Stand: 11.11.2025 11:34 Uhr
Im Streit um das Urheberrecht suchen viele Verlage in den USA die Zusammenarbeit mit OpenAI und Co., andere klagen gegen die KI-Unternehmen. Aber das ist nicht immer lukrativ.
Oft ist es der Zufall, so etwa im Jahr 2023: Auf der Welt spricht sich gerade mehr und mehr herum, was alles mit Künstlicher Intelligenz möglich ist. Viele probieren zum Beispiel ChatGPT aus – auch der Sohn des Autors David Baldacci. Er gab seinem Vater einen Hinweis:
ChatGPT hat Texte ausgespuckt, die sehr nach meinen aussahen, auch mit Figuren, die ich verwendet habe. Ich fühlte mich so verletzt, die haben ohne mein Wissen mein komplettes Werk verwendet.
Und vor allem nutzen die KIs die Werke, ohne dafür zu bezahlen. Wegen mutmaßlicher Urheberrechtsverstöße haben deshalb in den vergangenen Jahren Verlage diverse KI-Unternehmen verklagt.
New York Times verklagt KI-Firmen
Die New York Times und andere gehen zum Beispiel gegen die ChatGPT-Firma OpenAI und Microsoft vor. Der Autor Charles Graeber und zwei Kollegen haben die KI-Firma Anthropic verklagt. „Anstatt Autoren als wichtige Partner zu behandeln, wurden wir als kostenlose, natürliche Ressource genutzt und ausgebeutet“, klagt Graeber.
KIs können auch Bilder und Videos erstellen und wurden dafür mit Milliarden Fotos und riesigen Mengen Bewegtbild trainiert. Darunter befindet sich auch urheberrechtlich geschütztes Material. 2023 verklagte deshalb zum Beispiel die Fotoagentur Getty Images die KI-Firma Stability AI.
Songs von der KI
Für große Diskussionen sorgen auch Songs wie „How Was I Supposed to Know?“ von Xania Monet. Der Song hat es in den US-Radiocharts geschafft. Das Besondere: Er wurde mit Hilfe der KI-Software Suno erstellt.
Drei der größten Musiklabel: Universal, Sony und Warner, haben Suno und die Entwickler der Musiksoftware Udio AI verklagt. Sie sollen für ihre Tools massenhaft und illegal urheberrechtlich geschützte Songs verwendet haben.
Der Streit mit Suno läuft seit über einem Jahr, Universal hat sich Ende Oktober allerdings mit Udio geeinigt. Man wolle zusammenarbeiten, heißt es in einem Statement. Sie vereinbarten eine Kooperation. „Gemeinsam gestalten wir die technologische und geschäftliche Umgebung, die die Möglichkeiten der Musikproduktion und -nutzung grundlegend erweitern wird.“
Im nächsten Jahr soll eine kostenpflichtige Version von Udio starten. Um die Universal-Musik verwenden zu dürfen, wird die KI-Firma bezahlen müssen. Im Gegenzug wird sie aber nicht weiter von der Plattenfirma verklagt. Wie viel Geld dabei fließt, ist nicht bekannt. Mittlerweile arbeiten auch über 30 Verlage oder Nachrichtenagenturen mit KI-Firmen aus den USA zusammen. Der Axel Springer Verlag zum Beispiel mit OpenAI oder Reuters mit Microsoft und Meta.
The Atlantic sieht guten Deal
Einen dualen Weg geht das US-Magazin The Atlantic. Chef Nicholas Thompson erklärt: „Wir haben eine Partnerschaft mit OpenAI und verklagen gleichzeitig eine andere große KI-Firma – wir machen also beides.“
Sein Verlag verklage KI-Firmen, die illegal Texte abgreifen. Und ja, genau das habe auch OpenAI gemacht. Das hätten sie ohne Erlaubnis gemacht und wahrscheinlich Urheberrecht verletzt, erklärt Geschäftsführer Thompson. „Aber dann haben sie gesagt: Wir bezahlen für eure Daten und helfen euch, Traffic auf eure Seite zu lenken. Das ist ein guter Deal.“
Denn Chatbots und auch Google spucken auf Suchanfragen mittlerweile vor allem direkt Antworttexte aus. Das macht es für Verlage immer schwerer, Geld mit Werbeanzeigen auf ihren eigenen Seiten zu verdienen. Die KI-Firmen bezahlen also die Verlage und bekommen im Gegenzug Zugriff auf deren Inhalte.
Thompson erklärt: „Die wollen aktuelle Schlagzeilen, Breaking News für ihre Chatbots. Anbieter, die Journalismus machen, werden diese Inhalte lizenzieren können und damit Geld verdienen.“
Ums Geld verdienen geht es, deshalb streben viele Verlage Partnerschaften mit KI-Firmen an. Denn Gerichtsprozesse können sich über Jahre ziehen und die müssen nicht unbedingt lukrativ enden.
Am Ende bleiben nur ein paar Tausend Dollar
Das haben auch Autor Charles Graeber und seine Kollegen gespürt, die Anthropic verklagt haben. Ihnen wurden zwar 1,5 Milliarden Dollar zugesprochen – was viele aber missverstanden hätten. „Alle dachten, ich bin reich“, sagt Graeber. Er muss er sich den Betrag aber mit bis zu einer halben Million anderen Autoren teilen – ihm selbst stehen nur 6.000 US-Dollar zu.









