„Erinnerungskultur essenziell“ Yad Vashem will Bildungsstätte in Deutschland eröffnen
18.09.2025, 20:43 Uhr Artikel anhören
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Der Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dayan sagt, Deutschlands Demokratie könne nicht überleben, „wenn sie ihre derzeitige starke Erinnerungskultur aufgibt“.
(Foto: picture alliance/dpa)
Erstmals will die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt, Yad Vashem, außerhalb Israels eine Außenstelle einrichten. Die Initiative geht zurück auf einen Vorschlag von Ex-Kanzler Scholz. Das Angebot soll sich vorrangig an Lehrer richten. Drei deutsche Standorte sind in der engeren Auswahl.
Die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem will in Deutschland ihr erstes Holocaust-Bildungszentrum außerhalb Israels aufbauen – drei mögliche Standorte kommen dafür nun in Frage. Diese liegen nach Angaben Yad Vashems in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Das Bildungszentrum soll vor allem Lehrkräften zur Weiterbildung dienen. „Bildung über die Shoa ist ein essenzieller Teil von Anti-Antisemitismus-Bildung“, sagte der Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dayan bei der Vorstellung der Pläne in Berlin.
„Das Holocaust-Bildungszentrum wird Besucherinnen und Besucher, insbesondere Lehrkräfte, aus ganz Deutschland und darüber hinaus ansprechen“, teilte Yad Vashem mit. Vertreter der Gedenkstätte wollen in den kommenden Wochen die drei Bundesländer besuchen und sich dort mit Regierungsvertretern und der Zivilgesellschaft treffen, bevor voraussichtlich im ersten Halbjahr 2026 eine Entscheidung über den genauen Standort getroffen werden soll. Seine Arbeit aufnehmen könnte das Zentrum zwei bis drei Jahre später. Die Bildungsstätte werde etwa 20 Mitarbeiter haben.
Dayan erläuterte, es gehe nicht um ein Museum, sondern um eine Bildungsstätte. Es sei wichtiger, was in dem Gebäude passiere, als wie es aussehe. Ein Neubau ist demnach nicht geplant. „Was Yad Vashem berühmt macht, ist der pädagogische Ansatz.“ Es gehe darum, die Perspektive der Opfer in das Land der Täter zu bringen.
Den Angaben zufolge entstand die Idee zur Errichtung eines Holocaust-Bildungszentrums in Deutschland 2023 bei einem Treffen Dayans mit dem damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz. Eine Machbarkeitsstudie untersuchte seither demnach „zahlreiche Orte in ganz Deutschland und berücksichtigte dabei Faktoren wie Erreichbarkeit, Möglichkeiten für lokale Partnerschaften sowie die bestehende Gedenkstättenlandschaft“.
„Wir eröffnen diese Bildungszentren nicht, weil wir sie brauchen. Wir glauben, dass sie eine Mission für die Gesellschaften erfüllen, in denen wir diese Bildungszentren haben“, sagte Dayan dazu. 2023 habe ihm ein deutscher Politiker gesagt, „dass das Zentrum in den östlichen Teilen Deutschlands eröffnet werden sollte. In dem Teil Deutschlands, in dem leider – und ich zögere nicht zu sagen, dass das eine Schande für Deutschland ist – die AfD die größte politische Partei ist“. Das sei „eine Überlegung wert“.
Dayan sagte – auf Englisch – weiter, dass Deutschlands Demokratie nicht überleben könne, „wenn sie ihre derzeitige starke Erinnerungskultur aufgibt“. Sie sei „essenziell für die Zukunft der deutschen Demokratie“.
Bundesbildungsministerin Karin Prien betonte, „junge Menschen wissen zu wenig über den Holocaust“. Studien zufolge wüssten „etwa 40 Prozent der Deutschen nicht, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.“ Deshalb sei es gut, „dass das israelische Yad Vashem seine pädagogische Erfahrung als Forschungs- und Bildungseinrichtung erstmals in einem Bildungszentrum außerhalb Israels einsetzen will, nämlich in Deutschland. Holocaust Education ist Empathievermittlung.“
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa
„Erinnerungskultur essenziell“ Yad Vashem will Bildungsstätte in Deutschland eröffnen
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Der Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dayan sagt, Deutschlands Demokratie könne nicht überleben, „wenn sie ihre derzeitige starke Erinnerungskultur aufgibt“.
