Sparappell an Touristen: Wassernot auf Mallorca – Ferienort Sollér hat nur noch für wenige Tage Trinkwasser

Sparappell an Touristen Wassernot auf Mallorca – Ferienort Sollér hat nur noch für wenige Tage Trinkwasser

Madrid · Mit strikten Sparmaßnahmen soll die Versorgung mit Trinkwasser im beliebten Ferienort gesichert werden. Sollten diese nicht wirken, könnten Einwohnern und Urlaubern zeitweise das Wasser abgedreht werden. Andernorts auf Mallorca ist das schon Realität.

 Die als „Roter Blitz“ bekannte Straßenbahn fährt durch Port de Sóller. (Archivfoto)

Die als „Roter Blitz“ bekannte Straßenbahn fährt durch Port de Sóller. (Archivfoto)

Foto: dpa/—

In Sóller, einem der bekanntesten Urlaubsorte auf der Mittelmeerinsel Mallorca, reicht das Trinkwasser nur noch für wenige Tage. Aus Sorge vor einem abrupten Versorgungsstopp hat Bürgermeister Miquel Nadal Vaquer deswegen strikte Sparregeln verhängt. Sollte auch dies nicht helfen, müssen Tausende Einwohner und Urlauber in Sóller mit Wasserabsperrungen rechnen – und nicht nur dort.

Ziel der Sparmaßnahmen sei, „die Versorgung mit Trinkwasser sicherzustellen und die vorhandenen Ressourcen zu bewahren“. Laut Rathaus würde das Wasser ohne diese Normen nur noch maximal 14 Tage reichen. Größere Regenfälle seien derzeit leider nicht in Sicht. In der sind rund 14.000 Einwohner gemeldet. Hinzu kommen unzählige Zweitwohnungen von Ausländern und jetzt im Sommer Zigtausende Feriengäste.

Maßnahmen sollen Wasser sparen

Konkret ist laut Bürgermeister seit einigen Tagen verboten: „Das Befüllen privater Pools mit Trinkwasser aus dem städtischen Netz; das Bewässern von Gärten, Gemüsegärten und Grünflächen; das Waschen von Fahrzeugen; sowie die Reinigung von Terrassen, Fassaden und Straßen.”

Hotels werden angehalten, Spartechnik einzubauen und die Gäste darüber zu informieren, dass kein Wasser verschwendet werden darf. Konkret heißt das zum Beispiel: Unter der Dusche sollte beim Einseifen der Hahn zugedreht werden. Auch das Zähneputzen sollte nicht bei laufendem Wasser geschehen.

Auch die städtischen Einrichtungen in Sóller müssen sparen. So wurden zum Beispiel die öffentlichen Schwimmbäder geschlossen. Die Touristen müssen an den Stränden auf die beliebten Duschen verzichten, die ebenfalls stillgelegt wurden. Der Sand an Füßen und Körper muss nun im Meer oder im Hotel abgespült werden. Die Straßenreinigung mit Wasser wurde gleichfalls gestrichen.

Bleibt Regen aus, drohen „strengere Einschränkungen“

Dass Sóller sparen muss, ist ein Signal dafür, wie es um die Versorgung in weiten Teilen der Insel steht. Der Ort mit seinen umliegenden Orangenplantagen, der Trambahn zum Hafen und dem markanten Marktplatz ist eine der am stärksten besuchten Inselgemeinden. Im Sommer ist der Wasserverbrauch am höchsten, während die Quellen im nahen Tramuntana-Gebirge nach einer langen Trockenperiode immer spärlicher fließen.

Wenn also die nächsten Wochen nicht noch ein Wunder geschieht und sich die Himmelsschleusen weit öffnen, drohen „strengere Einschränkungen“ bei der Wasserversorgung – und sogar zeitweisen Abstellungen. Im mallorquinischen Künstlerdorf Deià, das ebenfalls am Tramuntana-Gebirgszug liegt, ist diese Eskalationsstufe bereits Alltag.

