Stand: 24.10.2025 12:20 Uhr
Drogenhandel, Geldwäsche, Cybercrime – das Ausmaß der Organisierten Kriminalität in Deutschland bleibt laut BKA auf hohem Niveau. Sorge bereitet Ermittlern, dass Kriminelle zunehmend versuchen, Minderjährige für Straftaten zu rekrutieren.
Die Bedrohung durch die Organisierte Kriminalität bleibt in Deutschland auf anhaltend hohem Niveau. Das geht aus dem Lagebild für das vergangene Jahr hervor, welches das Bundeskriminalamt (BKA) veröffentlicht hat.
Demnach wurde 2024 in insgesamt 647 Verfahren wegen Organisierter Kriminalität ermittelt. Die Zahl bleibt im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleich, 2024 stieg sie um fünf Verfahren an. Allerdings ist es der zweithöchste Wert innerhalb von zehn Jahren.
Am häufigsten wurde laut BKA in Fällen von Rauschgiftkriminalität ermittelt – mit fast 260 Verfahren machte dieser Bereich den Großteil der Taten der Organisierten Kriminalität aus. Es folgten Fälle von Wirtschaftskriminalität mit etwa 110 Verfahren, Steuer- und Zolldelikte mit rund 60 Verfahren. Ähnlich viele Verfahren wurden wegen Schleuser- und Eigentumskriminalität verfolgt.
Einen deutlich geringeren Anteil machten mit vier Prozent aller Verfahren Ermittlungen gegen Cybercrime-Gruppierungen aus. Allerdings ist der durch diese Vergehen entstandene Schaden massiv: Dem Lagebild zufolge wird er auf rund 1,7 Milliarden Euro geschätzt, was mehr als die Hälfte aller durch Organisierte Kriminalität verursachten finanziellen Schäden ausmacht. Insgesamt bezifferte das BKA die Finanzschäden im vergangenen Jahr auf etwa 2,64 Milliarden Euro.
Rekrutierung von Minderjährigen für Straftaten
Das BKA spricht in seinem Lagebild von einem „konstant hohen Bedrohungspotenzial“ durch die Organisierte Kriminalität. Auffallend sei eine zunehmende Bereitschaft zur Gewaltanwendung im öffentlichen Raum. In diesem Zusammenhang wurden 2024 etwa 280 Gewaltstraftaten erfasst. Zudem konnte ein deutlicher Anstieg beim Besitz von Schuss- und Kriegswaffen verzeichnet werden. Rund 420 Schusswaffen wurden im vergangenen Jahr im Zuge von Ermittlungen sichergestellt.
Die Bundespolizei äußerte sich besorgt darüber, dass Gruppierungen kriminelle Handlungen immer häufiger als „Crime as a Service“ anbieten, also quasi als eine Art von Dienstleistung, etwa im Bereich Geldwäsche. Zudem versuchten Kriminelle zunehmend, Minderjährige für Straftaten zu rekrutieren. Dafür nutzen sie laut BKA etwa soziale Netzwerke oder Gaming-Plattformen im Internet.
Auch Bundesinnenminister Alexander Dobrindt bezeichnete die Organisierte Kriminalität als eine der größten Bedrohungen für den Rechtsstaat. „Sie agiert brutal und skrupellos, weltweit – vom Drogenhandel über Geldwäsche bis zur Einflussnahme auf Entscheidungsträger“, sagte der CSU-Politiker und betonte: „Diesen kriminellen Netzwerken muss man den Nährboden entziehen, indem man ihre Geldquellen konsequent austrocknet. Wer innerhalb dieser Strukturen nicht erklären kann, woher sein Vermögen kommt, soll es verlieren. Das ist ein Paradigmenwechsel.“
Weniger Rauschgiftdelikte nach Cannabis-Teillegalisierung
Parallel zum Lagebild zur Organisierten Kriminalität veröffentlichte das BKA auch ein separates Lagebild zur Rauschgiftkriminalität. Daraus geht hervor, dass die Gesamtzahl der Rauschgiftdelikte 2024 im Vergleich zu den Vorjahren deutlich gesunken ist, was aus Sicht der Bundespolizei insbesondere auf die im April des vergangenen Jahres in Kraft getretene Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen ist.
Demnach sank die Zahl der Rauschgiftdelikte im vergangenen Jahr um rund ein Drittel auf circa 228.100 Vergehen. Zum Vergleich: 2023 wurden bundesweit fast 346.900 Vergehen erfasst. Der Anteil von Rauschgiftdelikten an der Gesamtkriminalität sank im Jahresvergleich von 5,8 auf 3,9 Prozent. Die meisten Rauschgiftdelikte standen laut Lagebild in Zusammenhang mit Cannabis. So wurden im vergangenen Jahr unter anderem 366 illegale Cannabis-Plantagen von Ermittlern aufgedeckt.
Des Weiteren wurden im vergangenen Jahr rund 19,4 Tonnen Marihuana von Einsatzkräften sichergestellt, zudem etwa 5 Tonnen Haschisch und 24 Tonnen Kokain.
Zum zunehmend größeren Problem werden in Deutschland dem BKA zufolge auch synthetische Drogen. Darunter fallen etwa Amphetamin, Ecstasy, Chrystal oder sogenannte Neue psychoaktive Stoffe (NPS). Von all diesen Substanzen wurden 2024 teils deutlich größere Mengen sichergestellt als noch im Vorjahr. So wurden in nur einem von Ermittlern entdecktem Großlabor innerhalb von nur sechs Monaten rund 6.000 Kilogramm der synthetischen Substanz MDMA hergestellt – woraus laut BKA etwa 42 Millionen Ecstasy-Tabletten hätten produziert werden können.








