„Ich habe das Recht zu tun, was ich will. Ich bin der Präsident der Vereinigten Staaten“, sagt Donald Trump heute. Hier tritt er im Wahlkampf im Juni 2024 in Florida auf. © Damon Winter/NYT/laif
Donald Trump: Er muss kein Diktator werden. Und genau darum geht es
Donald Trump kopiert nicht den Faschismus. Doch er entwickelt ein neues System, das mit Geld Gewalt ausübt. Was sich hinter den vier Regeln seines Machtspiels verbirgt.
Laut Karl Marx entfalten sich die Dramen der Geschichte zweimal – erst als Tragödie, dann als Farce. Was nach dem Horror des 20. Jahrhunderts in Trump-Land abläuft, ist keine Farce, aber auch nicht Faschismus 2.0, wie nervöse Seelen wähnen. Diese Optik verstellt den Blick auf die Bauweise eines ganz neuen Machtsystems. Die Herrschsucht frisst sich ohne Schwarz- und Braunhemden durch die Republik. Es ist kein Staatsstreich, das Kapitol brennt nicht wie einst der Reichstag.
Die alten Totalitären machten keine Witze. Donald Trump tut’s, um sein Volk zu kalmieren. Ende 2023 gefragt, ob er je die Macht an sich reißen würde, feixte er: „Nur am ersten Tag.“ Dann, vor einigen Tagen, erklärte er: „Viele sagen: Vielleicht mögen wir einen Diktator.“ Um treuherzig nachzuschieben: „Ich bin kein Diktator.“ Muss er auch nicht sein – das ist der Kern der neuen Machttechnik.