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Krieg gegen die Ukraine ++ Ukraine-Treffen mit Selenskyj in Dänemark ++
Stand: 03.09.2025 11:29 Uhr
Neben dem ukrainischen Präsidenten Selenskyi erwartet Dänemarks Ministerpräsidentin heute auch Vertreter baltischer Staaten zu Gesprächen. Russlands Präsident Putin hat Nordkorea für den „mutigen Kampf“ in der Ukraine gedankt.
Die wichtigsten Entwicklungen im Überblick:
- Polnische Flugzeuge sichern Luftraum
- Russland meldet Vorbereitung weiterer Gespräche mit den USA
- Lawrow fordert „neue territoriale Realitäten“
Laut dem Büro der dänischen Regierungschefin Mette Frederiksen werden „die nordischen und baltischen Länder“ heute in Kopenhagen beraten, wie man die Ukraine weiter unterstützen könne, „sei es an der Front oder am Verhandlungstisch“, hieß es in einer Erklärung des Büros der dänischen Ministerpräsidentin, aus dem die Nachrichtenagentur AFP zitiert.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj am Abend über das Treffen der Koalition der Willigen am Donnerstag beraten. Macron wolle Selenskyj gegenüber die „unerschütterliche Unterstützung“ der Ukraine bekräftigen, teilte der Elysée mit.
Thema des Treffens seien die sogenannten Sicherheitsgarantien für die Ukraine im Fall eines Waffenstillstands, hieß es. „Die Botschaft des Treffens lautet: Wir sind nicht nur willens und fähig, sondern bereit.“ Dies solle die USA dazu motivieren, ihren Druck auf Russland zu verstärken, um zu einem Waffenstillstand zu kommen.
Um konkrete Beiträge zu den Sicherheitsgarantien, über die NATO-Generalsekretär Mark Rutte eigenen Angaben nach Klarheit erwartet, soll es nach Angaben des Elysée nicht gehen. Man sei sich aber einig, dass sich jeder „nach seinen Fähigkeiten“ einbringen sollte.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will bei einem Gipfeltreffen der Ukraine, von dem unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, über das Verhalten gegenüber Russland sprechen. „Wir bereiten erhebliche Verstärkungen für die Ukraine vor“, schreibt er auf der Plattform X. Das Treffen der Staats- und Regierungschefs finde heute in Kopenhagen statt, teilt die dänische Ministerpräsidenten Mette Frederiksen mit. Berichten zufolge nehmen auch Vertreter baltischer Staaten teil. Selenskyj will nach eigenen Angaben später zu bilateralen Treffen nach Frankreich reisen.
In der Slowakei ist Kritik an der jüngsten Positionierung von Regierungschef Robert Fico laut geworden. Fico bringt sich schon länger als etwaiger Friedensstifter ins Spiel. Diese Woche war er nach Peking gereist, um an der von China veranstalteten Gedenkfeier zum Weltkriegsende vor 80 Jahren teilzunehmen – als einziger EU-Regierungschef. Er traf auch Russlands Präsident Wladimir Putin.
„Fico hat beschlossen, die Slowakei russischen Interessen zu überlassen“, reagierte der slowakische Oppositionsführer Michal Simecka auf das Treffen. Die Tageszeitung „SME“ sieht Fico als „Werkzeug in den Händen geopolitischer Akteure“ und als „Putins Boten“. Diese Rolle stehe im Widerspruch zu den Interessen der Slowaken, urteilt das Blatt.
In den vergangenen Monaten waren Regierungskritiker in Bratislava und anderen Städten wiederholt auf die Straßen gegangen, um von der Regierung einen proeuropäischen Kurs einzufordern. Schon im Mai hatte Fico erklärt, er strebe eine „Normalisierung“ der Beziehungen zu Russland an. Am Freitag will Fico auch den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen: laut einer Videobotschaft Ficos in der Ostslowakei.
