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Skandal um Sexualstraftäter Mails sorgen für neue Trump-Epstein-Spekulationen
Stand: 20.11.2025 21:08 Uhr
Die Veröffentlichung von Tausenden Epstein-Mails hat Spekulationen über US-Präsident Trumps Rolle in dem Skandal erneut ins Rollen gebracht. Für einige Behauptungen fehlen Belege, für andere steht es Aussage gegen Aussage.
Nachdem Demokraten und Republikaner mehr als 20.000 zuvor unbekannte E-Mails des verurteilten Sexualstraftäters Jeffrey Epstein veröffentlicht haben, hat die Debatte um die Rolle von US-Präsident Donald Trump in der Epstein-Affäre wieder an Fahrt aufgenommen.
Auf Social Media kursieren aktuell zahlreiche Spekulationen über Ausschnitte aus dem Mailverkehr, die Trump belasten sollen. Aber auch ältere KI-Fotos tauchen immer wieder auf.
Epstein wurde vorgeworfen, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben. 2019 ist er tot in seiner Gefängniszelle in New York aufgefunden worden.
Trump als „Hund, der noch nicht gebellt hat“?
In einer erstmals veröffentlichten Mail vom 2. April 2011 schrieb Epstein an seine langjährige Freundin und Komplizin Gishlaine Maxwell, die ihm immer wieder minderjährige Mädchen gebracht haben soll und deshalb im Gefängnis sitzt: „Ich möchte, dass dir klar wird, dass der Hund, der noch nicht gebellt hat, Trump ist. (Geschwärzter Name) hat Stunden in meinem Haus mit ihm verbracht, er ist kein einziges Mal erwähnt worden.“
In einer zweiten Mail aus dem Jahr 2019 schrieb Epstein vor seinem Tod in einer Gefängniszelle dem Journalisten Michael Wolff: „Natürlich wusste Trump über die Mädchen Bescheid, da er Ghislaine gebeten hat, aufzuhören.“
In einem auf seinem Instagram-Account geteilten Video bestätigte der Journalist Wolff, dass E-Mails zwischen ihm und Epstein veröffentlicht wurden. „Ich versuche schon seit sehr langer Zeit, über diese Geschichte zu sprechen“, so Wolff. Trump und Epstein hätten über mehr als zehn Jahre „eine sehr enge Beziehung geführt“ und alles geteilt, sagte der Journalist.
Weißes Haus dementiert Vorwürfe
Die Identität der Person, mit der Trump Epstein zufolge Stunden in Epsteins Haus verbracht hat, war in den ursprünglich veröffentlichten E-Mails geschwärzt worden. Dem Weißen Haus zufolge handelt es sich bei der jungen Frau um Virginia Giuffre, die sich im April im Alter von 41 Jahren das Leben genommen hatte. Sie beschuldigte Epstein und Maxwell, sie als 17-Jährige zu sexuellen Begegnungen mit dem ehemaligen britischen Prinzen Andrew gedrängt zu haben.
Bezüglich der Behauptung, Trump habe Zeit mit Guiffre verbracht, wies die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, jegliche Vorwürfe zurück. Guiffre habe wiederholt erklärt, „dass Präsident Trump in keinerlei Fehlverhalten verwickelt war und ihr gegenüber in ihren begrenzten Interaktionen ’nicht freundlicher hätte sein können'“, so Leavitt. Giuffre sagte 2016 in einer eidesstattlichen Aussage selbst, dass sie Trump nie bei einem Missbrauch beobachtet habe.
Leavitt warf den Demokraten eine Kampagne gegen Trump vor. „Die Demokraten haben selektiv E-Mails an liberale Medien durchsickern lassen, um eine falsche Erzählung zu schaffen, die Präsident Trump diffamieren soll“, erklärte sie. Die Behauptung, das Trump von „den Mädchen wusste“, kommentierte sie nicht.
Gerüchte über Trump und Clinton
In einer anderen Mail vom 21. März 2018 schlägt Epsteins Bruder Mark Epstein ihm vor, beim ehemaligen Chefstrategen des Weißen Hauses, Steve Bannon, nachzufragen, ob „Putin Fotos von Trump hat, wie er Bubba einen bläst“. Diese Formulierung bezieht sich umgangssprachlich auf Oralsex. Wenige Stunden später schreibt Mark Epstein in einer weiteren Nachricht: „Und ich dachte, ich hätte tsuris.“
Ein Screenshot einer Mail von Jeffrey Eppstein.
