US-Kriegsschiffe vor Venezuela Trump droht Maduro und belebt den „War on Drugs“ wieder
Von Roland Peters, New York 04.09.2025, 04:54 Uhr Artikel anhören
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Schon in seiner ersten Amtszeit versuchte Trump, den venezolanischen Machthaber Maduro zu stürzen. Der US-Präsident scheiterte. Nun schlägt er dafür ein neues Kapitel im „War on Drugs“ auf.
Ein Schnellboot voller Drogen, das die US-Streitkräfte auf dem Weg von Venezuela in die Vereinigten Staaten gezielt ausschalten und dabei elf „Narcoterroristen“ des Kartells „Tren de Aragua“ töten. So stellt es US-Präsident Donald Trump dar – und macht namentlich Venezuelas Präsident Nicolás Maduro verantwortlich. Der sei für „Massenmord, Drogenschmuggel, Sexhandel, Gewalt und Terror in den Vereinigten Staaten und der westlichen Hemisphäre verantwortlich“. Das Boot sei in internationalen Gewässern unterwegs gewesen, schreibt Trump: „Lasst dies eine Warnung sein.“
Die Beziehungen zwischen Washington und Caracas nähern sich einem erneuten Tiefpunkt an. Die Frage ist nur: Wo wird der sein? Wie weit ist Trump diesmal bereit, zu gehen? Den Kampf gegen Drogen hat zu einem der wichtigsten seiner Präsidentschaftsziele erklärt. Wegen des häufig tödlichen Fentanyl hat er engere Kooperation mit Mexiko vereinbart und Sanktionen gegen die Exporteure von Fentanyl-Komponenten aus China eingeführt. Doch Venezuela ist etwas anderes, schon in seiner ersten Amtszeit war das öffentlich erklärte Ziel der USA ein Regime-Change in Caracas.
Doch viele Jahre später sitzt der autoritäre Maduro, seit 2014 im Amt, trotz Massendemonstrationen, Aufständen, Putschversuchen, historisch hoher Inflation und Wirtschaftskrise, Ernährungsnotstand und vielem mehr, weiterhin im Regierungspalast von Miraflores. Die Vereinigten Staaten erkennen wie andere Länder der westlichen Welt auch die vergangene Wahl 2024 nicht an – Maduro ließ sich trotz einer von Betrugsvorwürfen begleiteten Wahl, landesweiter Proteste und internationaler Kritik für eine dritte Amtszeit bis 2031 vereidigen.
Trump hatte 2019 versucht, mit Hilfe des damaligen venezolanischen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó einen Regierungswechsel im Land zu erzwingen. Ein geplanter Militärputsch gegen Maduro fiel jedoch schnell in sich zusammen. Eine privat organisierte Söldnertruppe, die auf dem Seeweg ins ölreiche Karibikland eindrang, wollte Maduro mit Waffengewalt stürzen und scheiterte an ihrem eigenen Dilettantismus.
Tausende US-Soldaten verlegt
Ob das alles stimmt, was Trump nun über das Boot mitgeteilt hat, ist unklar. Auf einem von ihm veröffentlichten Video ist das Schiff mit drei Außenbordmotoren zu sehen, offensichtlich beladen, und darauf mehrere Personen – aber maximal sechs sind auszumachen, nicht elf. Viel wichtiger dürfte sein, was noch passieren wird. US-Außenminister Marco Rubio sagte, solche Einsätze in den karibischen Gewässern würden weiter durchgeführt. Laut kolumbianischer Marine ist nicht die Karibik, sondern die Pazifikroute im Westen der Hauptkorridor für den Drogenschmuggel nach Norden.
Für einen Militärschlag ist grundsätzlich die Zustimmung des Kongresses nötig. Einsätze der Armee gegen Drogenkartelle sind aber gar nicht vorgesehen. Ungeachtet dessen hat die US-Marine in den vergangenen Wochen mindestens 4000 Soldaten, einen Hubschrauberträger mit See-Land-Streitkräften, ein Marine-Aufklärungsflugzeug, ein U-Boot und mehrere Kriegsschiffe in die Nähe Venezuelas verlegt. Sie sollen Drogenorganisationen in der Region bekämpfen.