NATO-Generalsekretär Mark Rutte erwartet von dem geplanten morgigen Treffen der sogenannten „Koalition der Willigen“ in Paris eigenen Angaben nach Klarheit darüber, welche Sicherheitsgarantien die Gruppe für die Ukraine bieten könne. Er sagte dies während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem estnischen Präsidenten Alar Karis, der nach Brüssel kam.
Der „Koalition der Willigen“ gehören etwa 30 Staaten an. Einige Teilnehmer werden sich per Video zuschalten. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte gestern angekündigt, er werde bei der hybriden Konferenz die Schweizer Stadt Genf als Austragungsort für ein etwaiges Treffen zwischen den Präsidenten Russlands und der Ukraine empfehlen.
Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters wird der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in Dänemark erwartet. Die dortige Ministerpräsidentin Mette Frederiksen werde heute Selenskyj sowie nordische und baltische Staats- und Regierungschefs zu einem Treffen in Kopenhagen empfangen, teilte sie den Angaben nach in einer Erklärung mit.
Der britische Verteidigungsminister John Healey ist zu einem Besuch in der Ukraine angekommen. „Während des Treffens werden wir die wichtigsten Themen für das nächste Ramstein-Treffen in London und gemeinsame Verteidigungsprojekte koordinieren“, schrieb der ukrainische Verteidigungsminister Denys Shmyhal auf Telegram. „Wir bereiten wichtige bilaterale Entscheidungen vor, die die Verteidigungsfähigkeit unserer Länder stärken werden.“
Die Ukraine flog ihrerseits nachts größere Drohnenangriffe gegen Ziele im russischen Hinterland. Das teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. 105 Drohnen seien abgefangen worden. Zu Schäden wurden keine Angaben gemacht.
Die Ukraine bezifferte in Militärangaben aus Kiew russische Angriffe mit mehr als 500 Drohnen und Marschflugkörpern. Wie die ukrainische Luftwaffe mitteilte, seien 430 Drohnen und 21 von 24 Marschflugkörpern abgefangen worden. An 14 Orten habe es Einschläge gegeben. In den westukrainischen Gebieten Iwano-Frankiwsk und Chmelnyzkyj verursachten die Angriffe Brände, ebenso weiter im Norden im Gebiet Luzk. Die Rede war von Infrastrukturanlagen, Wohngebäuden und Garagen. Ukrainische Behörden machen üblicherweise Angaben über Schäden an zivilen Objekten, nicht zu getroffenen Militäreinrichtungen.
Bei nächtlichen russischen Angriffen wurden ukrainischen Behörden nach in der zentralukrainischen Region Kirowohrad mehrere Menschen verletzt, auch vier Bahnarbeiter. Zudem seien mehrere Häuser und Bahnanlagen beschädigt worden. Das staatliche Bahnunternehmen warnte, dass es wegen der Schäden zu Verspätungen bei zahlreichen Verbindungen kommen könne. In der westlichen Stadt Chmelnyzkyj kam es den Behörden zufolge zu Bränden und Schäden an Wohngebäuden und anderen Einrichtungen. Ukrainischen Angaben zufolge dauerte der Luftalarm stundenlang an. Explosionen seien in neun der 24 Regionen des Landes zu hören gewesen.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un für den „mutigen Kampf“ nordkoreanischer Soldaten im Krieg in der Ukraine gedankt. Die beiden Männer trafen sich Medienberichten zufolge in Peking zu bilateralen Gesprächen im staatlichen Gästehaus, nachdem sie an einer Militärparade zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs teilgenommen hatten. Laut der Nachrichtenagentur AP sprach Putin vor Journalisten von Mut und Heldentum nordkoreanischer Soldaten – sie würden an der Seite Moskaus gegen einen ukrainischen Einfall in die russische Grenzregion Kursk kämpfen.
Südkoreanischen Schätzungen zufolge hat Nordkorea seit vergangenem Jahr rund 15.000 Soldaten nach Russland entsandt. Kim sagte in seiner Eröffnungsrede, jegliche Unterstützung Russlands sei Nordkoreas „brüderliche Pflicht“. Das berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass.
