Angekündigte Russlandreise „Herr Rothfuß wird hierbleiben“
Stand: 12.11.2025 08:30 Uhr
AfD-Parteichefin Weidel erteilt der geplanten Russlandreise eines Abgeordneten eine klare Absage. Während die Kritik an den Russland-Kontakten ihrer Abgeordneten wächst, ringt die Partei um ihre außenpolitische Ausrichtung.
Am Ende der Fraktionsvorstandssitzung lädt Parteichefin Alice Weidel die FPÖ-Außenpolitikerin Susanne Fürst zu einem Grußwort ein. Die AfD holt sich gerne Mal Rat bei der bewunderten Schwesterpartei.
Bei dieser Vorstandssitzung interessiert die Mitglieder vor allem, wie es die FPÖ mit Reisen nach Russland hält. Der Gast aus Österreich hat eine klare Botschaft dabei: Seit Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine reise gar kein FPÖ-Abgeordneter mehr dorthin, erklärt Fürst.
Mancher im Vorstand ist erstaunt. Nicht alle sind überzeugt, dass diese Handhabe in der AfD umsetzbar wäre. Das zeigt schon die geplante Russlandreise von zwei Bundestagsabgeordneten nach Sotschi.
Rothfuß‘ Reiseantrag sorgt für Ärger
Einer von ihnen ist Rainer Rothfuß, AfD-Abgeordneter aus Bayern, Wahlkreis Oberallgäu. Er hat sich den Zorn der Fraktionsspitze zugezogen. So aufgebracht ist sie über Rothfuß‘ Verhalten, dass in der Sitzung darüber diskutiert wird, ihm künftig sämtliche Auslandsreisen zu streichen.
Offenbar ist sogar ein Ausschluss aus der Fraktion im Gespräch. Denn Rainer Rothfuß hatte zwar im Arbeitskreis Außen der AfD-Fraktion einen Reiseantrag gestellt, der auch genehmigt wurde. Er hat darin aber verschwiegen, dass er auch den früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew treffen will.
Weidel kritisiert zuständigen Arbeitskreis
In einem Pressestatement kritisiert Alice Weidel ungewöhnlich deutlich den Arbeitskreis Außen. Man hätte sich den Reiseantrag im Vorfeld deutlicher ansehen müssen, so Weidel. „Ich kann nicht verstehen, was man da eigentlich soll, um es hier ganz deutlich zu sagen. Ich hätte das so nicht gemacht, aber der Beschluss wurde im AK Außen getroffen.“ Und sie ergänzt: „Herr Rothfuß wird hierbleiben.“
Selten wurde jemand in letzter Zeit von der Fraktionsspitze öffentlich so abgekanzelt. Besonders pikant: Das geht in Richtung Markus Frohnmaier, außenpolitischer Sprecher und eigentlich einer der engsten Vertrauten von Weidel.
Zuletzt wirkte Weidel allerdings etwas irritiert über Frohnmaiers steigenden Geltungsdrang, vor allem über seine Social-Media-Aktivitäten während einer USA-Reise. Die – und auch die Auftritte von anderen Abgeordneten – fand sie wenig professionell.
Union und SPD erhöhen den Druck
Entscheidender aber dürfte sein, dass die AfD von der Union zunehmend Gegenwind bekommt. Friedrich Merz hatte sie kürzlich als Hauptgegner markiert, seitdem kritisieren führende Unionspolitiker vor allem die Kontakte mit Russland.
Am vergangenen Donnerstag setzten Union und SPD zu diesem Thema sogar eine aktuelle Stunde auf. Der Titel: „Auswirkungen des Verhältnisses der AfD zu Russland auf Deutschlands Sicherheitsinteressen – Kein Patriotismus, sondern mögliche Gefährdung unserer Sicherheit.“ Darin ging es auch um die Reisen der AfD-Abgeordneten.
Wiederholt kam der Vorwurf von allen anderen Fraktionen, die AfD lasse sich als trojanisches Pferd für die Interessen des Kremls einspannen, sei eine veritable Gefahr für die Demokratie.
Weidel sucht Annäherung an Trumps USA
Und eine Rolle spielt auch, dass die Diskussion über die außenpolitische Ausrichtung der Partei voll im Gange ist. Grundsätzlich gilt die AfD als Kreml-nah, immer wieder sorgen Abgeordnete für Schlagzeilen, die enge Verbindungen nach Russland pflegen.
Umso bemerkenswerter war der Auftritt von Alice Weidel Ende September. Sie kritisierte Russland offen nach Vorfällen im NATO-Luftraum und rief zur Deeskalation auf. Man solle die Geduld von Trump nicht auf die Probe stellen. Das zeigt deutlich, wo sie außenpolitisch den Schwerpunkt setzen will: auf die USA und die Trump-Regierung.
Offenbar will sie sich von Russland und Putin etwas absetzen. Der Arbeitskreis Außen allerdings scheint das anders sehen: Er hatte der geplanten Reise von Rainer Rothfuß einstimmig zugestimmt.
Reise mit klaren Regeln
Künftig plant die Fraktionsspitze, die Genehmigungen anders zu organisieren. Der Vorstand soll frühzeitig über geplante Reisen in Kenntnis gesetzt werden, um rechtzeitig eingreifen zu können. Aktuell sind die Arbeitskreise und deren Leiter zuständig; der Vorstand kann dann nur eigentlich schon genehmigte Reisen stoppen, was zu Unzufriedenheit führt.
Die jetzige Reise nach Sotschi wird, wenn auch ohne Rainer Rothfuß, in jedem Fall stattfinden. Unter anderem wird der Abgeordnete Steffen Kotré in den kommenden Tagen nach Russland fahren. Die Fraktionsspitze hat ihm noch einige Regeln mit auf den Weg gegeben: keine Social-Media-Aktivitäten, keine Fotos mit russischen Politikern und keine Interviews mit russischen Fernsehsendern.









