Stand: 12.12.2025 00:06 Uhr
Aus Protest gegen die Teilnahme Israels am Eurovision Song Contest 2026 will Vorjahressieger Nemo seine Trophäe zurückgeben. Grund sei das Vorgehen Israels im Gazastreifen, schrieb der Musiker bei Instagram.
Wegen der Teilnahme Israels am nächsten Eurovision Song Contest gibt der Schweizer ESC-Star Nemo den Pokal für seinen Sieg im Jahr 2024 zurück. „Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass diese Trophäe in mein Regal gehört“, schrieb Nemo bei Instagram.
Er kündigte an, den Pokal zur Europäischen Rundfunkunion (EBU) in Genf zurückzuschicken. „Wenn die Werte, die wir auf der Bühne feiern, nicht abseits der Bühne gelebt werden, werden selbst die schönsten Lieder bedeutungslos“, erklärte Nemo.
Nemo: Konflikt zwischen Werten und Entscheidung
Es gehe „um die Tatsache, dass der Wettbewerb wiederholt dazu benutzt wurde, um das Image eines Staates aufzubessern, dem schweres Fehlverhalten vorgeworfen wird“, schrieb Nemo. Er verwies darauf, dass eine Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates zu dem Schluss gekommen sei, dass Israels Behörden und Sicherheitskräfte im Gazastreifen Völkermord begangen hätten. Israel weist den Vorwurf des UN-Gremiums kategorisch zurück.
Nemo schrieb, laut den Organisatoren des ESC stehe das Event für Einheit, Inklusion und Würde, doch die Teilnahme Israels zeige einen Konflikt zwischen diesen Werten und den Entscheidungen der Europäischen Rundfunkunion (EBU).
Mehrere Länder boykottieren ESC
Die EBU-Mitgliedssender hatten vergangene Woche den Weg für die Teilnahme Israels freigemacht. Zur Begründung hieß es, dass das größte Musikspektakel der Welt eine Veranstaltung von öffentlich-rechtlichen Sendern sei und nichts mit Politik zu tun haben sollte. Als Reaktion darauf kündigten Sender aus Spanien, den Niederlanden, Irland, Slowenien und Island an, den ESC 2026 in Wien zu boykottieren.
Die ARD stellte sich hingegen hinter die Entscheidung, Israel teilnehmen zu lassen, und begrüßte die EBU-Entscheidung ausdrücklich. „Wir sind sehr froh, dass am Ende die Regeln, die Werte und die Unparteilichkeit der öffentlich-rechtlichen Medien stärker waren als die emotionalen öffentlichen Debatten des Tages“, sagte die Intendantin des BR, Katja Wildermuth. Sie sitzt als Vertreterin von ARD und ZDF im Executive Board der Europäischen Rundfunkunion.
ESC-Direktor schreibt Brief an Fans
Der Direktor des Eurovision Song Contests, Martin Green, hatte sich in einem Brief an die Fans des Wettbewerbs gewandt. Er wisse, dass die Ereignisse im Nahen Osten in Verbindung mit dem ESC bei vielen Menschen für starke Emotionen sorgten, schrieb Green.
Einige Fans hätten in Briefen Wut und Schmerz zum Ausdruck gebracht, weil ihrer Ansicht nach über die tragischen Ereignisse geschwiegen werde. „Ich möchte sagen, dass wir Euch hören. Wir verstehen Eure Gefühle, und es berührt uns genauso“, hieß es dem Brief.
Der ESC-Chef wandte sich auch an die Fans in den fünf Ländern, deren Sender den nächsten Wettbewerb boykottieren. „Wir alle hier respektieren ihre Position und Entscheidung“, schrieb er. Er hoffe, dass die Sender bald wieder zum ESC zurückkehren würden. In einer gespaltenen Welt komme dem Wettbewerb die Aufgabe zu, „einen Raum zu bieten, in dem Millionen Menschen das Gemeinsame feiern können“.