Die Gemeinde dreht in mehreren Ortsteilen den Hahn ab. Die betroffenen Kunden, darunter auch mehrere Hotels, bekommen drei Tage die Woche kein Wasser. Konkret: Montags, mittwochs und freitags bleiben die Hähne trocken. Wassertankwagen sorgen dafür, dass zeitweise überhaupt noch etwas aus den Leitungen kommt. Die Befüllung von Pools und Gartenbewässerung sind schon länger untersagt.

Nahezu ganz Mallorca befindet sich wegen der sinkenden Trinkwasserreserven bereits im Voralarm. Das bedeutet, die Gemeinden müssen Vorsorge treffen, Notpläne ausarbeiten und die Bevölkerung zum Sparen anhalten. Dass in den meisten touristischen Zentren noch etwas aus den Hähnen kommt, ist vor allem den Meerwasserentsalzungsanlagen zu verdanken. Die drei existierenden Trinkwasserfabriken laufen auf Hochtouren, eine vierte ist geplant – doch nicht alle Gemeinden sind angeschlossen – das gilt zum Beispiel für Sóller und Deià.

Mallorcas Trinkwasserproblem nimmt seit Jahren zu

Generell liegen inselweit die Grundwasserspeicher – Hauptquelle der Trinkwasserversorgung – seit Jahren deutlich unter früheren Normalständen. Die Not spiegelt sich auch in den beiden Inselstauseen Gorg Blau und Cúber, die zwar nur einen kleinen Beitrag zur Inselversorgung leisten, aber deren chronisch niedrige Pegelstände signalisieren, dass Mallorca ein wachsendes Wasserproblem hat.

Immer weniger Wasser, aber immer mehr Einwohner und Urlauber. Die Grundwasserreserven, die sich früher im ruhigen Winter erholten, kommen inzwischen auch in der kühleren Jahreszeit nicht über 50 Prozent ihres Fassungsvermögens hinaus. Übrigens nicht nur wegen des steigenden Verbrauchs, sondern auch wegen tendenziell abnehmender Niederschläge und zunehmender Trockenheit, was die Meteorologen mit dem Klimawandel in Verbindung bringen.

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Inselbewohner um nahezu 30 Prozent auf fast eine Million gewachsen – auch durch eine immer größere Zahl ausländischer Zweitwohnungsbesitzer. Zudem boomt der Tourismus: Die Urlauberzahlen wuchsen in den letzten zwei Jahrzehnten um annähernd 50 Prozent auf 13,4 Millionen im vergangenen Jahr. Bis Ende 2025 werden knapp 14 Millionen Feriengäste erwartet – ein neuer Rekord.

Zugleich nimmt die Zahl wasserschluckender privater Pools zu: Inzwischen gibt es schon fast 60.000 private Schwimmbäder. Das Gleiche gilt für private Brunnen, mit denen Tausende von Landfinca-Besitzern die Grundwasserspeicher anzapfen.

Immer noch wird viel Wasser verschwendet und fließt ungenutzt ins Meer. Das gilt unter anderem für die Abwässer. Nur etwa 40 Prozent des geklärten Schmutzwassers wird wiederverwendet – vor allem für Golfplätze, Landwirtschaft und Grünanlagen. Skandalös sind auch die Leitungsverluste: Durch undichte Rohre versickern vielerorts 40 bis 50 Prozent des aufbereiteten Trinkwassers, bevor es beim Verbraucher ankommt.

Weil Infrastruktur, Management und Ressourcen an ihre Grenzen stoßen, rückt nun auch das Verhalten jedes Einzelnen in den Fokus – allen voran das der Feriengäste. In vielen Hotels hängen inzwischen Sparappelle in den Zimmern: „Jeden Tag werden Millionen Liter Wasser verschwendet. Helfen Sie mit, dies zu ändern.“

Related posts

Sparappell an Touristen Wassernot auf Mallorca – Ferienort Sollér hat nur noch für wenige Tage Trinkwasser

Madrid · Mit strikten Sparmaßnahmen soll die Versorgung mit Trinkwasser im beliebten Ferienort gesichert werden. Sollten diese nicht wirken, könnten Einwohnern und Urlaubern zeitweise das Wasser abgedreht werden. Andernorts auf Mallorca ist das schon Realität.

