Affäre um Sexualstraftäter US-Repräsentantenhaus stimmt für Freigabe der Epstein-Akten
Stand: 18.11.2025 22:01 Uhr
Mit überwältigender Mehrheit hat das Repräsentantenhaus für die Freigabe der Epstein-Akten gestimmt: 427 Ja-Stimmen gegenüber einer Nein-Stimme. Es ist aber nur der erste von drei Schritten hin zu einer Veröffentlichung.
In der Affäre um Sexualstraftäter Jeffrey Epstein hat das US-Repräsentantenhaus für die Freigabe aller Akten gestimmt. Eine große Mehrheit der Abgeordneten votierte für ein Gesetz, das das Justizministerium dazu zwingen soll, die Dokumente zu veröffentlichen. 427 Ja-Stimmen standen einer Nein-Stimme gegenüber.
Konkret geht es um die Veröffentlichung von Ermittlungsakten. Laut dem Gesetzentwurf im Repräsentantenhaus sollen spätestens 30 Tage nach Inkrafttreten des Gesetzes diese Dokumente aus dem Justizministerium, der Staatsanwaltschaft und der Bundespolizei FBI veröffentlicht werden: Akten, die sich auf die Ermittlungen, Strafverfolgung und Haftangelegenheiten zu Epstein und seiner einstigen Vertrauten Ghislaine Maxwell beziehen. Maxwell sitzt nach einer Verurteilung im Gefängnis.
Außerdem sollen zum Beispiel Flugprotokolle des Privatjets Epsteins mit Passagierlisten veröffentlicht und damit Personen genannt werden, die mit ihm verkehrten. Auch sollen Dokumente zu Unternehmen, gemeinnützigen Organisationen oder staatlichen Stellen veröffentlicht werden, zu denen Verbindungen zu Epstein vermutet werden.
Abstimmung ging eine Petition voraus
Präsident Donald Trump hatte sich lange vehement gegen eine Offenlegung der Ermittlungsakten in dem Fall ausgesprochen. Kritiker werfen ihm vor, eine mögliche eigene Verstrickung in die Epstein-Affäre vertuschen zu wollen. Vergangene Woche hatten demokratische Abgeordnete allerdings E-Mails des verurteilten Sexualstraftäters bekräftigt, die Trump belasten und eine Mitwisserschaft nahelegen.
Am Sonntag gab Trump schließlich dem wachsenden Druck aus Politik und Gesellschaft nach und empfahl seinen Parteikollegen im Repräsentantenhaus, für das Vorhaben zu stimmen. Seine Zustimmung könnte auch den Senat bewegen, sich mit dem Entwurf zu befassen.
Eine kleine, parteiübergreifende Gruppe von Abgeordneten hatte im Juli eine Petition für die Freigabe der Akten eingereicht – ein Versuch, den republikanischen Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, zu umgehen, der eigentlich kontrolliert, welche Gesetzesvorlagen zur Abstimmung kommen.
Zunächst schien dies ein aussichtsloses Unterfangen zu sein – schließlich sagte Trump seinen Anhängern immer wieder, die Aufregung um den Fall Epstein sei von den Demokraten inszeniert. Doch sowohl Trump als auch Johnson scheiterten mit ihren Versuchen, die Abstimmung zu verhindern.
Vor der Abstimmung forderten mehrere mutmaßliche Opfer Epsteins vor dem Kapitol die Freigabe. „Bitte hören Sie auf, die Angelegenheit zu politisieren, es geht nicht um Sie, Präsident Trump“, sagte Jena-Lisa Jones, die nach eigenen Angaben als 14-Jährige von Epstein sexuell missbraucht wurde. „Ich habe für Sie gestimmt, aber Ihr Verhalten in dieser Angelegenheit ist eine nationale Blamage.“
Systematischer Missbrauch minderjähriger Mädchen
Der einflussreiche US-Multimillionär Epstein hatte über viele Jahre einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Er verging sich auch selbst an seinen Opfern. Nach seiner Verurteilung als Straftäter wurde der Fall Jahre später nochmals aufgerollt. Epstein wurde erneut festgenommen.
Der Finanzier aus New York starb 2019 mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle, noch vor einer möglichen weiteren Verurteilung. Im Obduktionsbericht wurde Suizid als Todesursache genannt.
Epsteins Tod und seine breiten Kontakte in die Welt der Reichen lösten Spekulationen über die mögliche Verwicklung einflussreicher Kreise aus. Vor seiner Festnahme waren Prominente und Milliardäre bei ihm ein- und ausgegangen. Auch Trump verbrachte Zeit mit Epstein, wie mehrere Party-Videos belegen.
Zwei weitere Zustimmungen für Veröffentlichung nötig
Nach dem „Ja“ des Repräsentantenhauses sind noch zwei weitere Schritte notwendig: Die zweite Kammer im Kongress, der von Republikanern kontrollierte Senat, muss ebenfalls zustimmen. Außerdem muss Trump als Präsident abschließend seine Unterschrift leisten, damit das Justizministerium angewiesen werden kann, die Ermittlungsakten zu öffnen.
Der republikanische Mehrheitsführer im Senat, John Thune, kündigte bereits eine schnelle Abstimmung an. Der Senat werde versuchen, die Vorlage so schnell wie möglich zu beschließen und sie dann schleunigst an Präsident Trump weiterleiten. Bisher hatte sich Thune zurückhaltend geäußert und erklärt, er vertraue darauf, dass das Justizministerium Informationen über die Ermittlungen gegen Epstein veröffentlichen werde.









