Stand: 21.11.2025 03:25 Uhr
Die Zeit wird knapp auf der Klimakonferenz in Belém – und das nicht nur wegen eines Brandes am Veranstaltungsort. Kurz vor dem offiziellen Ende sind strittige Fragen ungelöst. Ein Gipfel-Gewinner steht aber schon fest.
Am Donnerstag um kurz nach 14 Uhr Ortszeit – das ist am frühen Abend deutscher Zeit – wird es hektisch auf dem Gipfelgelände: Ein Feuer ist ausgebrochen. Viele Tausend Teilnehmende müssen schnellstens raus, auch die Minister. „Wir haben starke Feuer auf Videos gesehen. Wir hoffen, dass alles gut geht und keiner verletzt ist“, sagt Bundesumweltminister Carsten Schneider auf dem Weg nach draußen.
Wie sich herausstellt, ist ein Pavillon in der Blauen Zone in Brand geraten. Das ist der Bereich, in dem sich auch die Büros der Delegationen und das Pressezentrum befinden. Nach UN-Angaben hat die Feuerwehr das Feuer nach etwa sechs Minuten unter Kontrolle. 13 Menschen werden behandelt, weil sie Rauch eingeatmet haben.
Meterhohe Flammen waren am Donnerstag auf dem Konferenzgelände in Belém zu sehen.
„Die von Greenpeace sprechen einen gleich an“
Ansonsten ist Schneiders erster Klimagipfel bis dahin – aus seiner Sicht – ziemlich gut gelaufen: „Da läuft man denen von Greenpeace über den Weg und die sprechen einen gleich an. Das kenne ich vom Finanzbereich nicht, da sind es mehr die Bank-Lobbyisten, die da stehen.“
Während es dem Bundeskanzler in Belém nicht so gut gefallen hat, will der Umweltminister scheinbar gar nicht mehr weg: „Ich bin Angler und habe mir die Fische auf dem Markt angeguckt, habe mir Köder mitgenommen“, berichtet Schneider. „Die Leute sind sehr freundlich, es gefällt mir hier sehr gut. Auf die Dauer vielleicht ein bisschen warm für einen Thüringer, aber Land und Leute sind großartig.“
Deutschland gibt eine Milliarde Euro für Fonds
Auch beim Gipfel sind sich die Bundesregierung und Gastgeber Brasilien nähergekommen. Deutschland zahlt über zehn Jahre eine Milliarde Euro in einen Regenwaldfonds ein, aus dem Länder belohnt werden, die ihre Tropenwälder schützen. Außerdem greifen Deutschland und rund 80 weitere Staaten die Forderung des brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva auf, einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Nutzung von Kohle, Öl und Gas zu entwickeln.
Lula ruft seine Gäste in Belém zum gemeinsamen Handeln auf: „Es ist möglich, das ist möglich, lasst es uns gemeinsam angehen! Ich bin glücklich, dass ich in der Gewissheit gehe, dass meine Verhandlungsführer das beste Ergebnis erzielen werden, das je ein Klimagipfel für unseren Planeten hervorgebracht hat.“
„Stellen Sie Menschen über Profit!“
Dafür wird allerdings jetzt die Zeit noch knapper, weil wegen des Feuers die Verhandlungen stundenlang unterbrochen waren. Ein pünktliches Gipfelende am Freitagabend scheint kaum noch möglich. Darin wird sich Belém wohl von fast allen Klimakonferenzen davor nicht unterscheiden – es droht die Verlängerung. Denn strittige Fragen sind noch ungelöst.
„Jetzt ist Führung gefragt“, appelliert UN-Generalsekretär António Guterres an die Teilnehmenden. „Seien Sie mutig, folgen Sie der Wissenschaft, stellen Sie Menschen über Profit und behalten Sie das Ziel im Blick!“
Fragen der Finanzierung strittig
Guterres stellt sich hinter die Forderung von Entwicklungsländern, die Unterstützung für Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel bis 2030 zu verdreifachen, etwa um Dämme zu bauen oder Küsten zu befestigen. Hier scheint eine Einigung zumindest mit EU-Staaten möglich, wenn am Ende das Gesamtpaket stimmt.
Außerdem verlangen Länder des globalen Südens verlässliche Zusagen, dass die versprochene Klimafinanzierung insgesamt wirklich fließt. Die Staatenvertreterinnen und -vertreter beraten darüber hinaus, wie sie mit der Lücke umgehen zwischen den bisher eingereichten Klimazielen und dem was eigentlich nötig wäre, um die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu halten. Ob Ölstaaten die Idee eines Ausstiegsfahrplanes für fossile Brennstoffe passieren lassen, ist offen.
Die Zivilgesellschaft konnte punkten
Ein Gipfel-Gewinner steht schon fest: die Zivilgesellschaft. Besonders indigene Gruppen aus dem Amazonasgebiet kamen in Belém in den vergangenen anderthalb Wochen zu Wort. Zu ihnen gehört auch eine Frau aus der Region Mato Grosso, die sagt: „Wir fordern: Schützt die Ökosysteme Brasiliens, den Cerrado, das Pantanal, den Amazonas! Wir fordern die Menschen auf, voranzugehen. Und wir indigene Frauen, die Hüterinnen des Waldes sagen: Wir sind die Lösung!“
Nach Ansicht mancher Teilnehmender ist der Gipfel schon ein Erfolg, bevor er überhaupt ein Ergebnis beschlossen hat – weil in Belém fast 200 Staaten um gemeinsame Lösungen beim Klimaschutz gerungen haben, während die US-Regierung unter Donald Trump zwischenstaatliche Zusammenarbeit ablehnt und sich aus dem internationalen Klimaschutz verabschiedet. Natürlich wäre nach Ansicht der meisten ein ehrgeiziger Beschluss in Belém noch viel besser.









