In einem viel beachteten Rechtsstreit um Künstliche Intelligenz und Urheberrechte ist es zu einem spektakulären Vergleich gekommen. Anthropic, neben Open AI eine der bekanntesten Firmen im Bereich Künstliche Intelligenz, hat zugestimmt, einer Gruppe von Autoren 1,5 Milliarden Dollar zu zahlen, um eine im vergangenen Jahr eingereichte Klage beizulegen. Die Autoren hatten Anthropic „Diebstahl urheberrechtlich geschützter Werke in großem Stil“ vorgeworfen. Schon in der vergangenen Woche war publik geworden, dass die Parteien sich auf einen Vergleich geeinigt haben, nun aber sind auch die Konditionen bekanntgegeben worden, und es ist eine üppige Summe. Der Vergleich deckt 500.000 Bücher ab, und Anthropic hat sich bereit erklärt, für jedes von ihnen 3000 Dollar zu zahlen.
Dies ist der erste größere Vergleich in einem Urheberrechtsstreit, der sich um KI dreht, und er könnte Signalwirkung haben. In den USA sind mehr als 40 Klagen gegen Anbieter von KI-Technologien wegen Verletzung von Urheberrechten eingereicht worden. Seit Open AI im Herbst 2022 sein KI-System ChatGPT herausgebracht hat, wird heftig darüber diskutiert, inwiefern solche Technologien Urheberrechte verletzen, weil die Hersteller bei deren Entwicklung auf gewaltige Informationsmengen im Internet zurückgreifen.
Open AI ist zum Beispiel von der „New York Times“ verklagt worden, und gegen Anthropic sind auch nach diesem Vergleich noch weitere Klagen anhängig, darunter von Musikverlagen und von der Onlineplattform Reddit. Seit einiger Zeit schließen KI-Unternehmen verstärkt Lizenzabkommen mit den Inhabern von Urheberrechten, mit denen sie sich Zugang zu Inhalten verschaffen. Beobachter meinen, der jetzt geschlossene Vergleich mit den Autoren könnte zu weiteren solchen Vereinbarungen führen.
Die Klage gegen Anthropic wurde ursprünglich von drei Autoren eingereicht. Sie warfen dem Unternehmen vor, Raubkopien ihrer Werke heruntergeladen und kopiert zu haben, um damit sein KI-Programm Claude zu trainieren. „Anthropic hat nicht einmal den Versuch unternommen, die Kläger für die Nutzung ihrer Werke zu bezahlen.“ Im Juni dieses Jahres traf der zuständige Richter in dem Fall eine Entscheidung, die ein Teilerfolg für Anthropic war. Er erklärte die Verwendung von Büchern zum KI-Training nach der sogenannten „Fair Use“-Klausel im amerikanischen Urheberrecht für rechtens, sofern sie zuvor legal erworben wurden, weil die Technologie daraus etwas Neues mache. Er sagte allerdings auch, dies gelte nicht für Werke, die als Raubkopien beschafft worden seien.
Damit blieb Anthropic in dem Rechtsstreit anfällig für Schadenersatzforderungen, und für den Dezember war ein Prozess angesetzt. Offenbar wollte das Unternehmen dies vermeiden und hat sich stattdessen auf einen Vergleich eingelassen. Dieses Abkommen muss noch vom Richter genehmigt werden.
Anthropic hat erst vor wenigen Tagen in einer Finanzierungsrunde 13 Milliarden Dollar von Investoren eingesammelt und ist dabei mit 183 Milliarden Dollar bewertet worden. Das Unternehmen teilte mit, sein gegenwärtiger Umsatz liege aufs Jahr hochgerechnet bei 5 Milliarden Dollar. Vor acht Monaten seien es erst eine Milliarde Dollar gewesen. Anthropic hat nach eigenen Angaben heute mehr als 300.000 Unternehmenskunden. Zum Investorenkreis gehören große Technologiekonzerne wie Amazon und Google.