Schlimmer Start in WM-Quali Historische Pleite – Deutschland von der Slowakei vorgeführt
Stand: 04.09.2025 23:55 Uhr
Zum ersten Mal in der DFB-Historie hat Deutschland auswärts ein WM-Qualifikationsspiel verloren – Gastgeber Slowakei machte das völlig indisponierte DFB-Team phasenweise lächerlich.
Beim hochverdienten 2:0 am Donnerstagabend (04.09.2025) in Bratislava brachte David Hancko (42. Minute) den Gastgeber in Führung, David Strelec legte in der 55. Minute das zweite Tor nach. Angesichts der katastrophalen deutschen Abwehrleistung und einer uninspirierten, einfallslosen Offensive, aber auch einer völlig chaotisch anmutenden taktischen Grundordnung, hätte das Ergebnis auch noch drastischer ausfallen können, das verhinderte aber mehrfach Oliver Baumann im deutschen Tor.
Kimmich warnt: „So fahren wir nicht zur WM“
Bundestrainer Julian Nagelsmann äußerte sich anschließend im ARD-Interview schwer enttäuscht: „Der Gegner war uns meilenweit überlegen. Uns hat von der ersten bis zur letzten Minute die Emotionalität gefehlt – so kannst du kein Spiel gewinnen. Wenn wir so weitermachen, mit angezogener Handbremse und nur mit 80 Prozent, dann werden wir im März in die Playoffs müssen – wenn wir das wollen, müssen wir genauso weitermachen. Es ist auch egal, dass uns Spieler mit Qualität gefehlt haben. Mit denen hätten wir auch nicht besser abgeschnitten, wenn die Emotionalität nicht dagewesen wäre.“
Auch Baumann sprach Klartext: „Die Basics haben gefehlt, die Aggressivität, das Zweikampfverhalten, die Emotionalität. Da müssen wir alle eine große Schippe drauflegen.“ Kapitän Joshua Kimmich: „Wir wissen alle, dass das von jedem einzelnen ein sehr, sehr schlechtes Spiel war. Wir haben vorher vom WM-Pokal geredet, aber wenn wir so weitermachen, fahren wir nicht mal zur WM.“
Erster Aussetzer nach knapp zwei Minuten
Schon nach knapp zwei Minuten leistete sich das DFB-Team den ersten kapitalen Aussetzer, der beinahe den frühen Rückstand bedeutet hätte. Ondrej Duda bekam bei seiner Hereingabe von links keinerlei Gegenwehr, am Fünfmeterraum nahm niemand die Laufwege von Milan Skriniar und Lubomir Satka auf, die beide völlig frei vor Baumann auftauchten – sich aber letztlich gegenseitig behinderten.
Die Deutschen versuchten anschließend zwar einen schnellen Aufbau hinzubekommen, mit Debütant Nnmandi Collins auf der rechten Seite und Maximilian Mittelstädt agierten beide Außenverteidiger extrem offensiv. Doch das ging komplett zu Lasten der Defensivabteilung, die auch in der Folgezeit einen furchterregenden Eindruck hinterließ.
Stellungsfehler, Aussetzer, verlorene Laufduelle
Stellungsfehler reihten sich an individuelle Aussetzer, verlorene Laufduelle an hanebüchenes Zweikampfverhalten – einzig und allein Baumann behielt in der ersten halben Stunde die Übersicht. Erst scheiterte David Hancko aus spitzem Winkel am Hoffenheimer Schlussmann, dann parierte der 35-Jährige zweimal gegen den völlig frei vor ihm auftauchenden Leo Sauer, der zuvor Antonio Rüdiger regelrecht lächerlich gemacht hatte.
In der 22. Minute landete die Kugel sogar am deutschen Pfosten, Duda hatte einen Eckball von links direkt aufs Tor gezogen – Baumann war allerdings auch im bedrohten kurzen Eck und wäre wohl zur Stelle gewesen. Überhaupt nicht zur Stelle war neben Rüdiger und Jonathan Tah vor allem Collins. Der Frankfurter spielte meist einen klassichen Rechtsaußen, wartete vorne auf Bälle, die aber nicht kamen. Hinten fehlte er dementsprechend während der gesamten ersten Halbzeit, und wenn er mal in defensive Zweikämpfe gehen wollte, führte ihn vor allem Sauer immer wieder vor.
Rüdiger kommt nicht nach – Hancko trifft
Aus einem Ballgewinn von Stiller entsprang in der 33. Minute die einzige echte Torchance des DFB-Teams. Wirtz umkurvte drei slowakische Verteidiger, scheiterte mit seinem Flachschuss aber an Torhüter Martin Dubravka. Eine deutsche Führung wäre gemessen an der Leistung allerdings auch ein Witz gewesen, aber auch die Slowakei machte bei zwei weiteren Chancen für David Strelec viel zu wenig aus ihrer Überlegenheit.
Drei Minuten vor der Pause gelang den Gastgebern dann aber doch der hochverdiente Lohn ihrer Bemühungen: Wirtz verlor vorne rechts den Ball, Collins fehlte mal wieder als Absicherung, dann hatten Tah und Rüdiger gegen Strelec und Hancko das Nachsehen. Rüdiger nahm am Ende der Fehlerkette den Laufweg von Hancko nicht auf, obwohl ihn Leon Goretzka noch gestikulierend anschrie – diesmal war dann auch Baumann chancenlos.
Schweinsteiger bringt Neuer-Comeback ins Gespräch
Um Baumann hatte es vor dem Anpfiff übrigens eine interessante Diskussion gegeben. ARD-Experte Bastian Schweinsteiger antwortete auf die Frage, ob er Baumann für den richtigen WM-Torhüter halte, wenn Marc-André ter Stegen nach seiner Rücken-OP nicht rechtzeitig wieder fit wird oder im Verein Ersatzmann bleibt: „Dann würde ich gucken, wer hat einen deutschen Pass und ist der Beste – und das ist für mich nach wie vor Manuel Neuer. Ich würde versuchen, ihn dann für die Weltmeisterschaft zurückzuholen.“
Baumann war an diesem Abend allerdings der geringste Vorwurf zu machen, auch beim zweiten Gegentreffer traf ihn keinerlei Schuld.
Experiment mit Collins zur Pause beendet
Zu diesem Zeitpunkt hatte Nagelsmann das Collins-Experiment bereits beendet und für ihn Mittelstädt auf die rechte Abwehrseite beordert – nie zuvor in seiner Profikarriere hatte er dort agiert. Auf der linken Seite kam dafür David Raum in die Partie und fügte sich nahtlos ein: Kläglich verlor der Leipziger vor dem 0:2 das Kopfballduell auf der Außenbahn, im Zentrum stolperten Tah und Rüdiger erneut nur ihren Gegenspielern hinterher, sodass Strelec freie Schussbahn hatte und die Kugel perfekt in den linken Winkel schlenzte.
Auf der Bank wurde die Miene von Nagelsmann immer versteinerter, sein neuer Assistent Benjamin Hübner wirkte ebenfalls fassungslos – auch weil es anschließend überhaupt kein Aufbäumen gab. Der Bundestrainer versuchte noch, der Offensivabteilung mit den Einwechslungen von Nadiem Amiri und Karim Adeyemi neue Impulse zu verleihen, doch die beiden gingen ebenso unter wie während der gesamten Partie Nick Woltemade oder Serge Gnabry. Für das DFB-Team war es nach der Nations League bereits die dritte Niederlage in Serie, der Druck vor dem Spiel am Sonntag gegen Nordirland (20.45 Uhr) wächst dadurch schon extrem.