Zwischen Luxus und Restriktionen Dubai lockt mit Sonne und Steuerfreiheit – doch das Paradies hat Schattenseiten
Istanbul · Die bevölkerungsreichste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist bei Zuwanderern besonders beliebt – auch bei Deutschen. Doch strikte Moralgesetze und politische Unterdrückung werfen Schatten auf das vermeintliche Paradies.
Der Burj Khalifa in Dubai, das höchste Gebäude der Welt. (Archivbild)
Foto: Altaf Qadri/AP/dpa/Altaf Qadri
Steuerfrei mit Sonnengarantie – wie der TV-Star Verona Pooth wollen auch andere Deutsche nach Dubai umziehen. Die reiche Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bietet viel Sonne, einen hohen Lebensstandard und nimmt keine Einkommensteuer. Die VAE wollen reiche Ausländer und Investoren für sich gewinnen. Doch das Paradies hat auch Schattenseiten. Politische Parteien sind verboten, die Herrscherfamilie unterliegt keiner Kontrolle, Bürgerrechte sind stark eingeschränkt. Auch westliche Staatsbürger sind in Dubai schon festgenommen und lange in Haft gehalten worden.
Einwanderungsboom in Dubai
Allein im ersten Halbjahr 2024 zogen rund 220.000 Menschen aus aller Welt nach Dubai, Hauptstadt eines von sieben Emiraten in der Föderation der VAE. Die Lage der Stadt zwischen Europa und Asien ziehe viele Neubürger an, sagte Amira Sajwani, Chefin der Immobilienfirma Damac bei der Vorstellung eines neuen Bauprojekts in Dubai. Die Nachfrage ist nach ihren Worten so groß, dass internationale Interessenten bei einigen Bauvorhaben innerhalb weniger Stunden nach Veröffentlichung schon mit hohen Summen zuschlagen.
Der Boom hat einen Grund: Dubai hat alles, was Neuankömmlinge aus relativ reichen Ländern wie Deutschland wollen. Die Sonne scheint fast immer. Zuzügler müssen kein Arabisch sprechen, sondern kommen mit Englisch durch. Einkommen, Renten und Kapitalerträge sind steuerfrei, internationale Flugverbindungen vielfältig und bequem.
Mehrere Agenturen haben sich auf deutsche Einwanderer in Dubai spezialisiert. Unter den vier Millionen Einwohnern der Stadt am Persischen Golf sind die rund 15.000 Bundesbürger eine relativ kleine Gruppe: Die Bevölkerung von Dubai besteht zu 90 Prozent aus Ausländern, darunter zwei Millionen Inder, rund 250.000 Briten und 50.000 Amerikaner.
Neuankömmlinge brauchen für eine Ansiedlung einen Arbeitsvertrag mit einem Unternehmen in Dubai, können sich eine Aufenthaltsgenehmigung aber auch durch den Kauf einer Immobilie oder durch eine Firmengründung sichern. Eine Sonderkategorie für „Kreative“ kann Künstlern oder Influencern den Weg nach Dubai ebnen.
Dubai investiert in Kultur und Sport
Zu den Vorzügen von Dubai gehört das internationale Flair der Stadt mit dem höchsten Gebäude der Welt, dem 830 Meter hohen Burj Khalifa. Dubai und der Rest der VAE bereiten sich auf die Zeit nach Öl und Gas vor und wollen wie die Nachbarn Katar und Saudi-Arabien internationale Investoren anlocken.
Für dieses Ziel investieren die VAE und ihre Mitbewerber in kulturelle und sportliche Großereignisse wie Gastspiele von Coldplay und anderen Weltstars sowie Formel-Eins-Rennen. Viele Bars, Restaurants und Hotels in Dubai schenken Alkohol aus. Dubai könnte Ibiza als „Party-Hauptstadt der Welt“ ablösen, berichtete das Online-Magazin Cosmopolitan Middle East im vergangenen Jahr.
Freiheitsindex weist Dubai als „unfrei“ aus
Die große Freiheit wartet in Dubai aber nicht. Die VAE werden von Herrscherfamilien regiert, die keinen Widerspruch dulden, weder in der Politik noch in der eigenen Familie. Zwei Töchter von Mohammed bin Rashid al-Maktum, dem Herrscher von Dubai, flohen aus der Obhut ihres Vaters und wurden laut einem britischen Gerichtsurteil gewaltsam nach Hause zurückgebracht und in Hausarrest gesteckt.