 Die als „Roter Blitz“ bekannte Straßenbahn fährt durch Port de Sóller. (Archivfoto)

Die als „Roter Blitz“ bekannte Straßenbahn fährt durch Port de Sóller. (Archivfoto)

Foto: dpa/—

In Sóller, einem der bekanntesten Urlaubsorte auf der Mittelmeerinsel Mallorca, reicht das Trinkwasser nur noch für wenige Tage. Aus Sorge vor einem abrupten Versorgungsstopp hat Bürgermeister Miquel Nadal Vaquer deswegen strikte Sparregeln verhängt. Sollte auch dies nicht helfen, müssen Tausende Einwohner und Urlauber in Sóller mit Wasserabsperrungen rechnen – und nicht nur dort.

Ziel der Sparmaßnahmen sei, „die Versorgung mit Trinkwasser sicherzustellen und die vorhandenen Ressourcen zu bewahren“. Laut Rathaus würde das Wasser ohne diese Normen nur noch maximal 14 Tage reichen. Größere Regenfälle seien derzeit leider nicht in Sicht. In der sind rund 14.000 Einwohner gemeldet. Hinzu kommen unzählige Zweitwohnungen von Ausländern und jetzt im Sommer Zigtausende Feriengäste.

Maßnahmen sollen Wasser sparen

Konkret ist laut Bürgermeister seit einigen Tagen verboten: „Das Befüllen privater Pools mit Trinkwasser aus dem städtischen Netz; das Bewässern von Gärten, Gemüsegärten und Grünflächen; das Waschen von Fahrzeugen; sowie die Reinigung von Terrassen, Fassaden und Straßen.”

Hotels werden angehalten, Spartechnik einzubauen und die Gäste darüber zu informieren, dass kein Wasser verschwendet werden darf. Konkret heißt das zum Beispiel: Unter der Dusche sollte beim Einseifen der Hahn zugedreht werden. Auch das Zähneputzen sollte nicht bei laufendem Wasser geschehen.

Auch die städtischen Einrichtungen in Sóller müssen sparen. So wurden zum Beispiel die öffentlichen Schwimmbäder geschlossen. Die Touristen müssen an den Stränden auf die beliebten Duschen verzichten, die ebenfalls stillgelegt wurden. Der Sand an Füßen und Körper muss nun im Meer oder im Hotel abgespült werden. Die Straßenreinigung mit Wasser wurde gleichfalls gestrichen.

Bleibt Regen aus, drohen „strengere Einschränkungen“

Dass Sóller sparen muss, ist ein Signal dafür, wie es um die Versorgung in weiten Teilen der Insel steht. Der Ort mit seinen umliegenden Orangenplantagen, der Trambahn zum Hafen und dem markanten Marktplatz ist eine der am stärksten besuchten Inselgemeinden. Im Sommer ist der Wasserverbrauch am höchsten, während die Quellen im nahen Tramuntana-Gebirge nach einer langen Trockenperiode immer spärlicher fließen.

Wenn also die nächsten Wochen nicht noch ein Wunder geschieht und sich die Himmelsschleusen weit öffnen, drohen „strengere Einschränkungen“ bei der Wasserversorgung – und sogar zeitweisen Abstellungen. Im mallorquinischen Künstlerdorf Deià, das ebenfalls am Tramuntana-Gebirgszug liegt, ist diese Eskalationsstufe bereits Alltag.

