VRR, GoRheinland und NWL gehen zusammen Wie der ÖPNV in NRW mit „Schiene.NRW“ revolutioniert werden soll
Düsseldorf · Wird jetzt alles besser für Pendler, die Züge in NRW nutzen? Das Land will eine einheitliche Gesellschaft aufbauen, die Zugbestellungen und Tarife steuert. Damit sollen unter anderem schlecht abgestimmte Fahrpläne von S-Bahnen und Regionalzügen der Vergangenheit angehören.
Der VRR unterstützt die Zusammenführung der Verkehrsverbünde uneingeschränkt.
Foto: dpa/Roland Weihrauch
Die Landesregierung in Düsseldorf will die drei regionalen Organisationen zur Organisation des Schienennahverkehrs und des ÖPNV, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), GoRheinland aus Köln und sowie Nahverkehr Westalen-Lippe (NWL), im Kern ihrer Arbeit zu einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenführen. Am Freitag stellte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) den Gesetzesentwurf vor, nachdem er im Kabinett beraten worden war.
Die neue Gesellschaft mit dem Arbeitstitel „Schiene.NRW“ soll zuerst für ganz NRW den Betrieb von S-Bahn-Linien und Regionalzügen mit der Deutschen Bahn oder anderen Bahnunternehmen wie National Express aushandeln und steuern, während dies bisher VRR und die zwei anderen Organisationen getrennt gemacht hatten. „Dies würde erhebliche Effizienzgewinne bringen“, sagte Krischer. Ein Gutachten habe gezeigt, dass viel Geld und Zeit gespart werden könne, wenn der Schienenpersonalverkehr einheitlich gesteuert werde. Fahrpläne könnten besser geplant und kontrolliert werden, wenn S-Bahnen und Regionalzüge einheitlich bestellt werden. „Das Problem ist, dass es heute alles dreimal gibt. Alles wird dreimal kontrolliert, alles wird dreimal verhandelt, alles muss dann dreimal abgestimmt werden“, so Krischer.
Die neue Gesellschaft soll auch dabei helfen, dass das noch immer vorhandene Tarif- und Technikwirrwarr beendet wird. Sie soll in Abstimmung mit den Trägern einen „einheitlichen Gemeinschaftstarif“ für NRW entwerfen und mit dafür sorgen, dass Apps, Fahrkartenautomaten (wo es sie noch gibt), Abrechnungssysteme und Marketing landesweit koordiniert werden. „Das wäre ein großer Wurf“ lobte Detlev Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgästeverbandes Pro Bahn. „Das klingt vernünftig“, sagte Wolfgang Schuldzinski, Leiter der NRW-Verbraucherzentrale. „Da wir mit dem Deutschlandticket bereits ein bundesweit sehr populäres Angebot haben, das alle Verbundgrenzen überschreitet, scheint mir auch sehr sinnvoll, wenn wir in NRW die Zersplitterung aufgeben.“
Oliver Wittke, Vorstandschef des VRR, unterstützt die Reform grundsätzlich schon länger, zu Details will er sich jetzt auf Anfrage nicht äußern. „Wir müssen im Interesse der Fahrgäste besser werden“, sagte er. Er wies schon früher darauf hin, dass das per App und GPS gesteuerte Abrechnungssystem Eezy bereits ein einheitlicher NRW-Tarif sei, der immer beliebter werde.
Konkret soll von den rund 700 Beschäftigten von VRR, GoRheinland und NWL ein sehr großer Teil in die neue Gesellschaft wechseln. Ein Teil der Mitarbeiter bleibt in den drei fortbestehenden Organisationen, um unter anderem zwischen lokalen Betrieben den Bus- und Stadtbahnverkehr zu koordinieren. Die neue Organisation soll 2027 starten. Sie soll drei einfache Vorstände und einen Vorstandsvorsitzenden haben. Das könnte bedeuten, dass VRR-Chef Wittke, der als CDU-Mann früher NRW-Verkehrsminister war, die Landesorganisation leitet. GoRheinland aus Köln und NWL würden jeweils zumindest einen Vorstand entsenden. Verkehrsminister Krischer sagte, dass das Gesetz keine Vorgabe mache, wo die Organisation ihre Zentrale habe, sie müsse sich selber organisieren. Das könne auch gut bedeuten, Abteilungen dezentral zu verteilen. Der Sitz der VRR ist in Gelsenkirchen, Mitarbeiter von GoRheinland fürchten, dass sie künftig von Köln dorthin fahren müssen.
Auf Anfrage erklärt GoRheinland, von den Vorschlägen wenig zu halten. Es wäre unklar, ob es wirklich Effizienzgewinne geben werde, es würde viel Geld kosten, den neuen Vorstand zu bezahlen neben den weiter amtierenden Gremien. GoRheinland ist ein Zusammenschluss von VRS und Aachener Verkehrsverbund.
