Stand: 01.09.2025 02:09 Uhr
Nach dem Mord am Ex-Parlamentschef Parubij in Lwiw meldet der ukrainische Präsident Selenskyj eine Festnahme. Der Verdächtige habe auch bereits ausgesagt. Der Innenminister sprach von einem „sorgfältig vorbereiteten Verbrechen“.
Nach den tödlichen Schüssen auf den früheren ukrainischen Parlamentspräsidenten Andrij Parubij ist nach Angaben von Präsident Wolodymyr Selenskyj ein Verdächtiger festgenommen worden. Selenskyj erklärte, Innenminister Ihor Klymenko und Sicherheitsbehörden-Chef Wasyl Malijuk hätten ihn über den Fahndungserfolg informiert. Der Mann habe bereits „eine erste Aussage“ gemacht, teilte der Präsident auf der Plattform X weiter mit.
Einzelheiten zu dem mutmaßlichen Täter oder zu einem möglichen Motiv wurden nicht veröffentlicht. „Die notwendigen Ermittlungsmaßnahmen sind im Gange. Ich habe angewiesen, die verfügbaren Informationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen“, so Selenskyj.
Festnahme in Region Chemlnytsky
Parubij, eine der Leitfiguren der pro-europäischen Bewegungen in der Ukraine, war am Wochenende in der westukrainischen Stadt Lwiw auf offener Straße erschossen worden. Wie Medien berichteten, soll ein als Lieferkurier gekleideter Mann auf einem Fahrrad die Schüsse abgefeuert haben. Eine offizielle Bestätigung für diesen Tathergang gab es bislang aber nicht.
Selenskyj dankte den Strafverfolgungsbehörden „für ihre schnelle und abgestimmte Arbeit“ und führte aus, dass die Ermittlungen in dem Fall andauerten. „Derzeit laufen dringende Ermittlungsmaßnahmen, um alle Umstände dieses Mordes zu klären“, erklärte der ukrainische Präsident. Innenminister Klymenko schrieb im Onlinedienst Telegram, an dem Einsatz zur Festnahme des Verdächtigen seien Dutzende Polizisten und andere Sicherheitskräfte beteiligt gewesen. Der Zugriff gelang demnach in der westlichen Region Chmelnytsky.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt könne er „nicht viele Details“ dazu nennen, führte Klymenko aus. „Ich werde nur sagen, dass das Verbrechen sorgfältig vorbereitet wurde: Der Zeitablauf der Bewegungen des Verstorbenen wurde erforscht, die Route wurde festgelegt und ein Fluchtplan wurde entworfen.“
Mutmaßungen über russische Beteiligung
In einigen Würdigungen ukrainischer Politiker wurde der Verdacht geäußert, dass Russland an dem Mordanschlag beteiligt gewesen sei. Seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine im Februar 2022 haben beide Länder einander mehrfach die Ermordung von Politikern und ranghohen Militärvertretern vorgeworfen. Russische Staatsmedien berichteten, dass Parubij seit 2023 auf einer Fahndungsliste der Behörden in Russland stand.
Parubij war von 2016 bis 2019 Parlamentspräsident der Ukraine und diente zuvor einige Monate als Vorsitzender des Sicherheitsrats. Schon zu Sowjetzeiten hatte sich der studierte Historiker für die Unabhängigkeit der Ukraine eingesetzt. Er galt als eine der Leitfiguren bei den großen pro-europäischen Bewegungen der jüngeren ukrainischen Geschichte: der Orangefarbenen Revolution im Jahr 2004 sowie der Maidan-Revolution von 2014, die zur Absetzung des prorussischen Präsidenten Wiktor Janukowytsch führte. Damals stand er an der Spitze freiwilliger Selbstverteidigungseinheiten.