Stand: 27.10.2025 08:09 Uhr
Mit so einem Triumph hatte kein Umfrageinstitut in Argentinien gerechnet: Die Partei des ultraliberalen Präsidenten Milei hat bei den Zwischenwahlen mehr als 40 Prozent geholt. Er sieht den Wendepunkt überschritten.
Javier Milei betritt die Bühne wie so oft singend und in Siegerpose, aber in Anzug statt in Lederjacke. „Der König, der sich die Kaste vorknöpft“, heißt es im Refrain des Songs, der längst zu seinem Erkennungsmerkmal geworden ist. Fast 41 Prozent hat seine Partei bei den Zwischenwahlen geholt – deutlich mehr, als nach den letzten Umfragen erwartet.
Heute war eindeutig ein historischer Tag für Argentinien. Das argentinische Volk hat beschlossen, 100 Jahre Dekadenz hinter sich zu lassen und den Weg der Freiheit, des Fortschritts und des Wachstums fortzusetzen. Heute haben wir den Wendepunkt überschritten. Heute beginnt der Aufbau eines großen Argentiniens.
Abstimmung über Mileis Kurs
Von Beginn an hatte Milei die Zwischenwahlen, bei denen ein Teil des Kongresses neu besetzt wird, zu einem Referendum über seine ersten zwei Jahre im Amt gemacht. Nun hat er Rückendeckung für seinen harten Sparkurs erhalten, der Argentinien erstmals seit Jahren einen Haushaltsüberschuss bescherte und die dreistellige Inflation drosseln konnte. Es ist ein Erfolg, obwohl seine Regierung zuletzt wegen eines Korruptionsskandals unter Druck geriet und die Hoffnung auf einen baldigen Aufschwung der Sorge vor einer Rezession gewichen ist.
Trotzdem gebe es keine Alternative zu Milei, sagt Fabian Carosi, der wie Hunderte andere Anhänger zur Wahlkampfzentrale in Buenos Aires gekommen ist. Ihm sei vor allem wichtig, dass die Peronisten nicht zurückkämen. Der 62-Jährige begründet seine Entscheidung für Milei so: „Weil das Land vorankommen muss. Und anders kommen wir nicht voran. Früher hatten wir einer dreistellige Inflation. Man kann nicht vom Staat leben. Man muss arbeiten.“
Milei hat keine eigene Mehrheit
In den vergangenen Monaten gab es zunehmend Gegenwind aus dem Kongress, in dem die peronistische Opposition nach wie vor stärkste Kraft ist – auch deswegen waren diese Wahlen so wichtig für Milei und seine Partei La Libertad Avanza. Sie kommt nun auf mindestens 64 Sitze im Unterhaus.
Um zu verhindern, dass die Opposition seine Dekrete überstimmt, ist er nach wie vor auf Verbündete angewiesen. Nur mit Allianzen wird er angekündigte Reformen beispielsweise beim Arbeits- und Steuerrecht sowie beim Rentensystem durchzusetzen können. Dass es von der Opposition weiter Kontra geben werde, machte Axel Kiciloff, der peronistische Gouverneur der bevölkerungsreichsten Provinz Buenos Aires, am Wahlabend klar.
Kicillof erklärte, er wolle Milei sagen, dass er falsch liege. Er feiere dieses Wahlergebnis, bei dem sechs von zehn Argentinier erklärt hätten, sie seien mit dem Modell der Regierung nicht einverstanden. Die Regierung übersehe dabei die Situation, in der sich die Bevölkerung befinde: „Arbeitsplätze sind verloren gegangen, die Wirtschaftstätigkeit ist zurückgegangen, Unternehmen schließen täglich, die Schwächsten leiden täglich mehr.“
Trump half mit Milliarden-Paket
Tatsächlich waren Mileis Zustimmungswerte zuletzt eingebrochen, auch an den Märkten hatte sich Skepsis breit gemacht. Argentinien stand kurz vor einem Währungscrash, wäre nicht die US-Regierung von Präsident Donald Trump mit einem Milliarden-Rettungspaket eingesprungen. Damit signalisierte die USA: Wir stehen hinter Milei.
Das Ergebnis der Wahlen dürfte an den Finanzmärkten nun zusätzlich für Kursgewinne sorgen. Erwartet wird allerdings eine Abwertung des Pesos, der als überbewertet galt. Dies wiederum dürfte die Inflationsspirale wieder ankurbeln. Diese unter Kontrolle gebracht zu haben, ist Mileis bisher größter wirtschaftlich Erfolg.