Laut Online-Wörterbuch Merriam Webster bedeutet das Wort „tsuris“ sowas wie „Ärger“ oder „Not“ und stammt aus dem Jiddischen. Mit Putin ist mutmaßlich der russische Präsident Wladimir Putin gemeint. Wer dagegen „Bubba“ sein könnte, sorgt im Netz für wilde Spekulationen.
Dem Cambride Dictionary zufolge wird der Begriff unter anderem als allgemeiner Spitzname für Jungen verwendet. Medienberichten zufolge ist „Bubba“ aber auch ein bekannter Spitzname des ehemaligen demokratischen US-Präsidenten Bill Clinton.
Lediglich ein Scherz „zwischen Brüdern“?
Mark Epstein erklärte gegenüber der Zeitung Newsweek, dass es sich bei der Person nicht um Clinton handele. In den Mails sei es „lediglich um einen humorvollen privaten Austausch zwischen zwei Brüdern“ gegangen, der „niemals für die Öffentlichkeit bestimmt war und auch nicht als ernsthafte Äußerung verstanden werden sollte“. Er gab keine weiteren Details zur Identität von „Bubba“ preis.
US-Präsident Trump hat am Wochenende das Justizministerium angewiesen, eine Untersuchung der Verbindungen Epsteins unter anderem zu Bill Clinton einzuleiten. Trump hatte schon im Sommer behauptet, Clinton sei viele Male auf Epsteins privater Karibikinsel gewesen, die ein Tatort gewesen sein soll. Nach Angaben des Clinton-Sprechers war dieser nie dort, nie auf Epsteins Ranch in New Mexico oder in dessen Residenz in Florida.
Mit künstlicher Intelligenz gefaktes Trump-Foto
Im Zusammenhang mit den neu veröffentlichten E-Mails ist auf Social Media auch ein älteres Foto wieder aufgetaucht, das zeigen soll, wie Trump ein Mädchen küsst. Auf dem Foto sitzen die beiden auf einem weißen Sofa und der US-Präsident hält das Mädchen im Arm.
Der US-Faktencheck-Webseite Snopes zufolge ist das Bild mithilfe von künstlicher Intelligenz erstellt worden. Darauf deute unter anderem die Tatsache hin, dass zwei der fünf Finger des Mädchens deutlich länger sind als die anderen. Außerdem erweckt das Bild den Anschein, das Mädchen habe ein drittes Bein und die Menschen im Hintergrund wirken verzerrt.
Im Zusammenhang mit Donald Trump tauchen immer wieder mit KI gefakte Fotos auf, die Donald Trump vermeintlich mit Minderjährigen zeigen sollen.
Trumps Kehrtwende zur Aktenfreigabe
Trump selbst reagiert auf die erneuten Spekulationen mit Gegenvorwürfen an die Demokraten. Die versuchten, „die Jeffrey-Epstein-Affäre wieder aufzuwärmen, weil sie alles tun würden, um davon abzulenken, wie schlecht sie beim Shutdown und bei so vielen anderen Themen abgeschnitten haben“, schrieb er auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social. „Nur ein sehr schlechter oder dummer Republikaner würde in diese Falle tappen.“
Der politische Wind in den USA hat sich im Bezug auf die Epstein-Files allerdings seit der Veröffentlichung der E-Mails gedreht. Sowohl der Senat als auch das Repräsentantenhaus haben einem Gesetz zur Veröffentlichung der Epstein-Akten zugestimmt. Nachdem er sich zuvor monatelang dagegen gesperrt und darüber auch prominente Unterstützer verloren hat, unterschrieb der US-Präsident das Gesetz.
Veröffentlichung mit Einschränkungen
Das Justizministerium hat nun 30 Tage Zeit, die Akten vorzulegen. Es handelt sich um Unterlagen des Justizministeriums, der Staatsanwaltschaft und der Bundespolizei FBI, die die Ermittlungen gegen Epstein dokumentieren und auch Informationen zu seiner Haft enthalten. Dokumente zu seiner einstigen Vertrauten und Komplizin Ghislaine Maxwell sollen ebenfalls veröffentlicht werden. Maxwell wurde im Zuge des Skandals verurteilt und sitzt im Gefängnis.
Freigegeben werden sollen auch Flugprotokolle von Epsteins Privatjet samt Passagierlisten. Allerdings werden dem Ministerium im Gesetz Sonderrechte eingeräumt. So dürfen Informationen zurückgehalten oder geschwärzt werden, „wie beispielsweise personenbezogene Daten von Opfern und Materialien, die eine laufende Untersuchung des Bundes gefährden würden“. Auch Inhalte, die die nationale Sicherheit gefährden und als geheim eingestuft werden, müssen damit nicht veröffentlicht werden.









