
Stand: 20.10.2025 22:05 Uhr
Die Hamas hat erneut eine tote Geisel an Israel übergeben – die 13. seit der Einigung auf eine Waffenruhe. Das Abkommen bleibt aber weiter brüchig, erneut fielen Schüsse. Israel ließ unterdessen wieder Hilfslieferungen in den Gazastreifen.
Die radikalislamische Terrororganisation Hamas hat der israelischen Armee die sterblichen Überreste einer weiteren Geisel übergeben. Der Sarg der Geisel wurde zunächst an das Rote Kreuz übergeben und anschließend in das Forensische Institut in Tel Aviv gebracht.
Die Hamas teilte mit, die Leiche sei „gestern ausgegraben“ worden. Laut dem Waffenruhe-Abkommen für Gaza hätten die Terroristen längst alle 28 toten Geiseln an Israel überstellen sollen – bislang wurden aber nur 13 übergeben.
Israels Armee schießt auf Palästinenser
Auch die Waffenruhe hält offenbar nicht. Die palästinensische Nachrichtenagentur Wafa meldete unter Berufung auf eine Klinik, dass durch israelischen Beschuss im Viertel Tuffah im Osten von Gaza-Stadt zwei Menschen getötet worden seien.
Das israelische Militär teilte mit, im Nachbarviertel Schedschaija hätten zweimal Palästinenser ein von der Armee kontrolliertes Gebiet betreten und die „gelbe Linie“ überschritten, hinter die sich das Militär als Teil der Waffenruhe zurückgezogen hat. Da die Palästinenser eine Bedrohung für die Soldaten dargestellt hätten, sei auf sie – die Armee sprach in beiden Fällen von „Terroristen“ – gefeuert worden. Zu möglichen Opfern machte das Militär keine Angaben. Es war zunächst auch unklar, ob einer der beiden Vorfälle im Zusammenhang mit dem von Wafa geschilderten Bericht steht.
Trump droht Hamas mit Vernichtung
US-Präsident Donald Trump drohte der Hamas nach wiederholten Verstößen gegen das Waffenruhe-Abkommen mit Vernichtung. Sollte die Terrormiliz sich nicht „benehmen“, werde man „sie auslöschen“, sagte er. Er gebe der Palästinenserorganisation jedoch eine „kleine Chance“, sich an das Abkommen zu halten.
Trump sagte, er vermute Rebellen innerhalb der Terrororganisation. „Ich glaube nicht, dass es die Führung war“, sagte er, aber es habe eine Rebellion unter ihnen gegeben und es seien viele Menschen getötet worden.
Die Bundesregierung rief die Hamas und Israel auf, sich an ihre Verpflichtungen des Friedensplans zu halten. Der „zeitweilige Bruch der Waffenruhe“ werde „mit Sorge zur Kenntnis genommen“, sagte Regierungssprecher Stefan Kornelius. Man erwarte, dass alle Parteien ihren Verpflichtungen nachkämen. Der Waffenstillstand müsse halten, sagte Kornelius. Gleichzeitig müsse die humanitäre Lage im Gazastreifen verbessert werden.
Israel lässt wieder Hilfslieferungen zu
Israel hatte angesichts der brüchigen Waffenruhe die Hilfslieferungen in das Küstengebiet ausgesetzt, lässt nun aber wieder humanitäre Güter über mehrere Übergänge in den Gazastreifen. Das berichteten mehrere Nachrichtenagenturen unter Berufung auf Sicherheitskreise.
Neun südliche EU-Länder forderten die „sofortige Freigabe aller Hilfsgüter“ für den Küstenstreifen. „Es gibt überhaupt keinen Grund für irgendjemanden, diese humanitäre Hilfe zu blockieren“, sagte der slowenische Regierungschef Robert Golob bei einer Pressekonferenz der als MED9 bezeichneten Gruppe. Diese erwarte von der israelischen Regierung, dass sie den Grenzübergang Rafah und andere Grenzübergänge für Hilfslieferungen öffne.
Nach Einschätzung der Welthungerhilfe ist die Lage im Gazastreifen weiter katastrophal. Der Nothilfe-Experte der Organisation, Marvin Fürderer, sagte dem WDR, der Waffenstillstand habe für ein kurzes Aufatmen gesorgt. Doch habe sich am Wochenende gezeigt, wie brüchig diese Ruhe sei. Mehr als zwei Millionen Menschen seien im Küstengebiet auf humanitäre Hilfe angewiesen – und nach wie vor herrsche in Teilen eine Hungersnot.