Neue Unterrichtsformen Schulfach Künstliche Intelligenz
Stand: 14.11.2025 00:34 Uhr
In Berlin diskutieren Lehrerinnen und Lehrer über KI in der Schule. Welche Rolle soll sie im Unterricht spielen? Wie können Schüler und Lehrer davon profitieren? Ideen gibt es viele.
Freitagnachmittag im Kiezlab Friedrichshain, quasi achte Stunde. Der Raum ist überhitzt, die Luft verbraucht, doch die rund zweihundert Lehrkräfte sind bei der Sache. Beim „KI Summit“ geht es um essentielle Fragen: Welche Rolle kann und sollte KI im Unterricht spielen?
Lehrerinnen und Lehrer aus mehreren Bundesländern tauschen sich dazu aus, hören und geben Impulsreferate, sogenannte „Lightning Talks,“ nehmen an Workshops teil, netzwerken. Organisiert hat die Veranstaltung Diana Knodel. Sie ist Geschäftsführerin der Initiative „App Camps“ und der Firma fobizz, eines Unternehmens, das mit mehreren Bundesländern zusammenarbeitet und KI-Tools für Lehrkräfte bereitstellt.
Hauptidee dieses Events sei es, dass sich Lehrerinnen und Lehrer gegenseitig inspirieren, unterstützen und Mut machen, KI zu nutzen, sagt Knodel. Dafür wolle man den Raum schaffen.
Unterrichtsfach „Lernen mit KI“
Eines der größten Probleme dürfte sein, dass viele Lehrkräfte etwas widerwillig auf diese neue Herausforderung reagieren. Einigen fehlt die Vorstellung, was KI genau für den Unterricht oder die Vorbereitung bringen soll. Andere winken ab, weil sie ohnehin schon viel zu tun haben.
Spannend sind vor diesem Hintergrund die Erfahrungen der Berliner Lehrerin Meike Howein. Sie hat an ihrem Gymnasium das Wahlpflichtfach „LeKI“ ins Leben gerufen: „Lernen mit KI“. Howein hatte das ihrer Schulleitung vorgeschlagen, und die ließ sich überzeugen.
Es geht viel um Grundlagen der KI, die Schülerinnen und Schüler befähigen sollen, kompetenter mit dem Thema umzugehen: Was sind eigentlich Algorithmen? Wie funktioniert das Lernen mit neuronalen Netzwerken? Was bedeutet es, wenn eine KI halluziniert? Welche Auswirkungen von KI spürt man schon jetzt?
Nicht den Anspruch haben, es perfekt zu machen
In einer Gesprächsrunde, die auch als Live-Podcast ausgestrahlt wird, berichtet Howeins Schülerin Sofia begeistert über ihre Erfahrungen aus dem Unterricht. Großen Spaß habe ihr gemacht, dass sie viel selbst probieren konnte.
Meike Howein sieht sich als Impulsgeberin für andere Lehrkräfte. Vielleicht könnten sie mit ihrer Erfahrung dazu beitragen, dass der eine oder andere sich traut, Dinge einfach auszuprobieren, hofft sie. Man dürfe nur nicht den Anspruch haben, es von vornherein perfekt zu machen.
Chatbot telli in immer mehr Bundesländern abrufbar
Einfach mal ausprobieren – aber wie? Zum Beispiel mit dem Chatbot telli. Er wurde von der FWU entwickelt, dem gemeinsamen Medieninstitut der Länder. Lehrkräfte können sich über telli zum Beispiel bei der Unterrichtsvorbereitung helfen lassen.
Auch Schülerinnen und Schüler können telli nutzen. Mit einem fiktiven Gesprächspartner können sie Themen erarbeiten oder vertiefen, interaktiv und selbständig. Auf diese Weise können zum Beispiel unterschiedliche Lernniveaus einfacher berücksichtigt werden.
An Schulen in Bremen, Brandenburg, Baden-Württemberg und Hessen steht telli bereits zur Verfügung, seit dem 10. November auch in Schleswig-Holstein. Die dortige Bildungsministerin Doris Stenke (CDU) sagte, man gebe den Schulen damit ein modernes Werkzeug an die Hand, das sie im Schulalltag entlasten könne und gleichzeitig den kritisch-konstruktiven Einsatz von KI im Unterricht fördere.
Die Frage ist, wie oft telli zum Einsatz kommt. KI-Expertinnen und Experten beschreiben es eher als Basisversion.
Weitere Entwicklungen geplant
Der Chatbot telli ist aber nur der Anfang. In dieser Woche wurde von der FWU ein Konsortium ausgewählt, das im Auftrag der 16 Bundesländer ein „adaptives intelligentes System“ (AIS) entwickeln soll – ein digitales Produkt, mit dessen Hilfe Schülerinnen und Schüler beim Lernen individuell unterstützt werden sollen.
Bis Dezember 2026 soll eine erste Version des AIS für eine Klassenstufe, zwei Fächer und zwei Schulformen zur Verfügung stehen. Finanziert wird die Entwicklung über den DigitalPakt Schule.
„Schulen mehr zutrauen“
Der KI Summit am Freitagnachmittag geht zu Ende. Er zeigt als kleines Beispiel, wie sich Lehrerinnen und Lehrer auch in ihrer Freizeit fortbilden wollen, um auf der Höhe der Zeit zu bleiben.
KI sei inzwischen in allen Bereichen in der Schule relevant, sagt Organisatorin Diana Knodel. Es sei wichtig, dass man das noch sichtbarer macht. Sie hofft, dass noch mehr Veranstaltungen dieser Art in Leben gerufen werden.










