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Selenskyj bezeichnet Berlin-Gesprächen als „nicht einfach, aber produktiv“

Suedpole. by Suedpole.
00:33:30 16. Dezember 2025
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Selenskyj bezeichnet Berlin-Gesprächen als „nicht einfach, aber produktiv“

Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident, spricht während des Deutsch-ukrainischen Wirtschaftsforums.

Stand: 15.12.2025 18:25 Uhr

Es scheint Fortschritte zu geben bei den Berliner Ukraine-Gesprächen. Präsident Selenskyj nannte sie „produktiv“. Kanzler Merz sagte, es sei „beachtlich“, was die USA bei den Sicherheitsgarantien auf den Tisch gelegt hätten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich vorsichtig optimistisch zum Stand der Berliner Verhandlungen über die Zukunft der Ukraine geäußert. Die Gespräche zwischen Vertretern der Ukraine und der USA seien „nicht einfach, aber produktiv“, sagte Selenskyj am späten Nachmittag. Viele Details seien besprochen worden. Er dankte Bundeskanzler Friedrich Merz für die Organisation. „Die europäische Einigkeit bringt tatsächlich die Gerechtigkeit zurück“, sagte er. „Ich bin überzeugt davon, dass Deutschland weiter mit uns sein wird.“

Selenskyj dankte der deutschen Wirtschaft dafür, dass sie sich trotz des russischen Angriffs weiter in seinem Land engagiert. Kaum eine deutsche Firma habe die Ukraine verlassen. Sein Land wisse die Unterstützung der deutschen Bürger, des deutschen Staates und der deutschen Wirtschaft zu schätzen.

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Merz und Selenskyj umarmen sich bei ihrem Treffen in Berlin.

Merz: „Was die USA auf den Tisch gelegt haben, ist beachtlich“

Selenskyj und Merz hatten zuvor direkt miteinander gesprochen. Auch Merz lobte den Verlauf der Gespräche. „Dieser Waffenstillstand muss durch substanzielle rechtliche und materielle Sicherheitsgarantien der USA und der Europäer abgesichert sein“, sagt Merz bei einer Pressekonferenz mit Selenskyj. „Was die USA hier in Berlin an rechtlichen und an materiellen Garantien auf den Tisch gelegt haben, ist wirklich beachtlich. Das ist ein ganz wichtiger Fortschritt, den ich sehr begrüße.“

Die Frage, wie verhindert werden kann, dass Russland die Ukraine nach einem Waffenstillstand erneut angreift, gilt als einer der wichtigsten Punkte der Gespräche Lange hatte die Ukraine hier vor allem auf eine NATO-Mitgliedschaft gesetzt, Selenskyj kann sich inzwischen aber auch andere Sicherheitsgarantien vorstellen.

„Ein täglicher Albtraum – für ganz Europa“

Merz hatte zuvor an die EU-Staaten appelliert, beim EU-Gipfel am Donnerstag die Freigabe der eingefrorenen russischen Vermögenswerte zu beschließen. „Dies sendet an Moskau das klare Signal, dass eine Fortsetzung dieses Krieges für Moskau sinnlos ist“, so der Bundeskanzler. In einer emotionalen Rede sagte er zudem, dass der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine „seit fast vier Jahren ein täglicher Albtraum“ sei – nicht nur für die Ukraine, sondern für ganz Europa. Er griff den russischen Präsidenten Wladimir Putin persönlich für seinen „verbrecherischen Überfall“ auf die Ukraine an.

Einzelheiten aus den Verhandlungen über den US-Plan zur Zukunft der Ukraine mit derzeit 20 Punkten verrieten weder Merz noch Selenskyj. Der Bundeskanzler betonte aber, dass die Ukraine sich bei diesen Gesprächen auf die Unterstützung der Europäer verlassen könne. Ein „echter Frieden in Freiheit“ müsse das Ziel sein. Deutschland habe dabei eine besondere Verantwortung. „Uns diese Verantwortung nehmen wir auch an.“

Umerow lobt US-Unterhändler

Kurz zuvor hatte sich bereits der ukrainische Chefunterhändler Rustem Umerow zufrieden über den bisherigen Verlauf der Gespräche in Berlin geäußert. Die Verhandlungen seien „konstruktiv und produktiv, es wurden echte Fortschritte erzielt“, erklärte Umerow am Nachmittag in Online-Netzwerken. „Wir hoffen, dass wir bis zum Ende des Tages eine Einigung erzielen werden, die uns dem Frieden näher bringt.“

Umerow lobte die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner, die „extrem konstruktiv“ daran arbeiteten, ein dauerhaftes Friedensabkommen zu finden. Offizielle Vertreter Russlands sind bei keinem der Gespräche in Berlin dabei. Es wird aber davon ausgegangen, dass sie über informelle Kanäle in Kontakt mit Vertretern der USA stehen, wie etwa der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses, Armin Laschet, im ARD-Morgenmagazin sagte.

Die ukrainische Delegation um Präsident Wolodymyr Selenskyj war am Sonntag mit dem US-Sondergesandten Witkoff und dem Schwiegersohn und Berater von US-Präsident Donald Trump, Kushner, zu einem gut fünfstündigen Treffen im Kanzleramt zusammengekommen. Witkoff erklärte anschließend, es seien „intensive Diskussionen über den 20-Punkte-Friedensplan, wirtschaftliche Agenden“ und weitere Themen geführt worden. Dabei seien „große Fortschritte“ erreicht worden. Die Gespräche in dieser Runde wurden am Montag dann fortgesetzt. Die zweite Gesprächsrunde endete gegen 13.00 Uhr.

Klöckner würdigt Offenheit Selenskyjs für Neuwahlen

Selenskyj wurde anschließend von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Schloss Bellevue empfangen. Nach dem Gespräch begab sich Selenskyj zum Reichstagsgebäude, wo ihn Bundestagspräsidentin Julia Klöckner empfing.

Selenskyj hatte sich zuletzt zu Wahlen innerhalb von 60 bis 90 Tagen auch während des laufenden Krieges mit Russland bereit erklärt, wenn die USA und Europa die Sicherheit gewährleisten würden. Selenskyjs Ankündigung, Wege für die Durchführung von Wahlen zu eröffnen, unterstreiche die Entschlossenheit der Ukraine, ihre demokratische Ordnung zu bewahren, teilte Klöckner nach dem Gespräch mit. „Der Präsident sendet damit das klare Signal, dass sein Land selbst unter den extremen Belastungen des Krieges an rechtsstaatlichen Verfahren und demokratischer Verantwortung festhalten will.“

Spitzentreffen am Abend

Am Abend soll es dann in Berlin ein europäisches Spitzentreffen geben, zu dem unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer erwartet werden. Aus Washington hieß es, US-Präsident Donald Trump wolle sich zuschalten und sich über den Stand der Gespräche informieren.

Schon seit dem Wochenende wird in der deutschen Hauptstadt um ein Ende des bald vier Jahre dauernden Krieges diplomatisch gerungen. Russland hatte die Ukraine im Februar 2022 völkerrechtswidrig überfallen.

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