Afrikanisches Bürgerkriegsland Viele Tote bei Angriff der RSF-Miliz im Sudan
Stand: 11.10.2025 17:24 Uhr
Die RSF-Miliz im Sudan hat ein Flüchtlingslager angegriffen und dabei offenbar viele Menschen getötet. Aktivisten sprachen von einer Lage „jenseits eines Genozids“. Laut UN herrscht in dem Land die schwerste humanitäre Krise der Welt.
Im Sudan sind bei Angriffen der paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) auf eine Flüchtlingsunterkunft in der Stadt Al-Faschir laut Aktivisten mindestens 60 Menschen getötet worden. „Unter den Trümmern liegen noch immer Leichen“, erklärte das Al-Faschir-Widerstandskomitee. „Andere wurden in Wohnwagen bei lebendigem Leib verbrannt – Kinder, Frauen und Alte kaltblütig ermordet.“
Demnach griff die RSF das Lager, das sich auf dem Gelände einer Universität befindet, in der Nacht zu Samstag und am Samstagmorgen mit zwei Drohnen und acht Artilleriegeschossen an. Anwohner berichteten, sie hätten zu ihrem Schutz Bunker in ihren Häusern und Wohnvierteln gegraben. Laut dem Widerstandskomitee ist die Lage in der Stadt „jenseits von einer Katastrophe und einem Genozid – und die Welt bleibt still“.
RSF will Kontrolle über letzte Armeehochburg
Al-Faschir ist die Hauptstadt des umkämpften westlichen sudanesischen Bundesstaats Nord-Darfur. Sie ist die letzte Hochburg der Armee; die RSF versucht, Al-Faschir unter ihre Kontrolle zu bringen.
Durch die Belagerung herrschen Hunger und Krankheiten. Den Aktivisten zufolge ist die Stadt eine „Leichenhalle unter freiem Himmel“. Mehr als 260.000 Zivilisten sitzen demnach in Al-Faschir fest.
Nach dem Sturz des langjährigen Autokraten Omar al-Baschir im Jahr 2019 sollte im Sudan der Übergang zu einer Demokratie vorbereitet werden. Das Vorhaben fand aber 2021 ein Ende, als die Armee und die RSF – die damals noch zusammenarbeiteten – putschten. Anschließend begann ein Machtkampf zwischen der Armee unter Militärherrscher Fattah al-Burhan und der RSF unter al-Burhans früherem Stellvertreter Hamdan Daglo.
Dieser mündete 2023 in einen Bürgerkrieg, der seither erbittert geführt wird.
Zehntausende Menschen getötet, Millionen gewaltsam vertrieben
Nach Einschätzung der UN herrscht im Sudan die schwerste humanitäre Krise der Welt. Seit 2023 seien Zehntausende Menschen getötet und mehr als zwölf Millionen gewaltsam vertrieben worden. Die Hälfte der Bevölkerung sei von einer sich ausbreitenden Hungersnot betroffen.
Sowohl der Armee als auch der RSF werden Kriegsverbrechen vorgeworfen. Erst Anfang Oktober hatte der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, Attacken und Gräueltaten der RSF in Al-Faschir verurteilt.