Trotz Abkommen Thailand beschießt Grenzregion in Kambodscha
Stand: 08.12.2025 11:15 Uhr
Trotz eines durch die USA vermittelten Friedensabkommens sind wieder Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha ausgebrochen. Beide Seiten machen sich gegenseitig für die erneute Eskalation verantwortlich – es gibt offenbar Tote.
Thailand hat nach der jüngsten Eskalation im Grenzgebiet zu Kambodscha Luftangriffe auf Ziele im Nachbarland geflogen. Zuvor hätten kambodschanische Soldaten das Feuer auf thailändische Truppen in der Provinz Ubon Ratchathani eröffnet, erklärte Thailands Armeesprecher Winthai Suvaree. Dabei seien ein Soldat getötet und vier weitere verletzt worden.
Die thailändische Luftwaffe habe daraufhin Angriffe auf „militärische Ziele in mehreren Regionen“ ausgeführt, um die Attacken aus Kambodscha zu beenden. Unter anderem wurden Ziele in der Nähe des Hindu-Tempels Prasat Preah Vihear getroffen, der von beiden südostasiatischen Ländern beansprucht wird.
Mehr als 385.000 Zivilisten sollten aus vier Grenzbezirken in Thailand in Sicherheit gebracht werden. 50.000 Menschen hätten die Gebiete bereits verlassen, erklärte das Verteidigungsministerium.
Kambodscha meldet mindestens vier Tote
Kambodschas Verteidigungsministerium stritt ab, mit den Angriffen begonnen zu haben. Die Darstellung Thailands sei eine „falsche Information“. Die Streitkräfte des Nachbarlandes hätten zuerst das Feuer im kambodschanischen Teil des umstrittenen Grenzgebiets eröffnet. Dabei hätten sie neben F16-Kampfjets auch Gas eingesetzt, erklärte ein Sprecher. Um was es sich für ein Gas gehandelt haben soll, wurde nicht näher beschrieben.
Kambodschas Informationsminister Neth Pheaktra zufolge seien in den Grenzprovinzen Preah Vihear und Oddar Meanchey mindestens vier Zivilisten getötet und zehn weitere verletzt worden. Mehr als 1.100 Familien wurden seinen Angaben zufolge aus dem Grenzgebiet in Sicherheit gebracht.
Thailands Regierungschef Anutin Charnvirakul sagte, sein Land habe „niemals einen Kampf oder eine Invasion begonnen“. Eine Verletzung der Souveränität werde man aber niemals dulden. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben der beiden Seiten derzeit nicht.
Gestern war es bereits zu einem Gefecht an der Grenze gekommen. Im Laufe des Tages weiteten sich die Kämpfe stetig aus.
Abkommen sollte Konflikt beenden
Zwischen Thailand und Kambodscha schwelt seit Jahrzehnten ein Konflikt um Territorien, die beide Seiten für sich beanspruchen. Hintergrund ist eine unklare Grenzziehung aus der Kolonialzeit. Der Streit war im Juli zu einem fünftägigen Grenzkonflikt eskaliert. Dabei wurden mindestens 48 Menschen getötet und schätzungsweise 300.000 vorübergehend vertrieben.
US-Präsident Donald Trump und der malaysische Premierminister Anwar Ibrahim vermittelten daraufhin im Oktober ein Friedensabkommen. Thailand hatte jedoch Mitte November die Umsetzung des Abkommens ausgesetzt, nachdem ein Soldat durch eine Landmine verletzt worden war.
Malaysia mahnt zur Zurückhaltung
Malaysias Regierungschef Ibrahim rief beide Seiten zur Zurückhaltung auf. Er hat momentan den Vorsitz des südostasiatischen Staatenbundes ASEAN inne. „Unsere Region kann es sich nicht leisten, dass langjährige Streitigkeiten in einen Kreislauf der Konfrontation münden“, schrieb Ibrahim im Internet. Malaysia sei bereit, Initiativen zu unterstützen, die weitere Kämpfe verhindern könnten.
Auch der einflussreiche frühere Premier Kambodschas, Hun Sen, mahnte die eigenen Streitkräfte zur Zurückhaltung gegenüber der „Aggression“. In einem Facebook-Beitrag schrieb der Vater des amtierenden Regierungschefs Hun Manet jedoch auch: „Die rote Linie für eine Reaktion ist bereits festgelegt worden.“









