Kontakte nach Moskau AfD-Abgeordnete planen Russlandreise
Stand: 05.11.2025 13:07 Uhr
Der Bundestag debattiert heute über Sicherheitsrisiken durch das Verhältnis der AfD zu Russland. Derweil planen zwei Abgeordnete nächste Woche eine Reise nach Sotschi. Es sei an der Zeit, die Kontakte ins Land zu „intensivieren“.
In einer internen AfD-Reiseübersicht, die dem ARD-Hauptstadtstudio vorliegt, sind die geplanten Reiseziele der Bundestagsabgeordneten aufgeführt – darunter Reisen in die Türkei, nach Kirgistan und immer wieder in die USA sowie auch zwei Reisen nach Russland, genauer gesagt nach Sotschi.
Vom 13. bis 16. November beziehungsweise 17. November reisen die beiden Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré und Rainer Rothfuß zum „Internationalen Symposium im Format BRICS-Europa“. Rothfuß soll dort auch einen Vortrag halten. Für die Reise sind laut dem internen Dokument Budgets in Höhe von 4.050 Euro und 2.000 Euro veranschlagt, die offenbar von der Fraktion übernommen werden sollen.
„Zeit, die Russland-Kontakte zu intensivieren“
Der Arbeitskreis Außen der Fraktion hat die Reise genehmigt. Es gab dort wohl keine Diskussionen darüber. Gegenüber dem ARD-Hauptstadtstudio erklärte der Obmann im Arbeitskreis Außen und stellvertretende Fraktionsvorsitzende Stefan Keuter: „Ich habe die Reise genehmigt, weil es wieder an der Zeit ist, die Russland-Kontakte zu intensivieren. Nach den intensiven Beziehungen, die wir zuletzt in die USA gepflegt haben, ist es nun auch wieder wichtig, unsere guten Kontakte nach Russland zu stärken.“
Keuter selbst ist schon länger für seine Russland-Nähe bekannt, genau wie der Vorsitzende des Arbeitskreises Außen, Markus Frohnmaier. Der hatte kürzlich ebenfalls eine Reise nach Moskau angekündigt, wobei er nach Kritik präzisierte, dass es noch keine konkreten Reisepläne gebe.
Nicht die ersten Russlandreisen
Zunächst reisen also Kotré und Rothfuß nach Russland. Auch diese beiden Abgeordneten sind wahrlich keine Unbekannten, wenn es um enge Drähte nach Russland geht.
Kotré war bereits mehrfach in Russland, unter anderem 2018 als Wahlbeobachter bei den Präsidentschaftswahlen in Moskau. Damals erklärte er, es habe „keine Unregelmäßigkeiten bei den Abstimmungen“ gegeben – eine Aussage, die im Widerspruch zu den Einschätzungen unabhängiger Wahlbeobachtungsorganisationen stand. Auch im Bundestag spricht Kotré sich regelmäßig gegen Sanktionen gegen Russland aus und für eine Normalisierung der Beziehungen.
Kotré sitzt seit 2017 für die AfD imd Bundestag. Er war bereits mehrfach in Russland.
Rainer Rothfuß war bereits im vergangenen Jahr in Sotschi und traf dort den früheren russischen Präsidenten Dmitri Medwedew. Der Besuch sorgte damals für viel Aufsehen – auch wegen Rothfuß‘ Auftritt in den sozialen Medien. Er hatte im Bademantel und vor einem dampfenden Pool ein Video aufgenommen, das er später auf TikTok teilte und in ironischem Ton sagte: „Tja, das ist das Russland, das unter den Sanktionen ächzt.“
Rothfuß traf im vergangenen Jahr den früheren russischen Präsidenten Medwedew.
Kritik von der Fraktionsspitze
Als AfD-Fraktionschefin Alice Weidel diese Woche im Fraktionsvorstand über die bevorstehende Reise informiert wurde, soll sie laut Teilnehmern gesagt haben: „Noch mal? Das ist nicht euer Ernst.“ Sie war wohl auch verärgert, dass sie erst kurzfristig von der Reise erfahren hatte. Ein Veto legte sie jedoch nicht ein, mahnte aber, dass es keine „Bademantel-Videos“ geben soll.
Weidel kritisierte in dem Zusammenhang wohl auch die jüngsten Social-Media-Auftritte der Abgeordneten, die in die USA gereist waren und forderte im Fraktionsvorstand mehr Zurückhaltung bei den Auslandsreisen. Man solle aufpassen, wie und mit wem man sich da öffentlich auf Fotos zeige, insbesondere eben auch bei der jetzt anstehenden Russlandreise.
Bislang hat sich die AfD-Fraktionschefin zu den geplanten Russlandreisen der beiden Abgeordneten auf Anfrage des ARD-Hauptstadtstudios nicht geäußert.
Partei wegen Russlandnähe in der Kritik
Die Reise kommt für die AfD-Spitze zu einem ungünstigen Zeitpunkt: Die schwarz-rote Koalition hat für heute eine Aktuelle Stunde im Bundestag einberufen mit dem Titel: „Auswirkungen des Verhältnisses der AfD zu Russland auf Deutschlands Sicherheitsinteressen – Kein Patriotismus, sondern mögliche Gefährdung unserer Sicherheit“. Die Debatte folgt auf die Ankündigung der CDU, ihren Kurs gegenüber der AfD zu verschärfen.
Friedrich Merz bezeichnete die AfD kürzlich in einem Interview als „Hauptgegner“. Die Debatte folgt auch auf eine Warnung des thüringischen Innenministers Georg Maier, der den Verdacht äußerte, dass die AfD parlamentarische Anfragen gezielt nutzen könnte, um kritische Infrastruktur in Deutschland für Russland auszuspähen.
Die AfD weist die Vorwürfe vehement zurück. Tino Chrupalla bezeichnete sie im ZDF als „bodenlose Frechheit“. Die geplante Russlandreise dürfte nun den alten Vorwurf, die AfD sei „Putins Stimme im Bundestag“, erneut befeuern.