Die venezolanische Oppositionelle María Corina Machado bedankte sich im vergangenen Monat bei Trump und Rubio für die Entsendung der Schiffe und bezeichnete den Schritt als „richtigen Ansatz“ gegenüber der Regierung Venezuelas, die sie als „kriminelles Unternehmen“ bezeichnete. Im Februar hatte die US-Regierung das mexikanische Sinaloa-Kartell, Tren de Aragua und die das Cártel de los Soles zu Terrororganisationen erklärt. Das „Sonnenkartell“ wird laut US-Behörden von venezolanischen Offizieren und Maduro an der Spitze gesteuert und ist ein andere Bezeichnung für einen staatlichen Bereicherungsapparat mit illegalen Aktivitäten.
„Wenn Maduro etwas gut kann, dann ist es, die oberen Ränge satt und glücklich zu halten“, wird Geoff Ramsey, Experte für Venezuela bei der Denkfabrik Atlantic Council, von der „New York Times“ zitiert: „Er hat die militärische Führung und den Parteiapparat durch massive Patronage-Programme und ein landesweites Netz von Korruption gekauft.“ Ramsey hält einen Militäreinsatz der USA für unwahrscheinlich. Es sei eher eine Demonstration der Stärke. Zudem könnte es ein Signal an die Latino-Bevölkerung im US-Bundesstaat Florida sein, die mehrheitlich eine harte Hand gegen Venezuela und Kuba begrüßen.
Die Bezeichnung „Terroristen“ für Drogenschmuggler ist die Definition der US-Regierung. Darauf fußt die rechtliche Argumentation des Weißen Hauses, um Venezolanern ihren Aufenthaltsstatus in den USA zu entziehen und sie abzuschieben. Demnach griffen sie als Mitglieder terroristischer Vereinigungen wie Tren de Aragua die USA an, weshalb sie auf Basis eines 227 Jahre alten Gesetzes festgenommen und außer Landes gebracht werden. Ein endgültiges juristisches Urteil darüber, ob dies legal ist, steht aus.
„Maximal auf Verteidigung Venezuelas vorbereitet“
Trump belebt mit seinem Vorgehen ein Stück weit den „War on Drugs“ der 1980er bis in die 2000 Jahre in Kolumbien wieder. Venezuelas Nachbarland kooperierte mit der US-Anti-Drogenbehörde DEA, die ihre eigenen bewaffneten Einsätze gegen Drogenproduzenten, -kartelle und deren Anführer durchführte. Im Zuge der Zusammenarbeit wurde etwa im Jahr 1993 der berüchtigte Drogenboss Pablo Escobar erschossen. Die innenpolitische Begründung war damals wie heute nationale Sicherheit, die Bedrohung das geschmuggelte Kokain.
Die US-Behörden haben bis zu 50 Millionen Dollar Belohnung für Informationen über Maduro ausgesetzt, die zur Festnahme des Staatschefs führen. In einem am Ende von Trumps erster Amtszeit ausgestellten Haftbefehl wird Maduro bezichtigt, einen Narco-Staat etabliert und sich mit abtrünnigen Einheiten der früheren kolumbianischen Guerilla FARC-EP verbündet zu haben, um mit Kokain als Waffe die USA zu überschwemmen. Venezuela ist ein wichtiges Transitland für den Schmuggel der Droge aus Kolumbien in Richtung USA und Europa.
Maduro bezeichnet die US-Militärpräsenz in der Karibik als „größte Bedrohung“ seit einem Jahrhundert. Er warnte die USA vor militärischem Eingreifen in dem südamerikanischen Land und drohte im Falle eines Angriffs mit bewaffnetem Widerstand. „Wenn Venezuela angegriffen würde, würden wir sofort zum bewaffneten Kampf zur Verteidigung unseres Territoriums übergehen“, sagte er. „Wir sind maximal auf Verteidigung Venezuelas vorbereitet.“ Seine Regierung hatte zuvor Tausende Soldaten an die Grenze zu Kolumbien verlegt und neue Mitglieder für Milizen rekrutiert.
„Herr Präsident Donald Trump“, sagte Maduro am Montag, „passen Sie auf, Herr Rubio will Ihre Hände mit Blut beflecken“. Er bezeichnete den Außenminister als „Kriegsherr“. Dem venezolanischen Machthaber zufolge hat Caracas zwei Kommunikationslinien mit Trumps Regierung: eine mit dem US-Außenministerium und eine weitere mit Trumps Gesandtem für Sondermissionen, Richard Grenell. Rubio, so Maduro, versuche ihn zu stürzen.
