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Stand: 31.08.2025 13:24 Uhr
Nach dem Tod ihres Ministerpräsidenten bei einem israelischen Angriff hat die Huthi-Miliz Vergeltung angekündigt. Israel bestätigt die Identität einer weiteren tot geborgenen Geisel aus dem Gazastreifen.
- Huthi kündigen Vergeltung für Tod von Regierungschef an
- Israel bestätigt Identität von zweiter geborgener Geisel
Die Huthi-Miliz hat in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa die Büros von zwei UN-Hilfsorganisationen gestürmt und mehrere ihrer Mitarbeiter entführt. Das berichtete die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf UN-Mitarbeiter im Jemen. Mitglieder der Miliz hätten die Büros des Welternährungsprogramms (WFP) und des UN-Kinderhilfswerks UNICEF gestürmt und dann insgesamt rund zehn Angestellte an einen unbekannten Ort gebracht. Von den Huthi selbst wurden die Entführungen bisher nicht bestätigt.
Die Huthi haben schon mehrfach Mitarbeiter der Vereinten Nationen in dem Bürgerkriegsland entführt. Nach Angaben vom März waren zuletzt 23 UN-Mitarbeiter sowie Mitarbeiter anderer Hilfsorganisationen in Huthi-Gefangenschaft. Einige von ihnen sind seit mehr als drei Jahren inhaftiert. Die Huthi werfen einigen der UN-Mitarbeiter vor, im Jemen Spionage für die USA zu betreiben.
Mehr als drei Monate nach der Tötung des mutmaßlichen Hamas-Anführers Mohammed Sinwar durch Israel hat die Terrormiliz dessen Tod bestätigt. Die Hamas veröffentlichte Bilder, die Sinwar neben anderen politischen und militärischen Anführern zeigten, die in der Vergangenheit von Israel getötet worden waren. Sie alle wurden von der Hamas als „Märtyrer des Militärrats“ beschrieben.
Israel hatte bereits im Juni erklärt, Sinwars Leiche in einem Tunnel unter dem Europäischen Krankenhaus in Chan Junis identifiziert zu haben. Er sei am 13. Mai „eliminiert“ worden, teilte die israelische Armee damals mit.
Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, soll das israelische Militär seine Angriffe auf Vororte von Gaza-Stadt fortsetzen. Am Freitag hatte Israel Gaza-Stadt zur „gefährlichen Kampfzone“ erklärt. Die israelische Regierung begründet die geplante Einnahme der Stadt, in der noch hunderttausende Zivilisten leben, damit, dass Gaza-Stadt ein wichtiger Rückzugsraum für die Terrororganisation Hamas sei.
Das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gazastreifen berichtete von weiteren Angriffen in dem Küstenstreifen, durch die mindestens 18 Menschen getötet worden sein sollen. 13 der Opfer habe es durch israelische Angriffe nahe eines Verteilzentrums für Hilfslieferungen gegeben. Ein Sprecher des israelischen Militärs erklärt, die Berichte würden geprüft.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben Einrichtungen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz im Libanon angegriffen. Ziele seien „Militäreinrichtungen, darunter unterirdische Anlagen“ an einem Stützpunkt nahe der Burg Beaufort im Süden des Libanon gewesen. Zuvor sei dort „militärische Aktivität“ festgestellt worden. Die „Existenz des Hisbollah-Stützpunktes und die Aktivität darin“ stellten einen „Verstoß gegen die Vereinbarungen zwischen Israel und dem Libanon dar“, hieß es vonseiten der israelischen Armee. Die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA berichtete über intensive Angriffe auf das Waldgebiet Ali al-Taher, aus dem später Brände gemeldet wurden. Kampfjets hätten eine „große Anzahl an Lenkflugkörpern“ abgeschossen.
Im November hatten Israel und die Hisbollah-Miliz eine Waffenruhe vereinbart. Israel wirft der Hisbollah jedoch vor, weiterhin im Grenzgebiet militärisch aktiv zu sein – und greift mit dieser Begründung weiterhin regelmäßig Hisbollah-Ziele an.
Die Huthi im Jemen haben nach der Tötung ihres Regierungschefs Ahmed Ghaleb Nasser al-Rahawi bei einem israelischen Luftangriff Vergeltung angekündigt. „Wir werden uns rächen“, sagte der Anführer der Miliz, Mahdi al-Maschat. Israel stünden „dunkle Tage bevor“. Er rief ausländische Unternehmen, Israel zu verlassen, „bevor es zu spät ist“.
Die schwedische Aktivistin Greta Thunberg hat ihre erneute Beteiligung an einer Gaza-Hilfsflotte verteidigt, die heute aus Spanien in das Palästinensergebiet starten soll. „Eine Mission wie diese sollte eigentlich nicht existieren“, sagte Thunberg. Sie sei aber notwendig, weil die Staaten und ihre gewählten Vertreter nicht genug täten, „um internationales Recht aufrechtzuerhalten, Kriegsverbrechen vorzubeugen und Völkermord vorzubeugen“.