Die Gemeinde dreht in mehreren Ortsteilen den Hahn ab. Die betroffenen Kunden, darunter auch mehrere Hotels, bekommen drei Tage die Woche kein Wasser. Konkret: Montags, mittwochs und freitags bleiben die Hähne trocken. Wassertankwagen sorgen dafür, dass zeitweise überhaupt noch etwas aus den Leitungen kommt. Die Befüllung von Pools und Gartenbewässerung sind schon länger untersagt.

Nahezu ganz Mallorca befindet sich wegen der sinkenden Trinkwasserreserven bereits im Voralarm. Das bedeutet, die Gemeinden müssen Vorsorge treffen, Notpläne ausarbeiten und die Bevölkerung zum Sparen anhalten. Dass in den meisten touristischen Zentren noch etwas aus den Hähnen kommt, ist vor allem den Meerwasserentsalzungsanlagen zu verdanken. Die drei existierenden Trinkwasserfabriken laufen auf Hochtouren, eine vierte ist geplant – doch nicht alle Gemeinden sind angeschlossen – das gilt zum Beispiel für Sóller und Deià.

Mallorcas Trinkwasserproblem nimmt seit Jahren zu

Generell liegen inselweit die Grundwasserspeicher – Hauptquelle der Trinkwasserversorgung – seit Jahren deutlich unter früheren Normalständen. Die Not spiegelt sich auch in den beiden Inselstauseen Gorg Blau und Cúber, die zwar nur einen kleinen Beitrag zur Inselversorgung leisten, aber deren chronisch niedrige Pegelstände signalisieren, dass Mallorca ein wachsendes Wasserproblem hat.

Immer weniger Wasser, aber immer mehr Einwohner und Urlauber. Die Grundwasserreserven, die sich früher im ruhigen Winter erholten, kommen inzwischen auch in der kühleren Jahreszeit nicht über 50 Prozent ihres Fassungsvermögens hinaus. Übrigens nicht nur wegen des steigenden Verbrauchs, sondern auch wegen tendenziell abnehmender Niederschläge und zunehmender Trockenheit, was die Meteorologen mit dem Klimawandel in Verbindung bringen.

In den vergangenen 20 Jahren ist die Zahl der Inselbewohner um nahezu 30 Prozent auf fast eine Million gewachsen – auch durch eine immer größere Zahl ausländischer Zweitwohnungsbesitzer. Zudem boomt der Tourismus: Die Urlauberzahlen wuchsen in den letzten zwei Jahrzehnten um annähernd 50 Prozent auf 13,4 Millionen im vergangenen Jahr. Bis Ende 2025 werden knapp 14 Millionen Feriengäste erwartet – ein neuer Rekord.

Zugleich nimmt die Zahl wasserschluckender privater Pools zu: Inzwischen gibt es schon fast 60.000 private Schwimmbäder. Das Gleiche gilt für private Brunnen, mit denen Tausende von Landfinca-Besitzern die Grundwasserspeicher anzapfen.

Immer noch wird viel Wasser verschwendet und fließt ungenutzt ins Meer. Das gilt unter anderem für die Abwässer. Nur etwa 40 Prozent des geklärten Schmutzwassers wird wiederverwendet – vor allem für Golfplätze, Landwirtschaft und Grünanlagen. Skandalös sind auch die Leitungsverluste: Durch undichte Rohre versickern vielerorts 40 bis 50 Prozent des aufbereiteten Trinkwassers, bevor es beim Verbraucher ankommt.

Weil Infrastruktur, Management und Ressourcen an ihre Grenzen stoßen, rückt nun auch das Verhalten jedes Einzelnen in den Fokus – allen voran das der Feriengäste. In vielen Hotels hängen inzwischen Sparappelle in den Zimmern: „Jeden Tag werden Millionen Liter Wasser verschwendet. Helfen Sie mit, dies zu ändern.“

Next Post

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

RECOMMENDED NEWS

FOLLOW US

BROWSE BY CATEGORIES

Welcome Back!

Login to your account below

Retrieve your password

Please enter your username or email address to reset your password.