Suche nach Atommüll-Endlager Nur noch ein Viertel des Bundesgebiets im Rennen
Stand: 03.11.2025 17:03 Uhr
Wohin mit dem deutschen Atommüll – und zwar so sicher, dass er dort mindestens eine Million Jahre bleiben kann? Experten haben jetzt die Regionen eingegrenzt, die die Bedingungen erfüllen. Ein Bundesland ist rausgefallen.
Auf der Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll haben die zuständigen Experten die geeigneten Regionen auf 25 Prozent der deutschen Landesfläche eingegrenzt. Dort halte sie die geologischen Bedingungen für eine unterirdische Lagerung aus heutiger Sicht für geeignet, teilte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit.
Die Experten sieben in einem mehrstufigen Prozess immer mehr Regionen aus. Im vergangenen Jahr waren noch 44 Prozent der Landesfläche infrage gekommen. Besonders in Norddeutschland sind derzeit noch große Gebiete für ein späteres Endlager im Rennen. Das liegt unter anderem daran, dass dort viele Flächen noch nicht bewertet wurden. Aber auch im Süden gibt es mögliche Standorte, wie aus einer Karte der BGE hervorgeht.
Nicht infrage kommt hingegen nun das gesamte Bundesland Rheinland-Pfalz. Auch große Teile von Nordrhein-Westfalen und Hessen sowie das Saarland sind laut BGE ungeeignet, weil es dort an den nötigen Gesteinsschichten fehlt. Dass das Saarland nicht geeignet ist, war allerdings bereits bekannt.
Lager für 27.000 Kubikmeter Müll gesucht
Ende 2027 will die BGE Standortregionen für die oberirdische Erkundung vorschlagen. Die finale Entscheidung über diese zu erkundenden Standortregionen trifft allerdings der Gesetzgeber. Bis spätestens 2050 soll dann ein Lager für rund 27.000 Kubikmeter hochradioaktiven Atommüll gefunden werden, der in mehr als 60 Jahren angefallen ist.
Der Standort soll Sicherheit für eine Million Jahre bieten. Derzeit lagert deutscher Atommüll in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern. Die letzten deutschen Atomkraftwerke gingen im April 2023 außer Betrieb.
„Langweiliger Untergrund“ ist ideal
Bislang erfolgt die Endlagersuche vor allem am Computer und nicht vor Ort. „Wir schauen uns nur die geologischen Daten an, die wir haben“, sagte die Vorsitzende der BGE-Geschäftsführung, Iris Graffunder. „Je gleichmäßiger und langweiliger der Untergrund ist, umso besser geeignet für ein Endlager.“
Grundsätzlich untersucht werden Gegenden, in denen es Steinsatz, Tongestein oder Granit gibt. Dickere Gesteinsschichten seien dabei besser als dünnere, sagte BGE-Sprecherin Dagmar Dehmer. Wichtig sei, mögliche Auswirkungen von Vulkanen für die nächste Million Jahre auszuschließen. Auch das Erdbebenrisiko spiele eine Rolle. „Überall da, wo das Gestein in Bewegung ist und sich gegeneinander verschieben kann, da wollen wir kein Endlager bauen.“
Umweltminister Schneider will schnelleres Verfahren
Wenn es nach Bundesumweltminister Carsten Schneider geht, soll die Endlagersuche zügiger erfolgen als bislang geplant. Ihm sei wichtig, bei der Suche „ab 2027 deutlich schneller voranzukommen“, sagte der SPD-Politiker. „Das sind wir nicht zuletzt den Menschen schuldig, die in den Regionen mit den Zwischenlagern leben.“ Man werde das Standortauswahl-Verfahren „optimieren“, so Schneider. „Dabei gilt es, den Kern des Verfahrens zu bewahren – insbesondere das Ziel der bestmöglichen Sicherheit.“ Einen entsprechenden Gesetzentwurf werde er Anfang kommenden Jahres vorlegen.
Man versuche, vor Mitte des Jahrhunderts fertig zu werden, sagte die BGE-Vorsitzende Graffunder. „Das geht aber nur, wenn man auf Bergwerke verzichtet“ – also von der Oberfläche aus arbeitet. Die Untersuchungen von der Oberfläche aus seien heute so gut, dass Bergwerke verzichtbar seien. „Deutschland hat extrem gute geologische Formationen, um hochradioaktive Abfälle endzulagern“, versichert Graffunder. „Die Schwierigkeit ist nicht, einen Standort zu finden, sondern wir haben die Qual der Wahl.“










