Planetary Health Diet Gesundes Essen, gesunder Planet
Stand: 03.10.2025 03:51 Uhr
Ein neuer Bericht zeigt: Gesundes Essen könnte jedes Jahr 15 Millionen gesundheitsbedingte, vorzeitige Todesfälle verhindern – und wäre gleichzeitig gut für den Planeten.
Viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukte. Dazu Nüsse und Hülsenfrüchte, kombiniert mit einem geringen Konsum von tierischen Produkten wie Fleisch, Fisch und Milchprodukten – das ist die sogenannte Planetary Health Diet.
Heute hat die dafür verantwortliche EAT-Lancet-Kommission, bestehend aus einer Gruppe von internationalen Forschenden verschiedener Disziplinen, einen neuen Bericht in der medizinischen Fachzeitschrift Lancet dazu veröffentlicht. Die Frage: Was könnte eine Umstellung auf diese Diät zusammen mit Maßnahmen, wie einer gesteigerten Produktivität und weniger Lebensmittelverschwendung, bewirken?
Millionen weniger Todesfälle pro Jahr
Das Ergebnis: Allein aus gesundheitlicher Sicht würde sich die Umstellung lohnen. Jedes Jahr könnten mit der Umstellung weltweit 15 Millionen Todesfälle, also 27 Prozent aller Todesfälle verhindert werden. Das liegt zum einen daran, dass etwa mehr Menschen Zugang zu gesunden Lebensmitteln bekommen könnten und so die Unterernährung reduziert werden könnte. Zum anderen aber auch daran, dass es in anderen Ländern weniger Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfälle gäbe.
Die tatsächliche Zahl könnte sogar noch höher liegen, sagt der Co-Vorsitzende der Kommission Walter Willett von der Harvard T.H. Chan School of Public Health. So wurden zum Beispiel nur die Todesfälle bei Erwachsenen und nicht bei Kindern untersucht. Auch die indirekten Auswirkungen auf die Gesundheit wurden nicht berücksichtigt. „Das ist wichtig, denn durch eine Verbesserung der Ernährung würden wir auch die Umwelt verbessern“, so Willet. „Durch eine Entlastung der Flächennutzung könnten wir beispielsweise die Abholzung des Amazonas-Regenwaldes stoppen und auf diese Weise mehr Kohlenstoff binden und die Rauchentwicklung reduzieren.“
Nicht nur billige Kohlenhydrate
Die in dem neuen Bericht vorgestellte optimale Ernährungsweise weicht dabei kaum von der ursprünglichen Planetary Health Diet ab. Diese war und ist dabei explizit als eine gesunde Ernährungsweise gedacht, sagt Walter Willet: „Hätten wir eine Ernährung entwickeln wollen, die nur minimale Auswirkungen auf die Umwelt hat, hätte sie hauptsächlich aus billigen Kohlenhydraten, viel Stärke, Kartoffeln und Getreide bestanden. Die von uns vorgeschlagene Ernährung ist jedoch sehr vielfältig und zielt darauf ab, die Gesundheit zu optimieren.“
Auch die Umwelt und das Klima profitieren
Quasi als Nebenwirkung können dadurch auch Umwelt und Klima massiv geschützt werden. Denn wie derzeit Lebensmittel produziert werden beeinflusst massiv die Landnutzung, reduziert vielerorts die Biodiversität, erhöht die Überdüngung und wirkt sich auch auf die Trinkwasser-Vorräte aus.
Auch das Klima wird maßgeblich von unseren Ernährungsgewohnheiten beeinflusst, so Johan Rockström vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), der ebenfalls Co-Vorsitzender der Kommission ist. „Die Lebensmittelsysteme verursachen etwa 30 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen und könnten ohne Veränderungen allein die Erwärmung der Erde über die Grenze von 1,5 Grad Celsius hinaus treiben, selbst wenn fossile Brennstoffe auslaufen würden.“
Würden die Ernährungssysteme umgestellt auf eine gesündere Ernährung, eine effektivere Produktion und weniger Lebensmittelverschwendung, könnte das laut Bericht alleine den Ausstoß von Treibhausgasen aus den Lebensmittelsystemen auf die Hälfte reduzieren.
Ungerechtigkeit groß
Derzeit, so der Bericht, lebt nur ein Prozent der Weltbevölkerung so, dass sowohl ihre eigne Gesundheit als auch die des Planeten gewährleistet sind. Zudem ist auch die Ungerechtigkeit noch groß. Denn die reichsten 30 Prozent der Menschen verursachen demnach mehr als 70 Prozent der ernährungsbedingten Umweltbelastungen.
Politisch viel machbar
Um dem entgegenzusteuern kann gerade in wohlhabenderen Ländern politisch noch viel unternommen werden, sagt Mitautorin Line Gordon vom Stockholm Resilience Center: „Zum Beispiel durch eine Steuerumverteilung, sodass gesunde Lebensmittel relativ günstiger werden als ungesunde Lebensmittel.“ Ebenso wäre eine Regulierung der Vermarktung von Lebensmitteln insbesondere gegenüber Kindern denkbar sowie klare Warnhinweise auf ungesunden Lebensmitteln.
Um gesunde Lebensmittel erschwinglicher zu machen, könne man auch die Subventionen in der landwirtschaftlichen Produktion umschichten. Wir betonen auch, dass es nicht nur darum geht, die Preise zu senken, sondern auch darum, die Kaufkraft zu erhöhen, damit sich die Menschen eine gesunde Ernährung leisten können“, so Gordon.