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Erstmals will die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt, Yad Vashem, außerhalb Israels eine Außenstelle einrichten. Die Initiative geht zurück auf einen Vorschlag von Ex-Kanzler Scholz. Das Angebot soll sich vorrangig an Lehrer richten. Drei deutsche Standorte sind in der engeren Auswahl.
Die Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem will in Deutschland ihr erstes Holocaust-Bildungszentrum außerhalb Israels aufbauen – drei mögliche Standorte kommen dafür nun in Frage. Diese liegen nach Angaben Yad Vashems in Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen. Das Bildungszentrum soll vor allem Lehrkräften zur Weiterbildung dienen. „Bildung über die Shoa ist ein essenzieller Teil von Anti-Antisemitismus-Bildung“, sagte der Yad-Vashem-Vorsitzende Dani Dayan bei der Vorstellung der Pläne in Berlin.
„Das Holocaust-Bildungszentrum wird Besucherinnen und Besucher, insbesondere Lehrkräfte, aus ganz Deutschland und darüber hinaus ansprechen“, teilte Yad Vashem mit. Vertreter der Gedenkstätte wollen in den kommenden Wochen die drei Bundesländer besuchen und sich dort mit Regierungsvertretern und der Zivilgesellschaft treffen, bevor voraussichtlich im ersten Halbjahr 2026 eine Entscheidung über den genauen Standort getroffen werden soll. Seine Arbeit aufnehmen könnte das Zentrum zwei bis drei Jahre später. Die Bildungsstätte werde etwa 20 Mitarbeiter haben.
Dayan erläuterte, es gehe nicht um ein Museum, sondern um eine Bildungsstätte. Es sei wichtiger, was in dem Gebäude passiere, als wie es aussehe. Ein Neubau ist demnach nicht geplant. „Was Yad Vashem berühmt macht, ist der pädagogische Ansatz.“ Es gehe darum, die Perspektive der Opfer in das Land der Täter zu bringen.
Den Angaben zufolge entstand die Idee zur Errichtung eines Holocaust-Bildungszentrums in Deutschland 2023 bei einem Treffen Dayans mit dem damaligen Bundeskanzler Olaf Scholz. Eine Machbarkeitsstudie untersuchte seither demnach „zahlreiche Orte in ganz Deutschland und berücksichtigte dabei Faktoren wie Erreichbarkeit, Möglichkeiten für lokale Partnerschaften sowie die bestehende Gedenkstättenlandschaft“.
„Wir eröffnen diese Bildungszentren nicht, weil wir sie brauchen. Wir glauben, dass sie eine Mission für die Gesellschaften erfüllen, in denen wir diese Bildungszentren haben“, sagte Dayan dazu. 2023 habe ihm ein deutscher Politiker gesagt, „dass das Zentrum in den östlichen Teilen Deutschlands eröffnet werden sollte. In dem Teil Deutschlands, in dem leider – und ich zögere nicht zu sagen, dass das eine Schande für Deutschland ist – die AfD die größte politische Partei ist“. Das sei „eine Überlegung wert“.
Dayan sagte – auf Englisch – weiter, dass Deutschlands Demokratie nicht überleben könne, „wenn sie ihre derzeitige starke Erinnerungskultur aufgibt“. Sie sei „essenziell für die Zukunft der deutschen Demokratie“.
Bundesbildungsministerin Karin Prien betonte, „junge Menschen wissen zu wenig über den Holocaust“. Studien zufolge wüssten „etwa 40 Prozent der Deutschen nicht, dass sechs Millionen Jüdinnen und Juden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet wurden.“ Deshalb sei es gut, „dass das israelische Yad Vashem seine pädagogische Erfahrung als Forschungs- und Bildungseinrichtung erstmals in einem Bildungszentrum außerhalb Israels einsetzen will, nämlich in Deutschland. Holocaust Education ist Empathievermittlung.“
Quelle: ntv.de, jwu/AFP/dpa