Die CDU-Fraktion im Landtag unterstützt das im Koalitionsvertrag bereits avisierte Vorhaben. „Der Schienenpersonennahverkehr in NRW muss sich schnellstmöglich verbessern. Dafür müssen wir auch die bisherigen Strukturen überarbeiten, insbesondere mit Blick auf mögliche Synergieeffekte“, sagte Oliver Krauss, verkehrspolitischer Sprecher der Landtags-CDU. Der Vorschlag von Krischer sei „eine gute Diskussionsgrundlage“, nun müssten „die Einschätzungen der Fachleute in den Verbänden“ eingeholt werden.
Insider berichten, dass die CDU kritisch sehe, dass Frauen mindestens die Hälfte der vier Vorstandsposten bei Schiene.NRW besetzen müssen. „In einer so stark technikgetriebenen Branche ist das eine zu starre Vorgabe“, heißt es. Tatsache ist aber, dass die zwei wichtigsten lokalen NRW-Verkehrsbetriebe, KVB in Köln mit Stefanie Haaks und Rheinbahn mit Annette Grabbe, bereits von Frauen geleitet werden. Grabbe begrüßt die Reform ausdrücklich: „Klarere Verantwortlichkeiten können Effizienz und Qualität spürbar verbessern und sind genau der richtige Schritt.“
Von der SPD im Landtag hieß es, entscheidend bei der Reform sei, dass es „spürbare Fortschritte bei Verlässlichkeit und Angebot“ im ÖPNV gebe.
Die Deutsche Bahn findet das Projekt gut: „Den Ansatz der Aufgabenträger in NRW, gemeinsam Lösungen für den SPNV-Markt zu entwickeln, Vergabeverfahren zu vereinheitlichen und Unterschiedlichkeiten abzubauen, unterstützen wir“, erklärte ein Sprecher.
Der Landkreistag NRW begrüßte, dass die Kommunen rein juristisch die Träger der neuen Organisation bleiben. Der 21-köpfige Verwaltungsrat wird aus den drei Regionen bestellt. Problematisch sei, dass das Land sich in dem Gesetz vorbehalte, wichtige Teile der Strategie festzulegen. Verbraucherschützer Schuldzinski sieht das anders: „Wichtig ist zwar, dass ländliche Regionen fair berücksichtigt werden, aber da das Land den ÖPNV ja wesentlich mitfinanziert, sollte es im Interesse der Fahrgäste auch Vorgaben machen können.“
VRR, GoRheinland und NWL gehen zusammen Wie der ÖPNV in NRW mit „Schiene.NRW“ revolutioniert werden soll
Düsseldorf · Wird jetzt alles besser für Pendler, die Züge in NRW nutzen? Das Land will eine einheitliche Gesellschaft aufbauen, die Zugbestellungen und Tarife steuert. Damit sollen unter anderem schlecht abgestimmte Fahrpläne von S-Bahnen und Regionalzügen der Vergangenheit angehören.
Der VRR unterstützt die Zusammenführung der Verkehrsverbünde uneingeschränkt.
Foto: dpa/Roland Weihrauch
Die Landesregierung in Düsseldorf will die drei regionalen Organisationen zur Organisation des Schienennahverkehrs und des ÖPNV, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), GoRheinland aus Köln und sowie Nahverkehr Westalen-Lippe (NWL), im Kern ihrer Arbeit zu einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenführen. Am Freitag stellte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) den Gesetzesentwurf vor, nachdem er im Kabinett beraten worden war.
Die neue Gesellschaft mit dem Arbeitstitel „Schiene.NRW“ soll zuerst für ganz NRW den Betrieb von S-Bahn-Linien und Regionalzügen mit der Deutschen Bahn oder anderen Bahnunternehmen wie National Express aushandeln und steuern, während dies bisher VRR und die zwei anderen Organisationen getrennt gemacht hatten. „Dies würde erhebliche Effizienzgewinne bringen“, sagte Krischer. Ein Gutachten habe gezeigt, dass viel Geld und Zeit gespart werden könne, wenn der Schienenpersonalverkehr einheitlich gesteuert werde. Fahrpläne könnten besser geplant und kontrolliert werden, wenn S-Bahnen und Regionalzüge einheitlich bestellt werden. „Das Problem ist, dass es heute alles dreimal gibt. Alles wird dreimal kontrolliert, alles wird dreimal verhandelt, alles muss dann dreimal abgestimmt werden“, so Krischer.