Russland und die USA stimmen sich nach Angaben des russischen Außenministeriums über Termin und Ort für eine nächste Runde bilateraler Gespräche ab. Das meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria unter Berufung auf die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa. Vonseiten der USA lag zunächst keine Stellungnahme dazu vor.
Nach Angaben des ukrainischen Militärs hat die Ukraine auch einen russischen Luftangriff auf die Hauptstadt Kiew abgewehrt. „Die Luftabwehr ist in Kiew im Einsatz! Bleiben Sie in den Schutzräumen, bis Entwarnung gegeben wird!“, teilte Timur Tkachenko, Leiter der Militärverwaltung von Kiew, bei Telegram mit.
Die Metro, Kiews U-Bahn, diente vielen Menschen ein weiteres Mal als Schutzraum.
Polen hat Flugzeuge zur Sicherung des polnischen Luftraums aktiviert. Wie das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte auf X mitteilte, flog Russland in der Nacht Luftangriffe auf die Westukraine nahe der Grenze zu Polen. „Um die Sicherheit des polnischen Luftraums zu gewährleisten, sind polnische und verbündete Flugzeuge intensiv in unserem Luftraum im Einsatz“, hieß es weiter. In der Nacht wurde für die gesamte Ukraine Luftalarm ausgelöst, nachdem die ukrainische Luftwaffe vor russischen Raketen- und Drohnenangriffen gewarnt hatte.
Dem russischen Außenminister Sergej Lawrow zufolge erwartet Moskau eine Fortsetzung der Gespräche zwischen Russland und der Ukraine. Dabei müssten allerdings „neue territoriale Realitäten“ anerkannt und neue Systeme von Sicherheitsgarantien geschaffen werden, sagte Lawrow in einer Stellungnahme, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete.
Bundeskanzler Friedrich Merz hat Kremlchef Wladimir Putin als „den vielleicht schwersten Kriegsverbrecher unserer Zeit“ bezeichnet. „Er ist ein Kriegsverbrecher“, sagt der CDU-Vorsitzende den TV-Sendern ProSiebenSat1. Nachgiebigkeit sei deshalb fehl am Platz. „Ich habe keine Veranlassung, Putin an irgendeiner Stelle Glauben zu schenken.“
Der russische Präsident sehe im Augenblick überhaupt keinen Grund, sich einem Waffenstillstand oder gar einem Friedensabkommen mit der Ukraine zu nähern. „Den Grund müssen wir schaffen. Militärisch wird das schwierig, aber ökonomisch kann das gehen.“ Man müsse dafür sorgen, dass Russland nicht mehr in der Lage sei, seine Kriegswirtschaft aufrechtzuerhalten. „Ich spreche in diesem Zusammenhang von einer ökonomischen Erschöpfung, die wir mit herbeiführen müssen.“
In der südukrainischen Region Odessa ist ein Ukrainer bei der versuchten Flucht aus dem Land durch Schüsse getötet worden. Einer Mitteilung des Grenzschutzes zufolge hatten Grenzer zuvor „Warnschüsse“ nach der Entdeckung eine Gruppe Unbekannter abgegeben. Eine Person sei an einer Grenzschutzbefestigung festgenommen worden. Ein weiterer Mann sei mit Schussverletzungen ohne Lebenszeichen aufgefunden worden.
Wehrpflichtige Männer zwischen 23 und 60 Jahren können die Ukraine, die unter Kriegsrecht steht, derzeit nur in Ausnahmefällen verlassen. Bei der Flucht über die grüne Grenze sind seit Kriegsbeginn zahlreiche Männer ertrunken oder unter anderen Umständen ums Leben gekommen.
Der russische Präsident Putin hat die Slowakei aufgefordert, Energielieferungen an die Ukraine auszusetzen. Südkorea zufolge sollen in der Ukraine mehr als 2.000 nordkoreanische Soldaten getötet worden sein.