US-Kriegsschiffe vor Venezuela Trump droht Maduro und belebt den „War on Drugs“ wieder
Von Roland Peters, New York 04.09.2025, 04:54 Uhr Artikel anhören
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Schon in seiner ersten Amtszeit versuchte Trump, den venezolanischen Machthaber Maduro zu stürzen. Der US-Präsident scheiterte. Nun schlägt er dafür ein neues Kapitel im „War on Drugs“ auf.
Ein Schnellboot voller Drogen, das die US-Streitkräfte auf dem Weg von Venezuela in die Vereinigten Staaten gezielt ausschalten und dabei elf „Narcoterroristen“ des Kartells „Tren de Aragua“ töten. So stellt es US-Präsident Donald Trump dar – und macht namentlich Venezuelas Präsident Nicolás Maduro verantwortlich. Der sei für „Massenmord, Drogenschmuggel, Sexhandel, Gewalt und Terror in den Vereinigten Staaten und der westlichen Hemisphäre verantwortlich“. Das Boot sei in internationalen Gewässern unterwegs gewesen, schreibt Trump: „Lasst dies eine Warnung sein.“
Die Beziehungen zwischen Washington und Caracas nähern sich einem erneuten Tiefpunkt an. Die Frage ist nur: Wo wird der sein? Wie weit ist Trump diesmal bereit, zu gehen? Den Kampf gegen Drogen hat zu einem der wichtigsten seiner Präsidentschaftsziele erklärt. Wegen des häufig tödlichen Fentanyl hat er engere Kooperation mit Mexiko vereinbart und Sanktionen gegen die Exporteure von Fentanyl-Komponenten aus China eingeführt. Doch Venezuela ist etwas anderes, schon in seiner ersten Amtszeit war das öffentlich erklärte Ziel der USA ein Regime-Change in Caracas.
Doch viele Jahre später sitzt der autoritäre Maduro, seit 2014 im Amt, trotz Massendemonstrationen, Aufständen, Putschversuchen, historisch hoher Inflation und Wirtschaftskrise, Ernährungsnotstand und vielem mehr, weiterhin im Regierungspalast von Miraflores. Die Vereinigten Staaten erkennen wie andere Länder der westlichen Welt auch die vergangene Wahl 2024 nicht an – Maduro ließ sich trotz einer von Betrugsvorwürfen begleiteten Wahl, landesweiter Proteste und internationaler Kritik für eine dritte Amtszeit bis 2031 vereidigen.
Trump hatte 2019 versucht, mit Hilfe des damaligen venezolanischen Parlamentspräsidenten Juan Guaidó einen Regierungswechsel im Land zu erzwingen. Ein geplanter Militärputsch gegen Maduro fiel jedoch schnell in sich zusammen. Eine privat organisierte Söldnertruppe, die auf dem Seeweg ins ölreiche Karibikland eindrang, wollte Maduro mit Waffengewalt stürzen und scheiterte an ihrem eigenen Dilettantismus.
Tausende US-Soldaten verlegt
Ob das alles stimmt, was Trump nun über das Boot mitgeteilt hat, ist unklar. Auf einem von ihm veröffentlichten Video ist das Schiff mit drei Außenbordmotoren zu sehen, offensichtlich beladen, und darauf mehrere Personen – aber maximal sechs sind auszumachen, nicht elf. Viel wichtiger dürfte sein, was noch passieren wird. US-Außenminister Marco Rubio sagte, solche Einsätze in den karibischen Gewässern würden weiter durchgeführt. Laut kolumbianischer Marine ist nicht die Karibik, sondern die Pazifikroute im Westen der Hauptkorridor für den Drogenschmuggel nach Norden.
Für einen Militärschlag ist grundsätzlich die Zustimmung des Kongresses nötig. Einsätze der Armee gegen Drogenkartelle sind aber gar nicht vorgesehen. Ungeachtet dessen hat die US-Marine in den vergangenen Wochen mindestens 4000 Soldaten, einen Hubschrauberträger mit See-Land-Streitkräften, ein Marine-Aufklärungsflugzeug, ein U-Boot und mehrere Kriegsschiffe in die Nähe Venezuelas verlegt. Sie sollen Drogenorganisationen in der Region bekämpfen.
