marktbericht
Kursverluste zum Handelsstart DAX-Anleger in Sorge wegen möglicher KI-Blase
Stand: 11.12.2025 11:04 Uhr
Trotz der erwarteten Leitzinssenkung durch die US-Notenbank startet der DAX im Minus. Die Sorgen wegen des Boom-Themas Künstliche Intelligenz sind zurück. Grund sind enttäuschende Zahlen eines US-Softwarekonzerns.
Kaum ist das Rätselraten um die Leitzinsen beendet, beherrscht quasi über Nacht ein neues Thema die Märkte: Die Sorge vor einer Überbewertung der KI-Aktien ist zurück. Grund sind die Geschäftszahlen des US-Softwareunternehmens Oracle, die schlechter ausfielen als gedacht. Entsprechend zurückhaltend gingen Anleger am deutschen Aktienmarkt in diesen neuen Handelstag.
Der deutsche Leitindex gab im frühen Handel um 0,4 Prozent auf 24.032 Punkte nach. Ans DAX-Ende fielen SAP-Aktien, die von den – aus Analystensicht – enttäuschenden Zahlen des US-Konkurrenten mit nach unten gezogen werden.
Zahlen sich die Investitionen in KI irgendwann aus?
Das US-Cloud-Unternehmen Oracle hatte am Vorabend Zahlen vorgelegt. Zwar stieg der Umsatz dank der Geschäfte mit Produkten für den KI-Einsatz kräftig, doch blieb das Wachstum in diesem Bereich hinter den Erwartungen zurück. Zudem wurden höhere Investitionen in KI-Datenzentren angekündigt. Zunehmend fragen sich Investoren, ob sich die milliardenschweren Investitionen in Rechenzentren für Künstliche Intelligenz am Ende auch auszahlen werden.
„Die hohen Investitionen im KI-Sektor beunruhigen“, so Thomas Altmann, Portfoliomanager von QC Partners. Heute müsse der DAX den Gegenwind von der Nasdaq aushalten, stellt Altmann fest. Dieser wichtige US-Index enthält vor allem Technologiewerte, und der Future auf den Nasdaq 100 lässt nach dem Oracle-Debakel einen schwachen Start erwarten.
US-Börsen reagieren positiv auf Fed-Entscheid
Gestern hatten Anleger an der Wall Street noch erfreut auf die Zinssenkung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) reagiert. Die Fed hatte zum dritten Mal in Folge den Leitzins gesenkt, was dem Leitindex Dow Jones Industrial den höchsten Stand seit Mitte November bescherte – als sich das Börsenbarometer zu einem Rekordhoch aufgeschwungen hatte.
An den US-Börsen stand zur Schlussglocke für den Dow ein Aufschlag von gut einem Prozent auf 48.057 Zähler zu Buche. Der breit gefasste S&P 500 legte um 0,7 Prozent auf 6.886 Punkte zu. Für den technologielastigen Nasdaq 100 ging es um 0,4 Prozent nach oben auf 25.776 Punkte.
IfW senkt Prognose für Deutschland 2026
Unterdessen hat ein wichtiges Wirtschaftsforschungsinstitut seine Wachstumsprognose für Deutschland gesenkt. Das Bruttoinlandsprodukt werde im kommenden Jahr um ein Prozent zulegen und damit langsamer als im Sommer mit 1,3 Prozent vorhergesagt, wie aus der heute veröffentlichten Winterprognose des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) hervorgeht. Für 2025 wird unverändert mit einem Mini-Plus von 0,1 Prozent gerechnet, nachdem Europas größte Volkswirtschaft zuvor zwei Jahre in Folge geschrumpft war.
„Die deutsche Wirtschaft hat sich auf niedrigem Niveau stabilisiert“, lautet das Fazit der Forscher um Konjunkturchef Stefan Kooths. „Für mehr als ein mageres Plus reicht es aber bislang nicht.“ Künftig setze die expansive Finanzpolitik dann Impulse. Das vergleichsweise hohe Wachstum in den kommenden beiden Jahren kaschiere jedoch die schlechten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Für 2027 wurde die Prognose von 1,2 auf 1,3 Prozent angehoben.
Baubranche schöpft wieder Zuversicht
Leicht positive Signale kommen heute dagegen aus der Baubranche. Die seit Jahren krisengeplagte Branche rechnet mit einer baldigen Trendwende. Der Zentralverband Deutsches Baugewerbe (ZDB) erwartet für dieses Jahr ein leichtes Umsatzplus von 0,6 Prozent. Für 2026 könnten es sogar 2,5 Prozent werden. „Die Bauwirtschaft hat die Talsohle durchschritten“, sagte ZDB-Präsident Wolfgang Schubert-Raab. Besonders die Sondermittel aus dem 500 Milliarden Euro schweren Topf zur Modernisierung der Infrastruktur sorgten wieder für eine Perspektive.
„Atemberaubende Pläne“ der Munich Re überzeugen Anleger
Unter den Einzelwerten sind die Papiere des Versicherungskonzerns Munich Re heute im Fokus der Anleger. Sie klettern während des Kapitalmarkttags des Unternehmens mit bis zu 2,2 Prozent Kursplus an die DAX-Spitze. Munich Re hatte gestern bereits vorab neue Ziele bis 2030 veröffentlicht.
Die neuen Pläne seien nicht weniger als „atemberaubend“, schrieb Jefferies-Analyst Philip Kett. Der Markt habe das gute Branchenumfeld für Rückversicherer zwar durchaus erkannt, die neuen Ziele seien aber noch einmal deutlich besser als gedacht.
Asiatische Börsen verlieren nach Oracle-Ausblick
In Tokio gab der Nikkei-Index ein Prozent auf 50.099 Punkte nach. Besonders KI-nahe Werte wie die SoftBank Group, die fünf Prozent verlor, standen unter Druck. Die Börse in Shanghai verlor 0,5 Prozent.










