
Auswertung zu Mangelberufen Ohne Einwanderer ginge in vielen Branchen nichts mehr
Stand: 22.10.2025 11:26 Uhr
Altenpfleger, Bauarbeiter, Busfahrer – ohne Menschen mit Migrationsgeschichte ginge in Deutschland nicht mehr viel. Vor allem in Branchen mit Fachkräftemangel und in Berufen, die zur Daseinsvorsorge zählen, arbeiten viele von ihnen.
Ohne Menschen mit Einwanderungsgeschichte würde in Deutschland in vielen Berufen kaum noch etwas gehen. Laut einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes sind sie in vielen Mangelberufen – also dort, wo Fachkräftemangel herrscht oder zumindest droht – besonders stark vertreten.
Vergangenes Jahr hatten zum Beispiel 60 Prozent der Schweiß- und Verbindungstechniker eine Einwanderungsgeschichte. Ebenso jeweils 54 Prozent der Köche und der Beschäftigten in der Lebensmittelherstellung. Überdurchschnittlich hoch war ihr Anteil auch im Gerüstbau (48 Prozent), bei den Bus- und Straßenbahnfahrern (47 Prozent), in der Fleischverarbeitung (46 Prozent) und unter den Servicekräften in der Gastronomie (45 Prozent).
Wenige arbeiten bei Polizei und Rettungsdienst
„Personen mit Einwanderungsgeschichte halten unsere Wirtschaft und damit unser Land am Laufen“, sagt Magdalena Polloczek vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. „Sie arbeiten oft in Berufen, die der grundlegend notwendigen Daseinsvorsorge zuzuordnen sind und damit große gesellschaftliche Relevanz besitzen.“
Es gibt aber auch Mangelberufe mit einem geringeren Teil von zugewanderten Arbeitskräften, etwa beim Rettungsdienst (8 Prozent), in der Justizverwaltung (9 Prozent) und in der Landwirtschaft (15 Prozent).
Auch außerhalb der Mangelberufe – also dort, wo kein Fachkräftemangel droht – gibt es Branchen, in denen nur wenige Menschen mit Einwanderungsgeschichte arbeiten; zum Beispiel bei der Polizei (7 Prozent), in der öffentlichen Verwaltung (9 Prozent), an Schulen (9 bis 12 Prozent) oder beim Finanzamt (10 Prozent). Unterrepräsentiert sind sie auch im öffentlichen Dienst und bei Versicherern (jeweils 9 Prozent).
„Großer Aufholbedarf bei Bildungszugängen“
„Hier gibt es großen Aufholbedarf dabei, die Bildungs- und Arbeitsmarktzugänge für diese Personengruppen zu verbessern“, sagte Expertin Polloczek. Das sei wichtig, um Berufswünsche unabhängig von der Herkunft umsetzen zu können. Zudem seien Positionen im öffentlichen Dienst oder im Bereich Erziehung und Unterricht mit einer wichtigen Multiplikations- und Repräsentationsfunktion verbunden.
Besonders viele Menschen mit Migrationsggeschichte arbeiten außerhalb der Mangelberufe bei der Gebäudereinigung (50 Prozent) sowie in den beiden großen Bereichen Altenpflege und Automobilbau (jeweils 32 Prozent).
Insgesamt hat in der Wirtschaft gut ein Viertel (26 Prozent) der abhängig Beschäftigten eine Einwanderungsgeschichte – das heißt nach Definition des Statistischen Bundesamtes, dass die Person selbst oder beide Elternteile seit 1950 nach Deutschland eingewandert sind. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung ist mit 25,6 Prozent fast genau so hoch.