Die venezolanische Oppositionelle María Corina Machado bedankte sich im vergangenen Monat bei Trump und Rubio für die Entsendung der Schiffe und bezeichnete den Schritt als „richtigen Ansatz“ gegenüber der Regierung Venezuelas, die sie als „kriminelles Unternehmen“ bezeichnete. Im Februar hatte die US-Regierung das mexikanische Sinaloa-Kartell, Tren de Aragua und die das Cártel de los Soles zu Terrororganisationen erklärt. Das „Sonnenkartell“ wird laut US-Behörden von venezolanischen Offizieren und Maduro an der Spitze gesteuert und ist ein andere Bezeichnung für einen staatlichen Bereicherungsapparat mit illegalen Aktivitäten.
„Wenn Maduro etwas gut kann, dann ist es, die oberen Ränge satt und glücklich zu halten“, wird Geoff Ramsey, Experte für Venezuela bei der Denkfabrik Atlantic Council, von der „New York Times“ zitiert: „Er hat die militärische Führung und den Parteiapparat durch massive Patronage-Programme und ein landesweites Netz von Korruption gekauft.“ Ramsey hält einen Militäreinsatz der USA für unwahrscheinlich. Es sei eher eine Demonstration der Stärke. Zudem könnte es ein Signal an die Latino-Bevölkerung im US-Bundesstaat Florida sein, die mehrheitlich eine harte Hand gegen Venezuela und Kuba begrüßen.
Die Bezeichnung „Terroristen“ für Drogenschmuggler ist die Definition der US-Regierung. Darauf fußt die rechtliche Argumentation des Weißen Hauses, um Venezolanern ihren Aufenthaltsstatus in den USA zu entziehen und sie abzuschieben. Demnach griffen sie als Mitglieder terroristischer Vereinigungen wie Tren de Aragua die USA an, weshalb sie auf Basis eines 227 Jahre alten Gesetzes festgenommen und außer Landes gebracht werden. Ein endgültiges juristisches Urteil darüber, ob dies legal ist, steht aus.
„Maximal auf Verteidigung Venezuelas vorbereitet“
Trump belebt mit seinem Vorgehen ein Stück weit den „War on Drugs“ der 1980er bis in die 2000 Jahre in Kolumbien wieder. Venezuelas Nachbarland kooperierte mit der US-Anti-Drogenbehörde DEA, die ihre eigenen bewaffneten Einsätze gegen Drogenproduzenten, -kartelle und deren Anführer durchführte. Im Zuge der Zusammenarbeit wurde etwa im Jahr 1993 der berüchtigte Drogenboss Pablo Escobar erschossen. Die innenpolitische Begründung war damals wie heute nationale Sicherheit, die Bedrohung das geschmuggelte Kokain.
Die US-Behörden haben bis zu 50 Millionen Dollar Belohnung für Informationen über Maduro ausgesetzt, die zur Festnahme des Staatschefs führen. In einem am Ende von Trumps erster Amtszeit ausgestellten Haftbefehl wird Maduro bezichtigt, einen Narco-Staat etabliert und sich mit abtrünnigen Einheiten der früheren kolumbianischen Guerilla FARC-EP verbündet zu haben, um mit Kokain als Waffe die USA zu überschwemmen. Venezuela ist ein wichtiges Transitland für den Schmuggel der Droge aus Kolumbien in Richtung USA und Europa.
Maduro bezeichnet die US-Militärpräsenz in der Karibik als „größte Bedrohung“ seit einem Jahrhundert. Er warnte die USA vor militärischem Eingreifen in dem südamerikanischen Land und drohte im Falle eines Angriffs mit bewaffnetem Widerstand. „Wenn Venezuela angegriffen würde, würden wir sofort zum bewaffneten Kampf zur Verteidigung unseres Territoriums übergehen“, sagte er. „Wir sind maximal auf Verteidigung Venezuelas vorbereitet.“ Seine Regierung hatte zuvor Tausende Soldaten an die Grenze zu Kolumbien verlegt und neue Mitglieder für Milizen rekrutiert.
„Herr Präsident Donald Trump“, sagte Maduro am Montag, „passen Sie auf, Herr Rubio will Ihre Hände mit Blut beflecken“. Er bezeichnete den Außenminister als „Kriegsherr“. Dem venezolanischen Machthaber zufolge hat Caracas zwei Kommunikationslinien mit Trumps Regierung: eine mit dem US-Außenministerium und eine weitere mit Trumps Gesandtem für Sondermissionen, Richard Grenell. Rubio, so Maduro, versuche ihn zu stürzen.