Stand: 09.09.2025 20:27 Uhr
Wegen eines Brandes an zwei Strommasten sind im Südosten Berlins wohl auch am Mittwoch Zehntausende Haushalte ohne Strom. Auch S-Bahn, Ampeln und Notrufnummer sind betroffen. Die Polizei geht von politisch motivierter Brandstiftung aus.
- großer Stromausfall im Berliner Südosten nach Brand an zwei Strommasten
- Notrufnummern 110 und 112 in Berlin und Dahme-Spreewald teilweise nicht erreichbar
- Reparaturarbeiten könnten noch bis Donnerstag andauern
- Polizei geht von politisch motivierter Brandstiftung aus – mutmaßliches Bekennerschreiben
- etliche Schulen in Treptow-Köpenick bleiben am Mittwoch geschlossen
Im Berliner Südosten bleiben Tausende Haushalte voraussichtlich auch den gesamten Mittwoch über ohne Strom. Die Wiederversorgung für alle betroffenen Kunden könne im Laufe des Donnerstags erfolgen, teilte ein Sprecher von Stromnetz Berlin am Dienstagnachmittag der Deutschen Presse-Agentur mit.
So sollen am Mittwoch die Tiefbauarbeiten an den Strommasten abgeschlossen sein, hieß es vom Unternehmen gegenüber dem rbb. Im Laufe des Donnerstag soll dann die Reparatur abgeschlossen sein – wenn alles klappt.
Die Polizei schicke zudem in der Nacht zu Mittwoch zusätzliche Kräfte der örtlichen Reviere und eine Hundertschaft auf die Straße, sagte eine Sprecherin dem rbb. Sie dienen den Bürgerinnen und Bürgern als Ansprechpersonen bei Fragen oder Hinweisen jeder Art.
Auch die Feuerwehr wird weiterhin präsent sein. 15 Notruf-Anlaufstellen wurden errichtet, so ein Sprecher, die mit jeweils mindestens zwei Personen besetzt seien. Zusätzlich stehen der Bevölkerung auch in der Nacht vier Katastrophenschutz-Leuchttürme [berlin.de] zur Verfügung. Dort gibt es WLAN und Stromaggregate, um etwa Handys aufzuladen oder zu telefonieren.
Das rbb Fernsehen sendet ab 20:15 Uhr das rbb24 Spezial: „Blackout in Berlin: Anschlag aufs Stromnetz“
Stromausfall legt Berliner Südosten lahm – auch Dahme-Spreewald teils betroffen
Der großflächige Stromausfall im Berliner Südosten wurde in der Nacht zu Dienstag bemerkt. Grund für den Ausfall ist wohl ein Feuer an zwei Strommasten in Berlin-Johannisthal, das gegen 3:30 Uhr entdeckt worden war. Eine Stunde brauchten Feuerwehrleute, um den Brand zu löschen. An den beiden hohen Strommasten am Königsheideweg waren dicke Leitungen durch das Feuer beschädigt und teilweise zerstört worden. Die Täter setzten nach ersten Erkenntnissen einen sogenannten Brandbeschleuniger, also etwa Benzin, ein.
Laut Angaben des Netzbetreibers „Stromnetz Berlin“ hatten rund 50.000 Haushalte und Gewerbe in den Ortsteilen Niederschöneweide, Köpenick, Grünau, Johannisthal, Adlershof, Bohnsdorf und Altglienicke keinen Strom. Nach rbb-Informationen waren insgesamt 16 Schulen, sieben Pflegeheime und mehrere Feuerwachen betroffen.
Mehrere Ampeln sind ausgefallen, teilte die Verkehrsinformationzentrale mit. Wie die „B.Z.“ zudem meldete, waren im Pflegeheim in der Semmelweißstraße wegen Stromausfall einige Beatmungsgeräte ausgefallen. Wie viele Patienten davon betroffen waren, ist nicht klar. Die Menschen wurden in Krankenhäusern untergebracht.
Etliche Schulen bleiben am Mittwoch geschlossen
Aufgrund des anhaltenden großflächigen Stromausfalls bleiben am Mittwoch zahlreiche Schulen im Bezirk Treptow-Köpenick geschlossen. Wie das Bezirksamt mitteilte, findet an folgenden Schulen kein Unterricht statt:
- Schule am Ginkobaum
- Heide-Schule
- Schule am Berg
- Schule am Pegasuseck
- Schule am Mohnweg
- Schule am Altglienicker Wasserturm
- Schule in der Köllnischen Vorstadt
- Hans-Grade-Schule
- Schule an der Dahme
- Anna-Seghers-Schule
- Alexander-von-Humboldt-Gymnasium
- Anne-Frank-Gymnasium
Ab Donnerstag soll an allen genannten Schulen aber wieder regulär unterrichtet werden.

