Ermordung Khashoggis Trump erklärt bin Salman für unschuldig
Stand: 19.11.2025 01:38 Uhr
Erstmals seit der Ermordung des saudischen Journalisten Khashoggi ist Kronprinz bin Salman im Weißen Haus empfangen worden. Präsident Trump hält ihn in dem Fall für unschuldig – und stellt sich damit gegen US-Geheimdiensterkenntnisse.
US-Präsident Donald Trump hat den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman im Weißen Haus empfangen. Trump begrüßte den Prinzen mit einem Händedruck und legte ihm den Arm um die Schulter.
Es ist der erste Besuch des de facto mächtigsten Mannes in Saudi-Arabien im Weißen Haus seit dem international verurteilten Mord am saudischen Journalisten Jamal Khashoggi vor mehr als sieben Jahren. Bin Salmans Besuch hatte deshalb zuvor heftige Kritik von Journalisten und Menschenrechtsaktivisten hervorgerufen.
„Dinge geschehen“
Trump stellte dem saudischen Kronprinzen beim Treffen dagegen ein erstklassiges Zeugnis aus. Er sei „unglaublich, hinsichtlich Menschenrechten und allem anderen“ sagte Trump. Die Frage einer Journalistin zum Fall Khashoggi wies er ab. „Es sind Dinge geschehen, aber er wusste nichts davon, und wir können es dabei belassen“, sagte Trump. Der getötete Journalist sei zudem „extrem umstritten“ gewesen, betonte der Präsident.
Bin Salman nannte die Ermordung des Journalisten einen „Fehler“ und bekräftigte damit frühere Äußerungen. „Wir tun unser Bestes, dass so etwas nicht erneut passiert“, versicherte der Kronprinz.
Khashoggi hatte unter anderem als Kolumnist der Washington Post gearbeitet. 2018 war er im saudischen Konsulat getötet worden. Seine Leiche wurde zerstückelt und ist bis heute unauffindbar. Ein US-Geheimdienstbericht war nach der Tötung Khashoggis zu dem Schluss gekommen, dass bin Salman die Tötung des Reporters gebilligt hatte.
Khashoggi-Witwe appellierte an Trump
In einem am Montag (Ortszeit) ausgestrahlten Interview hatte Khashoggis Witwe Hanan Elatr Khashoggi dem Sender CNN gesagt, Bin Salmans Treffen mit Trump im Weißen Haus sei „sehr schmerzhaft“. Der mutmaßlich von saudiarabischen Agenten begangene Mord an ihrem Mann habe ihr „Leben zerstört“.
Sie erwarte, dass Washington die Tat bei den Gesprächen mit bin Salman berücksichtigen werde: „Ich hoffe, dass neben allen Geschäften und Waffenverkäufen auch die amerikanischen Werte der Menschenrechte“ im Blick behalten werden. Nach eigenen Angaben hatte sie Trump geschrieben und um seine Hilfe bei einer finanziellen Einigung mit Kronprinz bin Salman gebeten. Bislang fehle „echte Gerechtigkeit“.
Präsident Trump zeigt dem saudischen Kronprinzen bin Salman die Galerie mit Porträts ehemaliger Präsidenten in der Kolonnade des Weißen Hauses.
Erste Schritte in Richtung Israel
Bin Salman zeigte sich außerdem grundsätzlich offen für eine Verbesserung der Beziehungen seines Landes zu Israel. Er stellte in Aussicht, man wolle Teil der sogenannten Abraham-Abkommen für eine Normalisierung der Beziehungen werden. Trump hatte die Abraham-Abkommen, mit denen mehrere arabische Staaten die Beziehungen zu Israel normalisierten, 2020 während seiner ersten Amtszeit auf den Weg gebracht.
Der Kronprinz pochte aber auf eine Zweistaatenlösung, wonach es neben Israel auch einen unabhängigen palästinensischen Staat geben soll. Das lehnt die israelische Regierung aber ab. Ob es tatsächlich zu einer Normalisierung der Beziehungen zu Israel kommt, ist also unklar.
Große Versprechen auf beiden Seiten
Im Rahmen des Treffens mit dem US-Präsidenten kündigte Bin Salman außerdem an, geplante Investitionen in den USA auf eine Billion Dollar (rund 860 Milliarden Euro) aufzustocken. Das wären 400 Milliarden Dollar mehr als Saudi-Arabien im Mai bei einem Besuch Trumps in Aussicht gestellt hatte.
Trump wiederum billigte den Verkauf von Kampfflugzeugen vom Typ F-35 an Saudi-Arabien. Eine Lieferung käme einer bedeutenden politischen Wende gleich. Bislang wurden die modernen Tarnkappen-Flugzeuge in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben. Die israelische Armee hatte Kampfjets dieses Typs auch bei Angriffen auf Ziele im Iran eingesetzt – nach Ansicht von Militäranalysten sehr effektiv.
Beide Länder schlossen zudem eine Vereinbarung zur zivilen Atomkraft. Saudi-Arabien möchte dabei auf US-Technologie zurückgreifen – dies unterliegt jedoch strengen Regeln. Es wird erwartet, dass der US-Kongress ein solches Abkommen genau prüfen würde. Saudi-Arabien betont, dass das Land nicht nach Atomwaffen strebt.