Auf dem Freiheitsindex der britischen Denkfabrik Freedom House kommen die VAE nur auf 18 von 100 Punkten und gelten damit als „unfrei“; Deutschland erreicht bei Freedom House 95 Punkte. In den VAE sitzen Dissidenten und Menschenrechtler im Gefängnis. Meinungsäußerungen und Versammlungen würden bestraft, sagt Amnesty International.
Das gilt auch für Ausländer. Im vergangenen Jahr wurden 57 Bangladeschis festgenommen, zu Gefängnisstrafen verurteilt und abgeschoben, weil sie in den UAE an einer Demonstration gegen die Zustände in ihrem Heimatland teilgenommen hatten. Eine Universität in der VAE-Hauptstadt Abu Dhabi warf einen ausländischen Studenten aus dem Land, der bei einer Abschlussfeier pro-palästinensische Parolen gerufen hatte.
Strenge islamisch-konservative Gesetze
Auch Vorschriften zur Durchsetzung islamisch-konservativer Moralvorstellungen können Ausländern in den VAE zum Verhängnis werden. Homosexualität ist strafbar, doch auch Heterosexuelle müssen aufpassen, wie Radha Stirling kritisiert, Chefin von Detained in Dubai, einer auf die VAE spezialisierten Anwaltskanzlei und Lobbyfirma.
Jüngstes Beispiel ist der Fall von Marcus Fakana, einem britischen Teenager, der fast ein Jahr in den VAE in Haft saß, bevor er vor wenigen Wochen nach London heimkehren konnte. Fakana war verurteilt worden, weil er während seiner Ferien in den VAE mit einer jungen Britin schlief – in den Emiraten ist Sex außerhalb der Ehe verboten. Der junge Mann sei Opfer eines „zutiefst ungerechten Systems“ geworden, erklärte Stirling.
Zwischen Luxus und Restriktionen Dubai lockt mit Sonne und Steuerfreiheit – doch das Paradies hat Schattenseiten
Istanbul · Die bevölkerungsreichste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate ist bei Zuwanderern besonders beliebt – auch bei Deutschen. Doch strikte Moralgesetze und politische Unterdrückung werfen Schatten auf das vermeintliche Paradies.
Der Burj Khalifa in Dubai, das höchste Gebäude der Welt. (Archivbild)
Foto: Altaf Qadri/AP/dpa/Altaf Qadri
Steuerfrei mit Sonnengarantie – wie der TV-Star Verona Pooth wollen auch andere Deutsche nach Dubai umziehen. Die reiche Stadt in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bietet viel Sonne, einen hohen Lebensstandard und nimmt keine Einkommensteuer. Die VAE wollen reiche Ausländer und Investoren für sich gewinnen. Doch das Paradies hat auch Schattenseiten. Politische Parteien sind verboten, die Herrscherfamilie unterliegt keiner Kontrolle, Bürgerrechte sind stark eingeschränkt. Auch westliche Staatsbürger sind in Dubai schon festgenommen und lange in Haft gehalten worden.
Einwanderungsboom in Dubai
Allein im ersten Halbjahr 2024 zogen rund 220.000 Menschen aus aller Welt nach Dubai, Hauptstadt eines von sieben Emiraten in der Föderation der VAE. Die Lage der Stadt zwischen Europa und Asien ziehe viele Neubürger an, sagte Amira Sajwani, Chefin der Immobilienfirma Damac bei der Vorstellung eines neuen Bauprojekts in Dubai. Die Nachfrage ist nach ihren Worten so groß, dass internationale Interessenten bei einigen Bauvorhaben innerhalb weniger Stunden nach Veröffentlichung schon mit hohen Summen zuschlagen.
Der Boom hat einen Grund: Dubai hat alles, was Neuankömmlinge aus relativ reichen Ländern wie Deutschland wollen. Die Sonne scheint fast immer. Zuzügler müssen kein Arabisch sprechen, sondern kommen mit Englisch durch. Einkommen, Renten und Kapitalerträge sind steuerfrei, internationale Flugverbindungen vielfältig und bequem.