Die neue Gesellschaft soll auch dabei helfen, dass das noch immer vorhandene Tarif- und Technikwirrwarr beendet wird. Sie soll in Abstimmung mit den Trägern einen „einheitlichen Gemeinschaftstarif“ für NRW entwerfen und mit dafür sorgen, dass Apps, Fahrkartenautomaten (wo es sie noch gibt), Abrechnungssysteme und Marketing landesweit koordiniert werden. „Das wäre ein großer Wurf“ lobte Detlev Neuß, Bundesvorsitzender des Fahrgästeverbandes Pro Bahn. „Das klingt vernünftig“, sagte Wolfgang Schuldzinski, Leiter der NRW-Verbraucherzentrale. „Da wir mit dem Deutschlandticket bereits ein bundesweit sehr populäres Angebot haben, das alle Verbundgrenzen überschreitet, scheint mir auch sehr sinnvoll, wenn wir in NRW die Zersplitterung aufgeben.“
Oliver Wittke, Vorstandschef des VRR, unterstützt die Reform grundsätzlich schon länger, zu Details will er sich jetzt auf Anfrage nicht äußern. „Wir müssen im Interesse der Fahrgäste besser werden“, sagte er. Er wies schon früher darauf hin, dass das per App und GPS gesteuerte Abrechnungssystem Eezy bereits ein einheitlicher NRW-Tarif sei, der immer beliebter werde.
Konkret soll von den rund 700 Beschäftigten von VRR, GoRheinland und NWL ein sehr großer Teil in die neue Gesellschaft wechseln. Ein Teil der Mitarbeiter bleibt in den drei fortbestehenden Organisationen, um unter anderem zwischen lokalen Betrieben den Bus- und Stadtbahnverkehr zu koordinieren. Die neue Organisation soll 2027 starten. Sie soll drei einfache Vorstände und einen Vorstandsvorsitzenden haben. Das könnte bedeuten, dass VRR-Chef Wittke, der als CDU-Mann früher NRW-Verkehrsminister war, die Landesorganisation leitet. GoRheinland aus Köln und NWL würden jeweils zumindest einen Vorstand entsenden. Verkehrsminister Krischer sagte, dass das Gesetz keine Vorgabe mache, wo die Organisation ihre Zentrale habe, sie müsse sich selber organisieren. Das könne auch gut bedeuten, Abteilungen dezentral zu verteilen. Der Sitz der VRR ist in Gelsenkirchen, Mitarbeiter von GoRheinland fürchten, dass sie künftig von Köln dorthin fahren müssen.
Auf Anfrage erklärt GoRheinland, von den Vorschlägen wenig zu halten. Es wäre unklar, ob es wirklich Effizienzgewinne geben werde, es würde viel Geld kosten, den neuen Vorstand zu bezahlen neben den weiter amtierenden Gremien. GoRheinland ist ein Zusammenschluss von VRS und Aachener Verkehrsverbund.
Die CDU-Fraktion im Landtag unterstützt das im Koalitionsvertrag bereits avisierte Vorhaben. „Der Schienenpersonennahverkehr in NRW muss sich schnellstmöglich verbessern. Dafür müssen wir auch die bisherigen Strukturen überarbeiten, insbesondere mit Blick auf mögliche Synergieeffekte“, sagte Oliver Krauss, verkehrspolitischer Sprecher der Landtags-CDU. Der Vorschlag von Krischer sei „eine gute Diskussionsgrundlage“, nun müssten „die Einschätzungen der Fachleute in den Verbänden“ eingeholt werden.
Insider berichten, dass die CDU kritisch sehe, dass Frauen mindestens die Hälfte der vier Vorstandsposten bei Schiene.NRW besetzen müssen. „In einer so stark technikgetriebenen Branche ist das eine zu starre Vorgabe“, heißt es. Tatsache ist aber, dass die zwei wichtigsten lokalen NRW-Verkehrsbetriebe, KVB in Köln mit Stefanie Haaks und Rheinbahn mit Annette Grabbe, bereits von Frauen geleitet werden. Grabbe begrüßt die Reform ausdrücklich: „Klarere Verantwortlichkeiten können Effizienz und Qualität spürbar verbessern und sind genau der richtige Schritt.“
Von der SPD im Landtag hieß es, entscheidend bei der Reform sei, dass es „spürbare Fortschritte bei Verlässlichkeit und Angebot“ im ÖPNV gebe.
Die Deutsche Bahn findet das Projekt gut: „Den Ansatz der Aufgabenträger in NRW, gemeinsam Lösungen für den SPNV-Markt zu entwickeln, Vergabeverfahren zu vereinheitlichen und Unterschiedlichkeiten abzubauen, unterstützen wir“, erklärte ein Sprecher.
Der Landkreistag NRW begrüßte, dass die Kommunen rein juristisch die Träger der neuen Organisation bleiben. Der 21-köpfige Verwaltungsrat wird aus den drei Regionen bestellt. Problematisch sei, dass das Land sich in dem Gesetz vorbehalte, wichtige Teile der Strategie festzulegen. Verbraucherschützer Schuldzinski sieht das anders: „Wichtig ist zwar, dass ländliche Regionen fair berücksichtigt werden, aber da das Land den ÖPNV ja wesentlich mitfinanziert, sollte es im Interesse der Fahrgäste auch Vorgaben machen können.“