Stand: 14.11.2025 21:34 Uhr
Die USA und die Schweiz haben sich im Zollstreit geeinigt. Haben teure Geschenke das Einlenken begünstigt? Der Schweizer Regierung kann es egal sein: Sie feiert das vorläufige Ende des Zollstreits als Erfolg.
Dem Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin ist Erleichterung anzusehen, als er den Deal in Bern verkündet. „Jetzt ist es klar. Die Schweiz hat von den USA nach intensiven Verhandlungen einen Zolltarif von 15 Prozent, sogenannt all-in, erhalten.“
Statt bislang 39 Prozent – einen der höchsten Sätze weltweit – verlangt die US-Regierung also auf Importe aus der Schweiz künftig genauso viel wie auf EU-Importe. „Damit wird unsere Wirtschaft gleichgestellt gegenüber der Konkurrenz aus der Europäischen Union.“
Schweiz verspricht USA Milliarden-Investitionen
Eidgenössische Erleichterung auch in sozialen Medien: „Danke, Präsident Trump, für das konstruktive Engagement“, heißt es in einem X-Post der Schweizer Regierung. Auch für die Schweiz ist der Zoll-Deal mit Engagement verbunden. Wirtschaftsminister Parmelin: „Die Schweizer Wirtschaft verpflichtet sich dafür, in den nächsten Jahren in den USA Investitionen von 200 Milliarden US-Dollar zu tätigen. Dieses Angebot an die USA ist nur dank dem gemeinsamen Engagement der Politik und Wirtschaft möglich, eben ganz im Sinne von Team Switzerland.“
Über eine sich anbahnende Einigung hatte in den vergangenen Tagen bereits die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtet, nachdem Trump eine Schweizer Wirtschaftsdelegation in Washington empfangen hatte. Laut Medienberichten hatten die Unternehmer, darunter die Chefs des Uhrenherstellers Rolex und des Luxusgüterkonzerns Richemont, wertvolle Geschenke mitgebracht – einen speziell gravierten Goldbarren und eine Rolex-Tischuhr.
Großzügige Gäste im Weißen Haus
Möglicherweise haben die großzügigen Gäste im Weißen Haus ja Bewegung in die monatelangen Verhandlungen gebracht, auch wenn die zuständige Staatssekretärin Helene Budliger-Artieda auf Nachfrage einer Journalistin vor allem eine eidgenössische Tugend als entscheidend sieht für den Durchbruch: „Fleiß, Fleiß, Fleiß.“
Bislang jedoch ist der errungene Zoll-Deal, den auch der US-Handelsbeauftragte Jamieson Greer bestätigt hat, eine Absichtserklärung. Bis zur Umsetzung brauche es noch etwas Geduld, heißt es in Bern.
„Aufatmen, aber keine Entwarnung“
Auch viele Details sind offenbar noch zu klären. Etwa in Bezug auf die laut Vereinbarung zugesagten zollfreien Importe von 1.500 Tonnen Geflügelfleisch aus den USA in die Schweiz. Frage eines Schweizer Journalisten: „1.500 Tonnen – sind da auch Chlorhühner darunter?“ Bislang sei das nicht vereinbart worden und Chlorhühnchen seien nach Schweizer Gesetz verboten, antwortet Wirtschaftsminister Parmelin. Es sei aber nicht ausgeschlossen, dass darüber noch gesprochen werde.
Schweizer Wirtschaftsvertreter reagieren erleichtert, aber ohne Euphorie auf den neuen Zoll-Deal. Die im August von Trump verhängten Zölle von 39 Prozent hatten die exportorientierte Schweizer Wirtschaft in den vergangenen Monaten sehr belastet und seien „für gewisse Firmen existenzbedrohend“ gewesen, heißt es in einer Mitteilung des Verbands Economiesuisse.
Doch auch US-Zölle in Höhe von 15 Prozent seien eine Belastung für Exportunternehmen. „Aufatmen, aber keine Entwarnung“, kommentierte der Verband der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie Swissmem die Einigung. „Neue Zölle könnten kommen“, so Swissmem-Präsident Martin Hirzel. Und die Unsicherheit im Markt sei riesig.









