Gefahren von Sozialen Netzwerken: „Könnte für Eltern eine große Entlastung sein“ – Kinderpsychiater unterstützen Altersgrenze

Gefahren von Sozialen Netzwerken „Könnte für Eltern eine große Entlastung sein“ – Kinderpsychiater unterstützen Altersgrenze

Berlin · Kinder und Jugendliche verbringen viel Zeit in Sozialen Medien und sind häufig nicht altersgerechten Inhalten ausgesetzt. Kinder- und Jugendpsychiater unterstützen daher Forderungen nach einer Altersgrenze für die Nutzung von Social Media. Der Deutsche Lehrerverband sieht das hingegen kritisch.

 Der Sucht- und Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) befürwortet Altersgrenzen für Kinder und Jugendliche bei der Nutzung von Sozialen Medien.

Der Sucht- und Drogenbeauftragte Hendrik Streeck (CDU) befürwortet Altersgrenzen für Kinder und Jugendliche bei der Nutzung von Sozialen Medien.

Foto: Alicia Windzio/dpa/Alicia Windzio

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) begrüßt Altersgrenzen bei der Nutzung von Sozialen Medien. Ein Verbot der Nutzung für Kinder „unter 13 Jahren ist sehr zu befürworten“, sagte DGKJP-Vorstandsmitglied Eva Möhler unserer Redaktion. „Die von der Leopoldina vorgeschlagene Übergangszeit zwischen 13 und 16 Jahren macht viel Sinn, denn auch Kinder über 13 Jahren können ungeschützt leicht in Cybergrooming oder Cybermobbing hineingeraten“, betonte Möhler.

Mitte August hatte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Maßnahmen vorgeschlagen, um Kinder und Jugendliche besser vor negativen Auswirkungen von Sozialen Medien zu schützen. Die Wissenschaftler empfahlen ein striktes Nutzungsverbot unter 13 Jahren. Bis 17 Jahren sollten soziale Medien mit deutlichen Einschränkungen nutzbar sein. Im Alter von 13 bis 15 Jahren empfiehlt die Akademie außerdem eine von den Eltern begleitete Nutzung.

Auch der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), sprach sich zuletzt für Altersbegrenzungen aus: „Ich bin dafür, dass es künftig strikt abgestufte Altersvorgaben für Soziale Medien gibt und die Altersprüfungen auch wirklich wirksam stattfinden“, sagte Streeck. Er verwies auf eine von Familienministerin Karin Prien (CDU) initiierte Kommission, die demnächst Vorschläge für besseren Kinder- und Jugendschutz erarbeiten soll.

Nach Ansicht der Kinder- und Jugendpsychiaterin Eva Möhler könnten Altersgrenzen auch Eltern unterstützen: „Viele Eltern berichten mit ihren Kindern, wegen der Mediennutzung ‚im Dauerstreit‘ zu sein“, sagte Möhler. „Da könnte es für Eltern eine große Entlastung sein, sich klar auf gesetzliche Regelungen, wie es sie ja auch für Alkohol und Zigaretten gibt, beziehen zu können.“

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sieht Altersgrenzen dagegen kritisch: „Die Erwartungshaltung ist, dass man Probleme, die durch die Nutzung von Social Media bei Kindern entstehen, durch Altersgrenzen lösen möchte. Diese Erwartungshaltung ist zu hoch gegriffen“, sagte Düll. Altersgrenzen bei Sozialen Medien würden suggerieren, Kinder und Jugendliche erhielten keinen Zugang mehr zu nicht altersgemäßen Inhalten. „Aber nicht altersgemäße Inhalte hat es im Netz bereits gegeben, da gab es die Social-Media-Plattformen noch gar nicht“, so Düll. Gleichzeitig gebe es im Internet und den Sozialen Medien viele Inhalte, die zur Information, Bildung und zum Austausch beitrügen. Es brauche eine „Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft“ über negative und positive Auswirkungen der Internetnutzung sowie eine Förderung der Medienkompetenz in den Schulen. „Das geht in der aktuellen Debatte unter, weil diese sich nur auf die Gefahren fokussiert“, sagte Düll.

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Foto: Alicia Windzio/dpa/Alicia Windzio

Die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie (DGKJP) begrüßt Altersgrenzen bei der Nutzung von Sozialen Medien. Ein Verbot der Nutzung für Kinder „unter 13 Jahren ist sehr zu befürworten“, sagte DGKJP-Vorstandsmitglied Eva Möhler unserer Redaktion. „Die von der Leopoldina vorgeschlagene Übergangszeit zwischen 13 und 16 Jahren macht viel Sinn, denn auch Kinder über 13 Jahren können ungeschützt leicht in Cybergrooming oder Cybermobbing hineingeraten“, betonte Möhler.

Mitte August hatte die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Maßnahmen vorgeschlagen, um Kinder und Jugendliche besser vor negativen Auswirkungen von Sozialen Medien zu schützen. Die Wissenschaftler empfahlen ein striktes Nutzungsverbot unter 13 Jahren. Bis 17 Jahren sollten soziale Medien mit deutlichen Einschränkungen nutzbar sein. Im Alter von 13 bis 15 Jahren empfiehlt die Akademie außerdem eine von den Eltern begleitete Nutzung.

Auch der Drogen- und Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Hendrik Streeck (CDU), sprach sich zuletzt für Altersbegrenzungen aus: „Ich bin dafür, dass es künftig strikt abgestufte Altersvorgaben für Soziale Medien gibt und die Altersprüfungen auch wirklich wirksam stattfinden“, sagte Streeck. Er verwies auf eine von Familienministerin Karin Prien (CDU) initiierte Kommission, die demnächst Vorschläge für besseren Kinder- und Jugendschutz erarbeiten soll.

Nach Ansicht der Kinder- und Jugendpsychiaterin Eva Möhler könnten Altersgrenzen auch Eltern unterstützen: „Viele Eltern berichten mit ihren Kindern, wegen der Mediennutzung ‚im Dauerstreit‘ zu sein“, sagte Möhler. „Da könnte es für Eltern eine große Entlastung sein, sich klar auf gesetzliche Regelungen, wie es sie ja auch für Alkohol und Zigaretten gibt, beziehen zu können.“

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Stefan Düll, sieht Altersgrenzen dagegen kritisch: „Die Erwartungshaltung ist, dass man Probleme, die durch die Nutzung von Social Media bei Kindern entstehen, durch Altersgrenzen lösen möchte. Diese Erwartungshaltung ist zu hoch gegriffen“, sagte Düll. Altersgrenzen bei Sozialen Medien würden suggerieren, Kinder und Jugendliche erhielten keinen Zugang mehr zu nicht altersgemäßen Inhalten. „Aber nicht altersgemäße Inhalte hat es im Netz bereits gegeben, da gab es die Social-Media-Plattformen noch gar nicht“, so Düll. Gleichzeitig gebe es im Internet und den Sozialen Medien viele Inhalte, die zur Information, Bildung und zum Austausch beitrügen. Es brauche eine „Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft“ über negative und positive Auswirkungen der Internetnutzung sowie eine Förderung der Medienkompetenz in den Schulen. „Das geht in der aktuellen Debatte unter, weil diese sich nur auf die Gefahren fokussiert“, sagte Düll.

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