Mehrere Agenturen haben sich auf deutsche Einwanderer in Dubai spezialisiert. Unter den vier Millionen Einwohnern der Stadt am Persischen Golf sind die rund 15.000 Bundesbürger eine relativ kleine Gruppe: Die Bevölkerung von Dubai besteht zu 90 Prozent aus Ausländern, darunter zwei Millionen Inder, rund 250.000 Briten und 50.000 Amerikaner.
Neuankömmlinge brauchen für eine Ansiedlung einen Arbeitsvertrag mit einem Unternehmen in Dubai, können sich eine Aufenthaltsgenehmigung aber auch durch den Kauf einer Immobilie oder durch eine Firmengründung sichern. Eine Sonderkategorie für „Kreative“ kann Künstlern oder Influencern den Weg nach Dubai ebnen.
Dubai investiert in Kultur und Sport
Zu den Vorzügen von Dubai gehört das internationale Flair der Stadt mit dem höchsten Gebäude der Welt, dem 830 Meter hohen Burj Khalifa. Dubai und der Rest der VAE bereiten sich auf die Zeit nach Öl und Gas vor und wollen wie die Nachbarn Katar und Saudi-Arabien internationale Investoren anlocken.
Für dieses Ziel investieren die VAE und ihre Mitbewerber in kulturelle und sportliche Großereignisse wie Gastspiele von Coldplay und anderen Weltstars sowie Formel-Eins-Rennen. Viele Bars, Restaurants und Hotels in Dubai schenken Alkohol aus. Dubai könnte Ibiza als „Party-Hauptstadt der Welt“ ablösen, berichtete das Online-Magazin Cosmopolitan Middle East im vergangenen Jahr.
Freiheitsindex weist Dubai als „unfrei“ aus
Die große Freiheit wartet in Dubai aber nicht. Die VAE werden von Herrscherfamilien regiert, die keinen Widerspruch dulden, weder in der Politik noch in der eigenen Familie. Zwei Töchter von Mohammed bin Rashid al-Maktum, dem Herrscher von Dubai, flohen aus der Obhut ihres Vaters und wurden laut einem britischen Gerichtsurteil gewaltsam nach Hause zurückgebracht und in Hausarrest gesteckt.
Auf dem Freiheitsindex der britischen Denkfabrik Freedom House kommen die VAE nur auf 18 von 100 Punkten und gelten damit als „unfrei“; Deutschland erreicht bei Freedom House 95 Punkte. In den VAE sitzen Dissidenten und Menschenrechtler im Gefängnis. Meinungsäußerungen und Versammlungen würden bestraft, sagt Amnesty International.
Das gilt auch für Ausländer. Im vergangenen Jahr wurden 57 Bangladeschis festgenommen, zu Gefängnisstrafen verurteilt und abgeschoben, weil sie in den UAE an einer Demonstration gegen die Zustände in ihrem Heimatland teilgenommen hatten. Eine Universität in der VAE-Hauptstadt Abu Dhabi warf einen ausländischen Studenten aus dem Land, der bei einer Abschlussfeier pro-palästinensische Parolen gerufen hatte.
Strenge islamisch-konservative Gesetze
Auch Vorschriften zur Durchsetzung islamisch-konservativer Moralvorstellungen können Ausländern in den VAE zum Verhängnis werden. Homosexualität ist strafbar, doch auch Heterosexuelle müssen aufpassen, wie Radha Stirling kritisiert, Chefin von Detained in Dubai, einer auf die VAE spezialisierten Anwaltskanzlei und Lobbyfirma.
Jüngstes Beispiel ist der Fall von Marcus Fakana, einem britischen Teenager, der fast ein Jahr in den VAE in Haft saß, bevor er vor wenigen Wochen nach London heimkehren konnte. Fakana war verurteilt worden, weil er während seiner Ferien in den VAE mit einer jungen Britin schlief – in den Emiraten ist Sex außerhalb der Ehe verboten. Der junge Mann sei Opfer eines „zutiefst ungerechten Systems“ geworden, erklärte Stirling.