Wo es bei ausgefallenem Notruf Hilfe gibt
Wo bekommt man Hilfe, wenn wie gerade in Teilen Berlins der Strom ausgefallen ist? „Wählen Sie den direkten Weg zur nächsten Wache, falls ein Notruf nicht möglich ist“, rät die Polizei. Auch die Feuerwehr hat mobile Anlaufstellen eingerichtet.mehr
Mutmaßliches Bekennerschreiben: Ziel war Technologiepark Adlershof
Am Nachmittag tauchte ein angebliches Bekennerschreiben im Internet auf einer linksextremen Plattform veröffentlicht worden. Darin heißt es, der Stromausfall sei ein „Angriff auf den militärisch-industriellen Komplex im Technologiepark Adlershof“, mit dem man „sensible Supermaschinen und Ablaufprozesse massiv beeinträchtigen“ wolle. Ob das Schreiben echt ist, ist noch nicht geklärt – die Polizei prüfe es derzeit, wie der rbb erfuhr.
Der Berliner Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) verurteilte den Brandanschlag auf das Stromnetz. Auch die Betreibergesellschaft des Technologieparks Adlershof, die Wista Management GmbH, verurteilte den Anschlag.

Berliner Politik und Wirtschaft verurteilen Anschlag auf Strommasten
Nach einem Brandanschlag in Treptow-Köpenick sind Zehntausende Berliner Haushalte und Gewerbe seit der Nacht zu Dienstag ohne Strom. Ein angebliches Bekennerschreiben tauchte auf. Politik und Wirtschaft verurteilen die Tat.mehr
Stromausfall könnte erst Donnerstag behoben sein
Die Reparaturarbeiten können derweil noch bis Donnerstag andauern. Da die Strommasten auch Tatorte darstellen, müsse die Polizei dort erst Ermittlungen ausführen. Laut rbb-Informationen waren die am späten Dienstagnachmittag abgeschlossen und „Stromnetz Berlin“ kann nun mit den Reparaturen beginnen.
Der Netzbetreiber arbeitet nach eigenen Angaben an der Wiederversorgung durch Umschalten auf andere Leitungen. Inzwischen werden 17.000 von rund 50.000 betroffenen Kunden wieder mit Energie versorgt, hieß es am Nachmittag. Bis „in die frühen Abendstunden“ könnten 2.000 weitere Kunden versorgt werden.
Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sagte dem rbb, dass zwei sogenannte Katastrophenschutz-Leuchttürme im betroffenen Gebiet noch am Dienstag in Betrieb genommen werden sollen. Katastrophenschutz-Leuchttürme sollen etwa bei flächendeckenden und längeren Stromausfällen Informationen und begrenzt auch Hilfeleistungen für Betroffene bieten.
Notrufe im Berliner Südosten und Dahme-Spreewald teils ausgefallen
In einer amtlichen Gefahrendurchsage warnte die Berliner Feuerwehr, dass sowohl der Notruf 110 als auch 112 – auch über Mobilfunk – im Bezirk Treptow-Köpenick in gewissen Bereichen nicht erreichbar ist. Auch der Norden von Dahme-Spreewald ist derzeit betroffen, dort ist der Notruf 112 über Mobilfunk möglicherweise eingeschränkt. Das teilte die Regionalleitstelle Lausitz am Nachmittag mit. Aus dem Festnetz ist der Notruf 112 im Landkreis Dahme-Spreewald ohne Probleme erreichbar.
Betroffene Bürger sollten sich in den Medien informieren und auch ihren Nachbarn Informationen zukommen lassen. In Berlin wurden mobile Anlaufstellen der Polizei und Feuerwehr eingerichtet. Die nahegelegenen Polizeiabschnitte können jederzeit aufgesucht und kontaktiert werden.
Notrufe oder Hilfeersuche können auch über Verkehrsmittel der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) abgesetzt werden – das heißt, Menschen, die in einer Notlage sind oder Erste Hilfe leisten, können Straßenbahnen oder Busse der BVG anhalten, um einen Notruf abzusetzen.
Tram-Linien wegen Stromausfall teils unterbrochen – S-Bahn fährt
Auch der S-Bahn-Verkehr war zwischenzeitlich betroffen: Am frühen Morgen kam es nach Angaben der Berliner S-Bahn auf den Linien S45, S46, S47, S8, S85 und S9 zu Verspätungen und Ausfällen. Auf dem Bahnhof Schöneweide funktionierten die elektrischen Einrichtungen nicht.
Die Tramlinie 63 ist laut Angaben der BVG zwischen Köllnischer Platz (Haltestellen der Linie 68) und Landschaftspark Johannisthal beziehungsweise S Schöneweide unterbrochen. Die Linie M17 fährt nicht zwischen S Schöneweide und S Adlershof. Die Linie 68 fährt hingegen wieder.
Schon 2019 gab es einen großen Stromausfall in Köpenick
In Berlin kommt es immer wieder zu Stromausfällen – allerdings von kleinerem Ausmaß. „Diese Dimension ist die absolute Ausnahme“, sagte der Sprecher von Stromnetz Berlin.
Vergleichbar sei der Fall mit einer Störung 2019 in Köpenick, sagte er. Damals war ein Kabel bei Bauarbeiten beschädigt worden. Der Stromausfall traf mehr als 30.000 Haushalte und 2.000 Gewerbebetriebe und dauerte rund 30 Stunden.
Sendung: rbb24 Abendschau, 09.09.2025, 19:30 Uhr