Treffen mit Selenskyj „mit allen Mitteln. Er sagt, er sei zu einem Deal bereit, weist dann aber seine Diplomaten an, alles zu tun, um einen Deal zu vermeiden. Putin weiß: Wenn man einen Raum zu einem persönlichen Treffen betritt, dann muss man ihn mit einem Deal verlassen oder zumindest mit den Umrissen eines Deals. Und seine Motivation hat sich nicht geändert. Er glaubt, dass er den Krieg gewinnen kann. Er glaubt, dass der Westen bereits schwächelt“.
Mittwoch, 27. August
21:03 Uhr – Selenskyj schickt Chefunterhändler nach Washington
Selenskyj schickt seine Chefunterhändler nach Washington zu Gesprächen über Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Präsidialamtschef Andrij Jermak und Ex-Verteidigungsminister Rustem Umjerow sollten am Freitag mit der Führung von US-Präsident Trump sprechen.
„Alle, die an den Sicherheitsgarantien arbeiten – an den militärischen, politischen und wirtschaftlichen Komponenten der Sicherheitsgarantien – werden einbezogen“, sagte Selenskyj. Man müsse so rasch wie möglich vorankommen: „Die Russen müssen sehen, wie ernst es der Welt ist und wie schlimm die Folgen für Russland sein werden, wenn der Krieg weitergeht.“
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