
„Stadtbild“-Diskussion Wie sicher sich die Menschen in Deutschland fühlen
Stand: 21.10.2025 15:08 Uhr
Kanzler Merz sorgt mit seiner Verknüpfung von Sicherheit und Migration beim „Stadtbild“ für Empörung. Wie steht es um das Sicherheitsgefühl in Deutschland? Hinweise gibt eine Studie aus dem Jahr 2020.
Unterstützer und Kritiker von Friedrich Merz rätseln, was der Bundeskanzler mit seiner Aussage zum „Stadtbild“ eigentlich sagen wollte. Auf Nachfrage hat er gestern auf die „Sicherheit im öffentlichen Raum“ verwiesen.
Kinder und vor allem Töchter würden bestätigen, dass es spätestens mit Einbruch der Dunkelheit ein Problem gebe. Das deckt sich mit einer Studie des Bundeskriminalamts, ist aber nur ein Teil des gesamten Bildes.
Sicherheitsempfinden auf hohem Niveau
Die Studie „Sicherheit und Kriminalität in Deutschland“ liefert regelmäßig einen Überblick, wie sicher sich die Menschen in Deutschland fühlen. Denn die subjektive Wahrnehmung muss nicht mit dem realen Kriminalitätsgeschehen übereinstimmen.
Das Bundeskriminalamt arbeitet gerade an der Neuauflage der Studie, die im Herbst 2025 vorgestellt werden sollte. Die vorliegenden Zahlen sind schon fünf Jahre alt. Sie basieren auf etwa 45.000 Interviews.
Die Befragung zeigt, dass das Sicherheitsempfinden der Menschen in Deutschland insgesamt auf einem hohen Niveau ist. Aber es gibt Unterschiede: Nachts fühlen sich nur knapp drei Viertel der Menschen in ihrer eigenen Wohngegend sicher, wenn sie allein unterwegs sind. In Bussen und Bahnen sind es weniger als die Hälfte.
Frauen sehen höheres Risiko
Frauen schätzen die Wahrscheinlichkeit, Opfer einer Straftat zu werden, höher ein als Männer. Die polizeiliche Kriminalstatistik verzeichnet aber mehr männliche Opfer. Es sind knapp 60 Prozent in allen Bereichen.
Bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sieht es anders aus. Laut Statistik sind in diesem Bereich mehr als 90 Prozent der Opfer Frauen.
Frauen ändern auch häufiger ihr Verhalten aus Angst vor einem Übergriff. Über die Hälfte der Frauen steigen nachts nicht in Busse und Bahnen. Sie meiden bestimmte Plätze oder Parks. Die Studie des Bundeskriminalamts kommt zu dem Schluss, dass sich Erwachsene zwischen 35 und 45 Jahren die größten Sorgen machen, Opfer einer Straftat zu werden.
Große Sorgen bei Menschen mit Migrationshintergrund
Besonders groß ist diese Sorge bei Menschen mit Migrationshintergrund. Die Autoren der BKA-Studie haben beobachtet, dass Menschen mit polnischem und türkischem Migrationshintergrund das Risiko, Opfer von Kriminalität zu werden, in fast allen Bereichen höher einschätzen als Menschen ohne Migrationshintergrund.
Die Täter sind bei den meisten Straftaten für die Opfer Unbekannte, bei Sexualstraftaten aber häufiger Personen aus dem näheren Umfeld des Opfers. Bei Gewaltdelikten sind die Täter in der Regel männlich.