Stand: 26.10.2025 21:49 Uhr
Beim Bürgerentscheid über eine mögliche Olympia-Bewerbung Münchens haben sich die Befürworter durchgesetzt. Rund 1,1 Millionen Menschen konnten über Sommerspiele in den Jahren 2036, 2040 oder 2044 abstimmen.
Von Ramona Dinauer, BR24 Redaktion, Birgit Grundner
Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.
Ein Bürgerentscheid, der spannender als ein Olympia-Finale nicht sein könnte: Darf sich die Stadt um die Olympische und Paralympische Sommerspiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben? „München hat klar mit Ja gestimmt“, verkündete München Oberbürgermeister Dieter Reiter um 19.18 Uhr. Rund 66 Prozent haben mit „Ja“ für künftige Sommerspiele gestimmt. Das ist nach Auszählung aller Stimmbezirke das vorläufige Endergebnis.
Ob es tatsächlich zu zweiten Olympischen Spielen in München nach 1972 kommt, bleibt offen. Denn der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will sich im Herbst 2026 auf den Kandidaten festlegen, mit dem er sich um den Zuschlag des Internationalen Olympisches Komitees (IOC) bewirbt, das die Spiele letztendlich vergibt.
OB Reiter: „Politik für Mehrheit“
Oberbürgermeister Reiter sei sehr dankbar, über die „extrem hohe Wahlbeteiligung“. Es sei ein gutes Gefühl sagen zu können, „wir machen hier Politik für die Mehrheit“, so Reiter. Über 400.000 Münchner und Münchnerinnen hätten abgestimmt und so dem Bürgerentscheid zu einer Rekordwahlbeteiligung verholfen. Der Oberbürgermeister sowie Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hätten, laut Reiter, beide nicht mit einem so deutlichen Ergebnis gerechnet.
Auf der weniger prominent besetzte Veranstaltung der Olympia-Gegner zeigten sich u.a. Stadträte enttäuscht über die Auswirkung der Pro-Olympia-Kampagne. Eine „Übermacht aus Wirtschaft, Lobbyinteressen und PR-Maschinen“ hätten sich gegen eine Handvoll engagierter Freiwilliger durchgesetzt, teilte die Münchner Stadtratsfraktion der Linken am Abend mit.
Söder: „Jetzt starten wir durch“
Nach der Verkündung der ersten Ergebnisse hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den erfolgreichen Bürgerentscheid als „ein ganz starkes Signal“ für Olympische Spiele in München bewertet. „Jetzt starten wir durch. Jetzt ziehen wir an“, versicherte Söder.
„In den internationalen Rankings ist München die erfolgreichste deutsche Sportstadt. Wir sind unter den ersten zehn. Alle anderen sind weiter weg“, sagte Söder auf der Wahlparty der Olympia-Befürworter. Der Chef des Bayerischen Landes-Sportverbandes (BLSV), Jörg Ammon, sprach von einem „Traumergebnis“, das Rückenwind gebe, um sich unter den deutschen Olympiabewerbern durchzusetzen.
Rekordwahlbeteiligung bei Bürgerentscheid in München
Schon jetzt erreichte der Bürgerentscheid zur Olympiabewerbung eine Rekordwahlbeteiligung. Reiter hatte wie auch dritte Bürgermeisterin Verena Dietl (SPD) und mehrere Stadträte im Kreisverwaltungsreferat auf das Ergebnis gewartet. Die Wahlbeteiligung lag bei 42 Prozent. Der genaue Wert steht erst nach Auszählung aller Stimmen fest. Das Quorum von zehn Prozent und somit die Anzahl der Mindeststimmen wurde damit erreicht. Bisher hielt den Rekord der Entscheid aus dem Jahr 2001, als es um die Frage des Stadionneubaus in Fröttmaning ging.
Reiter: „Denkanstoß für die Mitbewerber in Deutschland“
Man habe bislang ein gutes Drittel, einschließlich der Stimmwahlbezirke ausgezählt, und es habe keinen einzigen statistischen Ausreißer gegeben. „Das heißt, alle Wahlbezirke sind pro Olympiabewerbung“, so Reiter. Kein Stadtbezirk verzeichnet bislang ein Ergebnis mit weniger als 60 Prozent Zustimmung. Wenn München den Wert für die Zustimmung zur Olympiabewerbung noch weiter steigere, sei das ein sehr großer Denkanstoß für die Mitbewerber in Deutschland.
„Ich glaube nicht, dass wir da Konkurrenz fürchten müssen“, so der Oberbürgermeister. Auch Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr wollen die Spiele austragen. Der Deutsche Olympische Sportbund wird in gut einem Jahr entscheiden, welche Stadt sich offiziell bewerben darf. Die Bewerbung Münchens, so OB Reiter, sei für die Zukunftsfähigkeit der Stadt das richtige Signal. Reiter sei der festen Überzeugung, dass man mit den Spielen positive Stimmung für die Stadt gewinnen könne.
Im Haus des Sports wurde nach Verkündigung der ersten Ergebnisse gefeiert. Unter den Jubelnden waren Sportler, Politiker und Funktionäre. So zum Beispiel der dreifache Olympia-Teilnehmer Sideris Tasiadis. „Wir dürfen damit immer noch weiter träumen, dass die Olympischen Spiele nach München zurückkommen“, sagte der Kanu-Sportler aus Augsburg.
Olympia-Gegner: Respektieren Ergebnis der Bürgerbefragung
Die Gegner der Münchner Olympiabewerbung hatten sich im Griechischen Haus im Westend versammelt. Dort war die Enttäuschung über das eindeutige Ergebnis spürbar. „Das Ergebnis zeigt, dass die Mehrheit der Münchnerinnen und Münchner eine Bewerbung möchte. Das ist eine demokratische Entscheidung, die wir respektieren“, sagte der wohl prominenteste Gegner, der Grünen-Politiker und Landtagsvizepräsident Ludwig Hartmann.
Die letzten Wochen seien ein David-gegen-Goliath-Kampf gegen die finanziell starke Pro-Kampagne der Stadt gewesen, betonte Hartmann. „Gleichzeitig bleibt die Kritik an den Kosten, der Nachhaltigkeit und der Transparenz weiterhin relevant. Wir werden genau beobachten, ob die Versprechen aus der Bewerbung ernst genommen werden und das Vorhaben nicht nur ein Prestigeprojekt für die Stadt wird, sondern fair und nachhaltig für alle umgesetzt wird“, so Hartmann.
Im Audio: #Faktenfuchs – Verteuert Olympia den Wohnraum?
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Quelle: BR24 Infoblock 26.10.2025 – 19:00 Uhr