Damit kämen die Staaten und Regierungen ihrer Verantwortung nicht nach und verletzten „ihre rechtliche Pflicht“, kritisierte Thunberg. „Und damit verraten sie die Palästinenser, aber auch die gesamte Menschheit.“
Die neue Gaza-Hilfsflotte wird von einer Gruppe organisiert, die sich als „unabhängige“ Organisation beschreibt und sich Global Sumud Flotilla nennt. „Sumud“ ist das arabische Wort für Beharrlichkeit. Laut Thunberg verfolgen die beteiligten Aktivisten das Ziel, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen und „die Eröffnung eines Hilfskorridors anzukündigen und dann mehr Hilfe rein zu bringen“.
Die Terrorgruppe Hamas hat Monate nach einem israelischen Militäreinsatz den Tod ihres Militärchefs im Gazastreifen, Mohammed Sinwar, bestätigt. Im Mai hatte Israel erklärt, ihn bei einem Angriff getötet zu haben. Die Hamas gab keine Einzelheiten zu Sinwars Tod bekannt, veröffentlichte jedoch Bilder von ihm und anderen Anführern der Gruppe und bezeichnete sie als „Märtyrer“.
Mohammed Sinwar war der jüngere Bruder von Jihia Sinwar, dem Anführer der islamistischen Fraktion, der den Angriff auf Israel mitorganisierte und den Israel ein Jahr später im Kampf tötete.
Ende der Woche hatte die israelische Armee zwei getötete Hamas-Geiseln aus dem Gazastreifen geborgen. Nun steht die Identität des zweiten Mannes fest. Laut israelischer Regierung handelt es sich bei dem geborgenen Todesopfer um Idan Schtivi. In einer Erklärung wurde er als „begabter Student der nachhaltigen Entwicklung und Politikwissenschaften“ und als mutiger Mensch gewürdigt.
Bei dem Überfall der radikalislamischen Hamas vom 7. Oktober 2023 war Schtivi demnach daran beteiligt, beim Nova-Musikfestival zahlreichen Teilnehmern zu helfen und sie vor den Angreifern zu retten. Den Angaben zufolge wurde Schtivi bereits damals getötet, die radikalislamischen Angreifer hätten die Leiche des 28-Jährigen dann in den Gazastreifen verschleppt.
Auch das zweite Opfer wurde demnach bereits in Israel getötet. Bei ihm handelte es sich um Ilan Weiss aus dem Kibbuz Beeri im Süden Israels, wie bereits mitgeteilt worden war. Die Leichen der beiden Männer waren demnach in einem „komplexen Armeeeinsatz diese Woche“ geborgen worden.
Bei einer Großdemonstration in der israelischen Stadt Tel Aviv haben Tausende Menschen für ein rasches Ende des Gaza-Kriegs und die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas protestiert. Die Teilnehmenden forderten die Regierung auf, einem Deal für eine Waffenruhe und der Befreiung der Verschleppten zuzustimmen.
„Heute Abend erhielten die Menschen in Israel einen weiteren Beweis dafür, dass die Netanjahu-Regierung einen endlosen Krieg den Geiseln vorzieht und sich damit völlig gegen den Willen des Volkes stellt, obwohl es eine echte Möglichkeit gibt, die Geiseln nach Hause zu holen“, teilte das Forum der Geisel-Angehörigen mit. Es rief für Sonntag zu einem weiteren Protest auf.
Angesichts der für die Stadt Gaza angekündigten israelischen Militäroffensive hat das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) vor Risiken einer Evakuierung der palästinensischen Zivilbevölkerung gewarnt. „Eine Massenevakuierung von Gaza-Stadt kann unter den gegenwärtigen Umständen niemals auf sichere und würdevolle Art und Weise durchgeführt werden“, erklärte IKRK-Präsidentin Mirjana Spoljaric.
Viele Menschen seien nicht in der Lage, einer Evakuierungsanordnung zu folgen, „weil sie hungern, krank oder verletzt sind“, erklärte Spoljaric. Gemäß des humanitären Völkerrechts müsse Israel bei Anordnung einer Evakuierung jedoch alles dafür tun, „um sicherzustellen, dass die Zivilbevölkerung über angemessene Unterkünfte, hygienische Bedingungen, medizinische Versorgung, Sicherheit und Nahrungsmittel“ verfüge.
Mit Blick auf die massive Zerstörung und katastrophale humanitäre Lage im Gazastreifen seien diese Bedingungen jedoch nicht erfüllt, was eine Evakuierung „nicht nur unmöglich, sondern unter den gegenwärtigen Umständen völlig unverständlich“ mache.
Die israelische Armee hatte jüngst erklärt, eine Evakuierung der Stadt sei wegen der geplanten Offensive „unvermeidlich“.