
Stand: 13.10.2025 14:32 Uhr
Die Bundeswehr braucht mehr Personal. Dafür soll unter anderem das neue Wehrdienstgesetz sorgen, das voraussichtlich diese Woche in den Bundestag kommt. Aber was passiert, wenn die Freiwilligen fehlen?
Es ist ein Konzept, das für Diskussionen sorgt: Sollten nicht genügend Freiwillige für den Wehrdienst zusammenkommen, könnte ein Losverfahren greifen. Entscheidet also künftig der Zufall, wer als 18-Jähriger für die Bundeswehr eingezogen wird? Medienberichte legen das nahe, aber bisher ist nichts entschieden.
Das Losverfahren ist lediglich eine Idee, die von Fachpolitikern von CDU/CSU und SPD diskutiert wird. Und dabei ist noch vieles unklar. Zum Beispiel die Frage, an welcher Stelle im neuen Wehrdienstgesetz Lose eine Rolle spielen könnten. Denkbar wäre etwa, dass die Bundeswehr auslost, wen sie noch einmal nach dem Wehrdienst fragt, wenn nicht genügend Freiwillige zusammenkommen. Sollten dann immer noch Wehrdienstleistende fehlen, würde eventuell aus dem Topf derjenigen gelost, die gemustert und für wehrfähig befunden sind.
Die Pläne von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius sehen bisher vor, dass ab Mitte 2027 alle 18-Jährigen eines Jahrgangs verpflichtend zur Musterung müssen. Der SPD-Politiker möchte so etwa erfassen, wie fit ein Jahrgang ist.
SPD setzt auf Freiwilligkeit, Union reicht das nicht
Was der Minister stets betont: Er setzt auf Freiwilligkeit. Pistorius geht auch davon aus, dass sein freiwilliges Modell funktionieren kann. 5.000 zusätzliche Wehrdienstleistende sollen so pro Jahr begeistert werden.
„Entscheidend ist für uns, dass wir erst mal mit der Freiwilligkeit beginnen“, sagte SPD-Fraktionschef Matthias Miersch im Interview mit RTL/n-tv. „Da reden wir überhaupt nicht über Losverfahren.“ Er verwies darauf, dass der Wehrdienst attraktiver werde – etwa durch eine höhere Bezahlung und die Möglichkeit, den Führerschein bei der Bundeswehr zu machen.
CDU/CSU reicht die reine Freiwilligkeit nicht aus. Die Parteien pochen darauf, dass im Gesetz klar festgeschrieben wird: Wenn eine bestimmte Zahl an freiwillig Wehrdienstleistenden bis zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht erreicht wird, dann soll automatisch wieder die Wehrpflicht greifen. Darauf hat sich Pistorius bisher nicht eingelassen.
Wehrdienst wohl am Donnerstag im Bundestag
Voraussichtlich am Donnerstag kommt der neue Wehrdienst in den Bundestag. Die Abgeordneten beraten dann über den Gesetzentwurf, dem das Kabinett schon zugestimmt hat. Das Losverfahren könnte zu einem späteren Zeitpunkt in den Gesetzestext eingearbeitet werden.
Ziel der Pläne von Verteidigungsminister Pistorius ist es, die Personalstärke der Bundeswehr deutlich zu erhöhen – auch, um die Vorgaben der NATO für einen möglichen Konfliktfall zu erfüllen. Darin ist der Bedarf an deutschen Soldatinnen und Soldaten mit etwa 460.000 festgelegt. Zurzeit hat die Bundeswehr aber nur gut 182.000 Kräfte. Hinzu kommen knapp 50.000 aktive Reservisten.