
Stand: 22.10.2025 15:11 Uhr
Auch ein Kindergarten wurde getroffen: Mit Drohnen und Raketen hat Russland erneut die Ukraine massiv angegriffen. Besonders im Visier war die Energieinfrastruktur. Sie soll vor dem Winter offenbar lahmgelegt werden.
Mehr als 400 Drohnen und fast 30 Raketen – so beziffert die Ukraine das Ausmaß des neuesten russischen Angriffs auf die Ukraine. Ein Großteil konnte das Militär nach eigenen Angaben unschädlich machen. Doch es wurden auch mehrere Ziele getroffen, vor allem die Energieinfrastruktur. Betroffen waren die Hauptstadt Kiew, das Umland und weitere Regionen. Mindestens sechs Menschen wurden nach Angaben der Behörden getötet.
In der Region Kiew setzte ein russischer Angriff ein Wohnhaus im Dorf Pohreby in Brand, wie Gouverneur Mykola Kalaschnyk mitteilte. Rettungskräfte hätten die Leichen von drei Menschen gefunden, unter ihnen zwei Kinder. Dem Gouverneur zufolge handelte es sich bei den Opfern um eine Frau und ihre beiden Töchter – ein sechs Monate altes Baby und ein zwölfjähriges Mädchen.
Im Kiewer Bezirk Dnipro lösten Trümmer einer Drohne den Behörden zufolge einen Brand im sechsten Stock eines Mehrfamilienhauses aus. Zwei Menschen seien tot geborgen worden, mindestens zehn seien gerettet worden. Der Angriff ließ Fenster einer medizinischen Einrichtung zerbersten. Auch in einem anderen Wohngebäude wurden Trümmer gefunden, wie Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko auf der Plattform Telegram berichtete.
Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Russische Drohne trifft Kindergarten in Charkiw
In der ostukrainischen Großstadt Charkiw, die nur wenige Kilometer von der russischen Grenze entfernt liegt, wurde ein Kindergarten getroffen. Mindestens ein Mensch sei getötet worden, schrieb Bürgermeister Ihor Terechow auf Telegram. Außerdem gebe es sieben Verletzte. Durch den Einschlag sei in dem privaten Kindergarten ein Feuer ausgebrochen. Das Gebäude sei geräumt worden.
Im Verwaltungsbezirk Darnyzkyj rückten Rettungskräfte aus, nachdem Drohnentrümmer ein 17-stöckiges Wohngebäude getroffen und einen Brand auf fünf Etagen verursacht hatten. Mindestens 15 Menschen mussten gerettet werden, unter ihnen zwei Kinder. Im Bezirk Desnjanskyj wurde die Fassade eines zehnstöckigen Gebäudes beschädigt und eine Gasleitung geriet in Brand. 20 Menschen wurden aus dem Gebäude gebracht. Trümmer einer Drohne fielen zudem auf ein Wohnheim.
In Charkiw wurde unter anderem ein Kindergarten getroffen.
Landesweite Stromausfälle
Die ukrainische Energieministerin Switlana Hryntschuk teilte mit, der massive Angriff auf die Energieinfrastruktur habe die Nacht über und noch bis zum Mittwochmorgen angedauert. Es sei der jüngste Versuch Russlands, das Energiesystem des Landes vor dem Winter lahmzulegen. Der Angriff habe landesweit zu Stromausfällen geführt, erklärte das Ministerium. Reparaturen seien wo möglich im Gange.
ARD-Korrespondent Vassili Golod sagte in der tagesschau, die Folgen der neusten Angriffe seien „sehr gravierend“. Hunderttausende Haushalte im Land hätten kein Strom und teilweise kein Wasser gehabt. „Das heißt eine weiterhin schwierige Lage vor dem Winter für die Menschen in der Ukraine, weil Russland die Angriffe massiv fortsetzt.“
„Und wieder hat eine Nacht bewiesen, dass Russland nicht genügend Druck zu spüren bekommt, weil es den Krieg hinauszieht“, schrieb Präsident Wolodymyr Selenskyj auf der Plattform X. Dieser Druck könne nur mit Sanktionen gegen Moskau, weitreichenden Waffen für sein Land und diplomatischen Anstrengungen aller Partner aufgebaut werden.
Ukrainische Angriffe in Russland
Unterdessen setzt die Ukraine ihre Taktik fort, den Krieg zurück nach Russland zu tragen. So haben die ukrainischen Streitkräfte nach Angaben des Kiewer Generalstabs im russischen Hinterland zwei weitere kriegswichtige Großbetriebe beschossen.
Ein Luftangriff habe einer feinmechanischen Fabrik in der Stadt Saransk, mehr als 500 Kilometer südöstlich von Moskau, gegolten, hieß es in einer Mitteilung. Dort würden Anti-Personen-Minen und Zünder hergestellt. An der Fabrik seien Explosionen beobachtet worden.
Raffinerie am Kaspischen Meer
Zweites Ziel war demnach eine Raffinerie in Machatschkala am Kaspischen Meer, in der auch Treibstoff für die russische Marine hergestellt werde. Das jeweilige Ausmaß der Schäden müsse noch geprüft werden, teilte der Generalstab mit. Ziel sei es, die militärischen und wirtschaftlichen Kapazitäten Russlands zu schwächen. Man ergreife weiterhin alle Maßnahmen, um Russland zu einem Ende des Krieges zu zwingen.
Das russische Verteidigungsministerium informierte nur darüber, dass angeblich mehr als 50 Drohnen abgefangen worden seien – darunter acht über der Republik Dagestan, deren Hauptstadt Machatschkala ist.