Stand: 28.10.2025 14:20 Uhr
Im Westen des Sudans ist laut UN-Angaben ein Ende der Gewalt nicht in Sicht. Die Armee hat die letzte Stadt in Darfur verlassen, Mitglieder der RSF-Miliz töten ungehemmt Zivilisten.
Bilder aus der Stadt Al-Faschir scheinen die schlimmsten Befürchtungen zu bestätigen. Kämpfer der paramilitärischen RSF-Milizen posten in sozialen Netzwerken Videos, wie sie die Stadt in Darfur einnehmen, wie sie Menschen hinrichten, die versuchen zu fliehen.
„Diese RSF-Kämpfer scheuen sich nicht, ihre Gesichter zu zeigen, während sie Gewaltakte begehen, Frauen töten, Kinder und auch männliche Zivilisten auf der Flucht“, sagt Kholood Khair. Die international tätige Forscherin, Publizistin und Sudan-Expertin sieht keinen Zweifel, an der Echtheit dieser Videos zu zweifeln. Ähnliche Bilder hatte es in diesem Krieg schon zu oft gegeben.
Armee hat die letzte Stadt in Darfur verlassen
Al-Faschir war die letzte Stadt in Darfur, im Westen des Sudans, die noch nicht unter Kontrolle der RSF stand. Mehr als ein Jahr lang hatten die Milizen die Stadt belagert und beschossen. Der Kriegsgegner, die sudanesische Armee, ist in diesem Teil des Landes auf dem Rückzug.
Armeechef Abdelfattah al-Burhan teilte mit, seine Truppen hätten die Stadt verlassen: „Gemeinsam mit der militärischen Führung in Al-Faschir haben wir beschlossen, uns zurückzuziehen und in Sicherheit zu bringen – um die Zivilbevölkerung zu schützen und um den Rest der Stadt vor der Zerstörung zu bewahren.“
Krieg ohne Rücksicht auf Zivilisten
Beide Kriegsparteien führen seit zweieinhalb Jahren einen Krieg ohne jegliche Rücksicht auf Zivilisten: In ihren Interviews betonen sie deren Schutz um so mehr. Gegenüber dem Sender Sky News Arabia mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten sagte Al Basha Mohamed Tubeig, ein Berater der RSF: „Die humanitäre Lage und die Zivilbevölkerung sind von größter Bedeutung.“ Die RSF habe einen humanitären Korridor geschaffen, um den Zivilisten zu helfen.
Die Bilder, die aus Al-Faschir kommen, zeigen das Gegenteil. Das alarmiert auch die Vereinten Nationen. Die Sprecherin des Hochkommissariat für Menschenrechte, Ravina Shamdasani, berichtet von zahlreichen Hinweisen auf Gräueltaten und willkürliche Hinrichtungen durch die RSF in Al-Faschir: „Das Risiko weiterer ethnisch motivierte Menschenrechtsverletzungen und Übergriffe nimmt von Tag zu Tag zu.“ Ein Ende der Gewalt sei nicht abzusehen.
Gewalt insbesondere gegen Nicht-Araber
Die RSF richte ihre Gewalt in Darfur insbesondere gegen die nicht-arabischstämmige Bevölkerung, sagt Expertin Khair. Aber auch arabische Bewohner von Al-Faschir würden von den Milizen nicht verschont: „Sie haben schon gesagt, sie glaubten nicht, dass es in Al-Faschir überhaupt noch Zivilisten gibt.“ Das ebne ihnen den Weg, alle zu töten, die noch in der Stadt seien. „Sie unterscheiden nicht zwischen Zivilisten, bewaffneten Kräften oder der sudanesischen Armee“, so Khair.
Rund 260.000 Menschen leben in Al-Faschir, einigen Tausend von ihnen sollen nach Angaben der UN die Flucht aus der Stadt gelungen sein.









